Wilde Jagd: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Wilde Jagd: Roman' von René Freund
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Wilde Jagd: Roman"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:289
EAN:

Rezensionen zu "Wilde Jagd: Roman"

  1. 5
    31. Aug 2023 

    Ein Professor auf Abwegen

    Im Rückblick versucht der Ich-Erzähler, der 53jährige Philosophieprofessor Quintus Erlach, Klarheit über die Geschehnisse der letzten zwölf Tage zu gewinnen. Zu viel ist passiert in dieser Zeit, Dinge, die sein zuvor so gefestigtes Weltbild ins Wanken gebracht haben. Schreibend rekapituliert er die Ereignisse in insgesamt zwölf Kapiteln, eingeteilt in die jeweiligen Tage.
    Zwangsweise hat er sich im etwas heruntergekommenen Haus seiner verstorbenen Eltern in einem österreichischen Bergdorf einquartiert. Seine Frau braucht nach einer Affäre seinerseits eine Auszeit von ihm und befindet sich nun auf Forschungsreise am Amazonas. Auch seine Tochter will deshalb gerade nichts von ihm wissen. Doch ihren Hund „ Machtnix“ darf er während ihres Auslandssemesters betreuen.
    Quintus ist also nicht in bester Verfassung, als er auf Evelina trifft, die ihm auf den ersten Blick etwas sonderbar erscheint. Sie, eine 24jährige Frau aus der Slowakei, arbeitet als 24-Stunden Pflegekraft beim alten Zillner. Die Zillners sind eine alteingesessene Familie, denen das halbe Dorf gehört.
    Bald stellt sich heraus, dass Evelina nur hier ist, weil ihre Schwester Angelika, die zuvor den alten Zillner gepflegt hat, verschwunden ist. Evelina vermutet ein Verbrechen und bittet nun Quintus um Hilfe.
    Diese Aufgabe als unfreiwilliger Ermittler bringt den Professor in ungewohnte Schwierigkeiten, ja, er gerät sogar selbst in Gefahr. Es passieren rätselhafte Dinge, die Quintus aufgrund seines höheren Alkoholkonsums nicht immer richtig einordnen kann. Hat Evelina tatsächlich hellseherische Fähigkeiten? Und wohin ist die plötzlich aufgetauchte Leiche Angelikas wieder verschwunden? Kann das aktuelle Verbrechen etwas mit der unrühmlichen Vergangenheit der mächtigen Zillners während der NS-Zeit zu tun haben?
    Fragen über Fragen, die sich Quintus stellen. Doch die Leute im Dorf reagieren mit Schweigen oder kryptischen Andeutungen.
    Das liest sich spannend, macht aber vor allem viel Vergnügen . Denn Quintus stolpert von einer merkwürdigen Situation in die nächste. Seine z.T. naive Herangehensweise sorgt für viele komische Momente. Auch die Bewohner des Dorfes sind witzig und zugleich liebevoll gezeichnet, angefangen von einer geschwätzigen, esoterisch angehauchten Fußpflegerin bis zum Schlager singenden Dachdecker.
    Und am Ende, nach falschen Fährten und einigen Wendungen, ist das Rätsel um die vermisste Frau gelöst und nicht nur das.
    Quintus hat seine Probleme, die mit seiner Frau und die mit dem Alkohol, in Angriff genommen und seine Aufgabe als Ermittler mit Bravour erfüllt.
    Der Ton ist leicht, trotzdem werden viele ernste Themen angesprochen. Dass Quintus promovierter Philosoph ist, ebenso wie der Autor, gibt jenem die Möglichkeit einige Bemerkungen zu Philosophen und deren Erkenntnisse im Roman unterzubringen. Allerdings nicht oberlehrerhaft dozierend, sondern ganz organisch in die Handlung eingebettet.
    Für mich ergab das alles ein stimmiges Gesamtbild. Ein Mix aus Krimi, Gesellschaftsbild und Vergangenheitsbewältigung kombiniert mit der Entwicklungsgeschichte eines sympathischen Mittfünfzigers, voller Witz und Intelligenz. Ein Unterhaltungsroman auf hohem Niveau. Eine Verfilmung könnte ich mir gut vorstellen.