Stoner: Roman
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Inhaltsangabe zu "Stoner: Roman"
›Stoner‹ ist einer der großen vergessenen Romane der amerikanischen Literatur. John Williams erzählt das Leben eines Mannes, der, als Sohn armer Farmer geboren, schließlich seine Leidenschaft für Literatur entdeckt und Professor wird – es ist die Geschichte eines genügsamen Lebens, das wenig Spuren hinterließ.
Ein Roman über die Freundschaft, die Ehe, ein Campus-Roman, ein Gesellschaftsroman, schließlich ein Roman über die Arbeit. Über die harte, erbarmungslose Arbeit auf den Farmen; über die Arbeit, die einem eine zerstörerische Ehe aufbürdet, über die Mühe, in einem vergifteten Haushalt mit geduldiger Einfühlung eine Tochter großzuziehen und an der Universität oft teilnahmslosen Studenten die Literatur nahebringen zu wollen.
›Stoner‹ ist kein Liebesroman, aber doch und vor allem ein Roman über die Liebe: über die Liebe zur Poesie, zur Literatur, und auch über die romantische Liebe. Es ist ein Roman darüber, was es heißt, ein Mensch zu sein.
Lebensweg
Vielleicht hat er sich nicht einmal so geplant, aber er lässt seinen Sohn studieren und gibt ihm damit die Chance über seinen Tellerrand hinweg zu schauen, der Vater von William Stoner. Ein landwirtschaftliches Studium ist angestrebt, damit es der Sohn mal leichter hat auf der Farm. Völlig unerwartet entdeckt Stoner die Liebe zur englischen Literatur und wechselt sein Studienfach. Zwar sind die Eltern enttäuscht, letztlich jedoch akzeptieren sie die Entscheidung ihres Sohnes. Zielstrebig verfolgt William seinen Weg auf dem College. Der erste Weltkrieg im fernen Europa ist weit weg, Stoner geht nicht zur Armee.
Der Lebensweg von William Stoner ist gewöhnlich und ungewöhnlich zugleich. Ein kleines unbedeutendes Leben, Studium, Heirat, Kind, Midlifecrisis, Stagnation und relativ früher Tod. Höhen und Tiefen wirken nicht besonders ausgeprägt. Eine wirkliche Karriere findet nicht statt, Stoner bleibt ein kleiner Professor, eine tolle Ehe gibt es nicht, seine Frau ist seltsam kalt. Eine Liebelei bleibt eine Liebelei, auch wenn Stoner endlich etwas wie echte Gefühle erlebt. Die seltsame Ehefrau entfremdet ihn die Tochter und er findet sich mit seinem Leben ab, das irgendwie so ereignislos erscheint.
Dieses so dahin gelebte Leben vermag zu fesseln, fast gegen den Willen des Lesers, der sich fragt, wie er diesem Stoner, der so ohne Dynamik, ohne Kraft erscheint, nahekommen soll. In manchem Momenten der Lektüre droht man selbst fast trübsinnig zu werden, alles in Stoners Leben geht irgendwie daneben. Momente, in denen man Kraft und Aufbruch erwartet, münden in Rückzug auf das Altbewährte, im Stillstand. Man mag Stoner, der einmal seiner Neigung zur Literatur folgte, nicht beneiden, wirkt sein Leben schließlich seltsam verfehlt. Man kommt allerdings nicht umhin, über das eigene Leben nachzudenken, hat man selbst mehr Initiative bewiesen, ist man seinen Weg gegangen, oder lebt man selbst ein ähnlich normales ereignisloses Leben wie Stoner, der die Steine nicht Beiseite räumt, die ihm das Schicksal in den Weg legt. Hoffentlich hat Stoner die kleinen Momente des Glücks genossen. Wann wird man selbst ein letztes Mal zu einem Buch greifen.