Nichts als die Nacht: Novelle
Inhaltsangabe zu "Nichts als die Nacht: Novelle"
Das erste Werk des Autors des Weltbestsellers ›Stoner‹
Das Leben des jungen Arthur Maxley scheint beherrscht von Müßiggang und einem nie verwundenen Trauma aus der Kindheit. Einen Abend, eine Nacht lang, folgen wir Arthur. Zunächst zu einem Dinner mit seinem Vater, den er viele Jahre nicht gesehen hat. Etwas Schwerwiegendes steht zwischen ihnen, Schuld und Scham lasten auf dieser Begegnung, deren hoffnungsloses und abruptes Ende einen Vorgeschmack gibt auf das verheerende Finale dieser Nacht. Die Straßen und Bars des nächtlichen San Francisco sind die Kulisse, vor der sich Arthurs innerer Abgrund auftut. Während er der sinnlichen Verführung durch eine fremde Schöne nachgibt, enthüllt sich Arthurs ganze existenzielle Not: Sein Begehren ist tiefer, als dass erotische oder sexuelle Erfüllung es befriedigen könnten.
Mit einem Nachwort von Simon Strauß
Beeindruckendes Erstlingswerk
John Williams:“Nichts als die Nacht“
Der amerikanische Schriftsteller John Williams (1922 -1994) hat insgesamt vier Bücher veröffentlicht (ein fünftes blieb unvollendet). Mit „Stoner“, seinem zweiten Buch, wurde er vor ein paar Jahren wiederentdeckt und der Roman war international ein großer Erfolg. Nun ist sein Debüt ins Deutsche übersetzt worden, eine Novelle.
Alle Bücher von ihm eint, dass sie eigentlich wenig Gemeinsames haben:
„Stoner“ - ein Campusroman über einen vom Leben hart geprüften Literaturprofessor
„Butcher´s Crossing“ - eine Art Anti-Western über eine Gruppe Büffeljäger
„Augustus“ - ein Briefroman über das Alte Rom
Von den Themen, vom Stil und von der Form her sind das völlig unterschiedliche Bücher. Das Gemeinsame im Werk von John Williams ist, dass alle Bücher „dunkle Parabeln des Scheiterns sind.“ (so der Kritiker Wolfgang Schneider)
So auch hier:
Hauptfigur ist Arthur Maxley, ein Student Ende Zwanzig, ein Einzelgänger, der sich durch den Tag treiben lässt oder eher getrieben wird. Die Erzählung spielt an einem einzigen Tag im Leben von Arthur Maxley. Wir begleiten ihn vom Aufwachen am Morgen, nach einem Albtraum bis mitten in die Nacht. Dazwischen haben wir einen Barbesuch, Mittagessen mit einem Bekannten, das Treffen mit dem Vater, zu dem er seit Jahren kaum mehr Kontakt hat, der Besuch eines Nachtclubs und das Zusammentreffen mit einer betrunkenen Schönen, das in einem Gewaltausbruch endet. Und über allem liegt der Schatten eines traumatischen Geschehens aus der Kindheit, das Arthur versucht zu verdrängen (u.a. mit sehr viel Alkohol).
Die Stimmung, die die Geschichte auszeichnet, ist äußerst bedrückend: eine Mischung aus Einsamkeit, Überdruss, Unruhe und Lebensekel. ( Hierin erinnert der Protagonist an die Figuren des frz. Existentialismus.)
Gegen Ende erfährt der Leser, was damals in der Kindheit tatsächlich geschehen ist.
John Williams dringt tief in die Psyche dieses traumatisierten Mannes ein. Es gibt surrealistische Passagen, in der die Figur sich in Wahn- und Traumbildern verliert. Geschrieben ist die Geschichte in einer ausdrucksstarken, bilderreichen Sprache. Zwar sind nicht alle Metaphern völlig stimmig, doch finden sich immer wieder intensive, berührende Abschnitte.
John Williams hat sich später von seinem Debüt distanziert. Und sicherlich sind seine folgenden Romane wesentlich ausgereifter. Doch wenn man bedenkt, wie jung der Autor bei der Niederschrift war, nämlich 22 Jahre, so ist „Nichts als die Nacht“ ein beeindruckendes Erstlingswerk. Entstanden ist das Buch, als sich 1944 John Williams schwer verletzt von einem Flugzeugabsturz erholte. Simon Strauß hat ein informatives Nachwort dazu geschrieben.