Höllenkalt
Klappentext:
„Áróra Jónsdóttir lebt in London und ist Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität – sie spürt Geld auf, das illegal in Steuerparadiesen und auf Offshore-Konten versteckt ist, und sie ist sehr gut in ihrem Job. Privat ist Áróra eher eigenbrötlerisch. Zu ihrer Familie hat sie wenig Kontakt, und als ihre Mutter sie bittet, nach Island zu fahren, um nach ihrer älteren Schwester Ísafold zu schauen, die sich nicht mehr meldet, ist sie genervt. Dennoch macht sie sich auf nach Reykjavík und muss bald erkennen, dass Ísafold tatsächlich spurlos verschwunden ist. Áróra stellt Björn, den brutalen, mit Drogen dealenden Freund ihrer Schwester zur Rede und befragt die Nachbarn, die genau wie Björn ausweichend reagieren. Wurde Ísafold Opfer eines Verbrechens? Verzweifelt bittet sie den Polizisten Daníel um Hilfe, doch auch ihm erscheint die Situation mehr als rätselhaft. Auf ihrer atemlosen Suche wird Áróra nicht nur mit der Entfremdung von ihrer eigenen Schwester konfrontiert, sondern auch mit ungeahnten menschlichen Abgründen ...“
Diese neue Krimireihe mit Drehort Island beginnt mit diesem Band 1 namens „Höllenkalt“. Unsere Ermittlerin Áróra Jónsdóttir hat ihren eigenen Kopf und ich muss gestehen, nach beenden des Buches, ich empfand das recht sympathisch. Sie ist wie sie ist aber alles hat auch einen Ursprung. Der Schauplatz Island hat ein besonderes Flair welches mir sehr vertraut ist und den Leser wirklich sofort einnimmt. Durch die verschiedenen Blickwinkel, die beleuchtet werden, und hier und da auch sehr gut positionierte Rückblenden, erkennen wir Leser einfach mehr und alles wird deutlicher. Die Schwesternbindung zwischen Áróra und Ísafold wird ebenfalls immer deutlicher und der Leser springt schnell auf den Spannungsbogen auf und darf sich gekonnt treiben lassen. Die Geschichte ist recht kurzweilig aber verliert keine Spannung. Als Áróra Jónsdóttir Hilfe annehmen muss bezüglich der Suche ihrer Schwester , nimmt das Rätsel seinen großen Lauf und somit steigt die Spannung auf die Folgebände! Fazit: Spannend, tolle Location, kurzweilig und eine Ermittlerin, die ihren eigenen Kopf hat. 4 sehr gute Sterne hierfür!
„Der rote Rucksack mit den Ponys darauf war das Letzte, war von den Mädchen zu sehen war. Dann verschwanden sie.“ (Zitat Seite 16)
Inhalt
Hildur Rúnarsdóttir hat Geschichte studiert, wollte aber keine akademische Laufbahn einschlagen. Zu sehr ist sie von ihrer Vergangenheit geprägt und immer noch auf der Suche nach Antworten, denn ihre beiden jüngeren Schwestern sind vor beinahe fünfundzwanzig Jahren eines Nachmittags spurlos verschwunden. Seit nunmehr zehn Jahren ist Hildur zurück in ihrer alten Heimat Ísafjörður und leitet als Kriminalbeamtin die Abteilung für vermisste Kinder im Verwaltungsbezirk Westfjorde. Als im November 2019 eine Lawine ein Gebiet mit Sommerhäusern unter sich begräbt, werden auch Hildur, ihr neuer Kollege Jakob Johanson, ein finnischer Polizist, und ihre Chefin Beta zu Hilfe gerufen, denn angeblich war eines der Häuser bewohnt. Es gibt tatsächlich einen Toten, doch dieser ist eindeutig ermordet worden. Damit beginnt eine Serie von Morden, die auf den ersten Blick überhaupt nichts gemeinsam haben, doch Hildur ist überzeugt, dass es einen Zusammenhang gibt.
Darum geht es
Dieser Kriminalroman, Band eins der Hildur-Reihe, spielt in Island. Im Mittelpunkt stehen unterschiedliche Ereignisse, die teilweise in der Vergangenheit stattgefunden haben, und rätselhafte Mordfälle in der Gegenwart. Weitere Themen sind Verlust, Familie, Beziehungen und das Leben in einem abgelegenen, wilden Teil Islands im grauen Wintermonat November.
Meine Meinung
Hildur liebt das Surfen im unbeständigen, stürmischen Meer, um den Kopf freizubekommen, Jakob dagegen strickt Pullover in den komplizierten isländischen Mustern. Dieses interessante, sympathische Ermittlerteam in Kombination mit einer spannenden Handlung, einer glaubhaften Geschichte mit Tiefgang, und lebhaften Schilderungen der beeindruckenden Natur und Landschaft Islands garantieren ein facettenreiches Lesevergnügen.
1983, in einem stillgelegten Tuberkulose-Sanatorium in einer ländlichen Gegend Islands. Die junge Tinna kommt wie üblich morgens um sieben an ihren Arbeitsplatz, und normalerweise ist sie die erste. Doch diesmal ist ihre Chefin Yrsa schon vor Ort und liegt ermordet über ihren Schreibtisch gelehnt. Zwei Finger sind abgeschnitten - offensichtlich wurde sie vor ihrem Tod gefoltert. Von der Polizei kommt ein Ermittler namens Sverrir, der binnen kurzem den Hausmeister Broddi verhaftet. Unter anderem aufgrund einer Bemerkung Tinnas, die behauptet, am Tag der Tat Blutflecken an Broddis Kleidung gesehen zu haben. In Wahrheit weiß Tinna gar nicht recht, was sie sagt; sie möchte sich gern bedeutend vorkommen, vor allem gegenüber dem netten jungen Sverrir. Doch es gibt keine Beweise gegen Broddi, er ist schnell wieder auf freiem Fuß. Und dann stürzt sich auch noch der Chefarzt aus dem Fenster ...
All das ist Inhalt einer Akte, die im Jahr 2012 nicht mal als Cold Case gilt; der Fenstersturz dieses Arztes wurde als Selbstmord und implizites Geständnis angesehen. Doch der Jurastudent Helgi, der sich kürzlich bei der Polizei beworben hat, macht den Fall zum Thema seiner Abschlussarbeit - und nimmt sogar selbst einige Nachforschungen auf, denn die meisten Beteiligten leben noch und erinnern sich an die Ereignisse vor dreißig Jahren. Bei dem Namen Helgi mag es bei manchem Fan der Hulda-Serie klingeln: Er ist der Nachfolger der Ermittlerin Hulda, die unter beschämenden Umständen in den Ruhestand entlassen wird, wie aus der Trilogie bekannt. Chef Magnus kann es gar nicht erwarten, dass Hulda endlich ihr Büro räumt und den Schreibtisch Helgi überlässt. Diese Geschichte ist ein Nebenstrang in "Frost". Wie hier mit "Islands einsamster Kommissarin" Hulda umgegangen wird, ist so richtig schlimm; darüber kann Jónassons neutraler, fast schon dokumentarischer Stil nicht hinwegtäuschen.
Überhaupt - Jónassons Stil, das ist ein Punkt für sich. Er ist so schlicht, dass er beinahe gar nicht vorhanden ist. Wer die erzählerische Raffinesse in der Hulda-Trilogie kennt, wird sich fragen, wie weit diese Schlichtheit Kalkül ist. Sicher ist, dass alle Beteiligten etwas zu verbergen haben. Doch die eigenartige Zurückhaltung des Autors, der vieles, auch äußerst dramatische Momente, nur in der Rückschau und als vage Erinnerung berichtet, weckt bei der Leserin immer wieder den Verdacht, dass der Autor bewusst Denkfallen aufstellt. So war ich bei einer Nebenperson lange im Zweifel, ob sie überhaupt körperlich existiert oder bloß eine Einbildung oder Erinnerung einer anderen Person ist (wer das Buch kennt, weiß vermutlich, wen ich meine). Am Ende löst sich alles einigermaßen zufriedenstellend auf; trotzdem - auch wegen Huldas Schicksal, das Jonasson-Fans ja schon bekannt ist - bleibt über dem ganzen Geschehen ein eigentümlicher Grauschleier. Das Leben bringt wenig Freuden in Island, zumal Jonasson jedes Lokalkolorit ausspart.
Apropos Lokalkolorit: Für mich ist der Milieu-Rahmen des Geschehens bis zum Ende nicht ganz schlüssig. Zum einen erscheint die Polizei wie ein Privatunternehmen, in dem Leute nach Sympathie eingestellt und abgeschoben werden, wie es dem Chef in den Kram passt. Vielleicht ist unser Deutschland mit seinem Berufsbeamtentum da nicht gerade maßgebend - trotzdem muss es bei der Stellenvergabe nicht wie auf dem Basar zugehen. Und vor allem verstehe ich den Schauplatz der Morde in den Achtzigerjahren nicht. In der Klinik gibt es nämlich keine Patienten mehr. Es arbeiten dort noch einige Ärzte, Pflegepersonal und ein Hausmeister, doch womit und woran eigentlich, das erfahren wir nicht wirklich. "Analysen, Studien und Optimierung von Arbeitsabläufen" finden in der stillgelegten Klinik statt, heißt es auf Seite 15, und das ist dann auch alles. "Irgendwo in Rejkjavik saßen Leute, die sich Gedanken darüber machten, wie das alte Sanatorium in Zukunft genutzt werden sollte." Na hoffentlich. In der Zwischenzeit agiert da eine Handvoll Menschen, von denen wir nie erfahren, wofür sie eigentlich bezahlt werden - eigentümliche Schatten, die einen Lost Place bevölkern.
Die Qualität der Hulda-Trilogie hat der Autor hier nicht mehr erreicht; da liegt die Latte natürlich hoch. Für Leserinnen und Leser, die den bleischweren Duktus eines Islandkrimis mögen, ist das Buch geeignet. Wer es flotter mag, vielleicht ein bisschen Action oder auch eine richtige Konfrontation möchte - oder auch nur eine Spur von Fröhlichkeit -, sollte die Finger davon lassen.
*Tiefe Schluchten* der neue isländische Kriminalroman aus der Feder von: Arnaldur Indriðason.
Bei diesem Roman verhält es sich wie mit einem sehr guten exklusiven Rotwein: Sorgfältig geerntet, vorsichtig verarbeitet und dann ohne Eile gelagert. So kommt er zu seiner unvergleichlichen Reife & einzigartigem Genuss...
Veröffentlichung auf dem deutschen Markt: 30.09.21
Verlag: Lübbe
ISBN: 9783785727676
Format: Hardcover, Ebook, Hörbuch
Deutsche Übersetzung: Kristof Magnuson
Der Autor Arnaldur Indriðason, hat mit diesem dritten Band, der Kommissar-Konráð-Reihe,- wiederum sein schriftstellerisches Können unter Beweis gestellt. Der 1961 in Island geborene Autor, studierte & graduierte in Geschichte an der Universität Island. Beruflich war er erfolgreich als Journalist und Filmkritiker tätig. Das Schreiben liegt ihm wohl im Blut: auch sein Vater war ein erfolgreicher Schriftsteller.
Das Coverbild zeigt eine nächtliche Bild- Aufnahme eines einesamen verschneiten Friedhofs. Besondere Stimmung vermittelt die, im rechten Vordergrund plazierte, schummriges Licht verbreitende, Straßenlaterne.Das Cover & der Titel stimmt mich auf einen rätselhaften & nordischen Kriminalfall ein.
Der Inhalt: Kommissar Konráð ist noch nicht lange pensioniert. Er vermisst sein berufliches Leben inmitten von Kriminalfällen. Um nicht komplett "aus dem Rennen" zu sein, übernimmt er hin & wieder kleine Detektivaufträge. Eines Tages hat er Besuch von Valborg. Sie bat ihn um Hilfe. Sie möchte ihr Kind, welches sie nach der Geburt vor über 50 Jahren zur anonymen Adoption freigegeben hatte, zu finden. Konráð verweigert ihr seine Unterstützung. Doch nachdem Valborg ermordet wird erinnert er sich an ihr Anliegen und versucht nun das Kind zu finden. Nicht ahnend, dass dieser Fall nicht nur Valbord, sondern auch sein Leben in ganz besonderem Maße betrifft.
Mein persönlicher Leseeindruck
Grammatik, Übersetzung und Schreibstil:
Obwohl der Autor sehr gern mit Schachtelsätzen arbeitet, ist ein ungetrübter gut lesbarer Lesefluss möglcih. Die deutsche Übesetzung ist ohne große grammatikalische Eigenheiten, sehr gut gelungen. Unweigerlich typisch für Indriðason. Schreib-/& Erzählstil ohne Eile, mit großer Liebe zum Detail eröffnen sich uns die Tiefen der Erzählung. Einzig die typischen isländischen Namen sind etwas schwierig für den deutschen Leser. Mit etwas Leseroutine wirkt dann auch diese Besonderheit nicht hemmend.
Spannungsbögen & Cliffhanger:
Auch hier zeigt sich die unverkennbare "Machart" des Autoren. Er kommt ohne jegliche Spannungs -"Werkzeuge" aus. Die von ihm geschaffene Verbindung ,- von Leser und Geschichte, wird zur "treibenden Kraft".
Fazit:
Es verhält sich wie bei einem sehr guten, exklusiven Rotwein: Dieser muss richtig vorsichtig geerntet, verarbeitet und dann gelagert werden. Nach dem "Atmen" erlebt der Genießer, diesen Wein im entsprechendem Glas, als Genuss.
Ehrlich gestanden hate ich in der Vergangenheit mehrere Male den Versuch ein Buch von Arnaldur Indriðason zu lesen verworfen. Dieses Mal konnte ich eine absolute Änderung feststellen. Das Buch fesselt mich nach nur wenigen Zeilen. Der gesponnene Erzählfaden verbindet mich mit Konráð und ich möchte unbedingt erfahren, wie alles für ihn endet.
Arnaldur Indriðason hat inzwischen eine große weltweite Fangemeinde.Er für steht für einen besonderen Erzählstil mit großer Tiefe und psychologischen Details.
Tiefe Schluchten zeichne ich mit 4 * sehr guten Lesesternen aus.
Ich empfehle das Buch: Romanliebhabern, die detailorierntierte, psychologisch tiefschürfende Romane mit sorgfältig plazierten emotionalen Spannungselementen, lieben.
Spannender Auftakt einer neuen Island-Krimi-Reihe
Höllenkalt ist der Auftakt einer neuen Island-Krimi-Serie. Um was geht es:
Áróra Jónsdóttir, geboren in Island, arbeitet in London als Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität und hat zu ihrer Familie wenig Kontakt. Als ihre Schwester Ísafold nicht mehr zu erreichen ist, macht sich ihre Mutter sorgen und bittet Áróra nach dem Rechten zu sehen. Da das Verhältnis zwischen den Schwestern nicht das Beste ist, macht sich Áróra nur wiederwillig auf den Weg nach Island. Dort muss sie aber feststellten, dass Ísafold spurlos verschwunden ist. Ihrem gewalttätigen und drogendealenden Freund Björn traut sie immer noch nicht über den Weg. Unerwartete Hilfe bekommt sie von dem Polizisten Daniel. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche und treffen auf eine Mauer des Schweigens.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und trotz des relativ unaufgeregten Plots mochte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Sie schafft hier durch die Beschreibung der herrlichen isländischen Lokation eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Besonders gefallen hat mir die Charakterisierung der Protagonisten. Dadurch, dass die Autorin sich Zeit für die Darstellung ihrer Figuren genommen hat, wirken sie sehr lebendig. Áróra finde ich zwar nicht unbedingt sympathisch in ihren Ansichten, aber bei einigen ihrer Handlungen musste ich doch schmunzeln.
Durch verschiedene Perspektiven erhalten wir Einblick in Ísafolds Leben und Umfeld und dank der Ermittlungen von Áróras und Daniels entstehen Bilder von menschlichen Abgründen. Zum Schluss blieben noch einige Fragen offen, die sicherlich Thema in den Folgebände sind, auf die ich jetzt schon sehr gespannt bin.