Wer die Hölle kennt

Buchseite und Rezensionen zu 'Wer die Hölle kennt' von Leigh Bardugo
4.25
4.3 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Wer die Hölle kennt"

In Leigh Bardugos Urban-Fantasy-Roman »Wer die Hölle kennt« ist Geisterseherin Alex Stern zurück auf dem Campus der Elite-Uni Yale – und bereit, sich der Hölle selbst entgegen zu stellen. Seit Jahrhunderten ziehen acht mächtige studentische Verbindungen der Elite-Universität Yale die Fäden hinter Politik und Wirtschaft – das neunte Haus jedoch überwacht die Einhaltung der Regeln. Denn die Macht der Verbindungen beruht auf uralter, dunkler Magie. Zwar ist es Geisterseherin Alex Stern gelungen, im Auftrag des neunten Hauses eine Verschwörung auf dem Campus aufzuklären, doch dabei wurde ihr Mentor Daniel Arlington entführt. Obwohl Alex' Gefühle für Daniel in zwei sehr unterschiedliche Richtungen tendieren, unternimmt sie alles, um ihn zu retten. Auch wenn sie dafür buchstäblich durch die Hölle gehen muss!

Format:Broschiert
Seiten:576
Verlag: Knaur HC
EAN:9783426227183

Rezensionen zu "Wer die Hölle kennt"

  1. 3
    25. Mai 2023 

    Nicht überzeugende Fortsetzung

    Alex Stern machen die Ereignisse der letzten Monate immer noch zu schaffen. Die Mordserie ist zwar aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen, ihr Mentor Darlington bleibt aber verschwunden. Gemeinsam mit Dawes und (äußerst widerwillig) Polizei-Verbindungsmann Turner macht Alex auf die Suche nach einem Weg dorthin, wo sie ihn vermutet: die Hölle. Dabei muss sich sie auch ihren Dämonen stellen – und zwar wörtlich.

    „Wer die Hölle kennt“ ist der 2. Band der Reihe um die Geheimorganisation „Haus Lethe“ von Leigh Bardugo. Wie auch in „Das neunte Haus“ fällt es mir schwer, die Autorin, die ich so für die „Six of Crows“-Dilogie liebe, mit diesen beiden Werken zusammen zu bringen. Was das Worldbuilding betrifft, hatte ich mir viel mehr Dark Academia erhofft. Was ich bekommen habe, ist aber hauptsächlich Dark und weniger Academia, Alex‘ Universitätsausbildung dient schließlich auch nur als Tarnung. Die wenigen Momente, in denen alte Texte recherchiert oder Geheimgänge auf dem Campus erkundet werden, kommen leider zu kurz.

    Zu Alex als Protagonistin fällt es mir weiterhin schwer, eine Beziehung aufzubauen. Hals über Kopf stürzt sie sich in jede Aufgabe, ohne dabei Rücksicht auf die eigene oder die Sicherheit anderer zu nehmen. Sie riskiert ständig das einzige Leben, das ihr momentan bleibt, denn das Verhältnis zu ihrer Mutter ist weiterhin schwierig, Freunde hat sie keine. Umso besessener ist Alex von dem Gedanken, Darlington wieder zurück zu bringen. Darüber hinaus mutet Leigh Bardugo ihren weiblichen Figuren sehr viel Trauma und sinnlose Gewalt zu, das geht mir stellenweise zu weit und ist für den Fortgang der Geschichte unnötig.

    Die Vorbereitungen für Darlingtons Rettungsaktion nimmt im Prinzip den ganzen Band ein, denn immer wieder treten Schwierigkeiten auf. Umso unverständlicher und frustrierender ist es, dass manches, was vorher auch mit Unterstützung unlösbar erscheint, auf einmal Alex allein spielend gelingt. Hier hat es sich die Autorin, meines Erachtens, zu einfach gemacht. Auch Handlungselemente aus Band 1 wiederholen sich; so gibt es wieder eine Mordreihe, Probleme mit Obrigkeiten und Alex‘ Vergangenheit. Schade!

  1. Eine gelungene Fortsetzung

    Vorab: Da es sich bei „Wer die Hölle kennt“ um den zweiten Band der „Alex Stern“-Reihe handelt, finden sich in der Rezension leichte Spoiler zu „Das neunte Haus“, dem ersten Band der Reihe.

    Inhalt: Alex und Dawes versuchen das Unmögliche: Sie wollen in die Hölle reisen, um ihren Freund Darlington zu retten, der dort seit einem Jahr festgehalten wird. Dafür müssen sie allerdings zunächst den Ort finden, von dem der Einstieg in die Hölle gelingen kann – was eines der bestgehütetsten Geheimnisse Yales ist. Doch damit nicht genug: Auf dem Campus geschehen Morde, bei deren Aufklärung Alex behilflich sein muss – und plötzlich nimmt auch noch ein unliebsamer Protagonist aus Alex‘ Vergangenheit Kontakt mit ihr auf…

    Persönliche Meinung: „Wer die Hölle kennt“ ist ein (Urban)-Fantasyroman von Leigh Bardugo. Er schließt direkt an die Handlung des Vorgängerbandes „Das neunte Haus“ an, sodass es sinnvoll ist, die Reihe chronologisch zu lesen (Man kann den Roman auch ohne Kenntnis des Vorgängers lesen, da alle für das Verständnis nötigen Informationen genannt werden. Allerdings spoilert man sich für die Handlung des ersten Bandes stark). Erzählt wird der Roman bis auf einige wenige Kapitel aus der personalen Perspektive von Alex, die bei Lethe nun unfreiwillig die Rolle des Vergil einnehmen muss. Im Vergleich zum ersten Band ist die Handlung von „Wer die Hölle kennt“ stringenter und linearer. Es existieren weniger Nebenhandlungen (diese nehmen zudem einen kleineren Raum ein); der Fokus liegt auf der Rettung Darlingtons aus der Hölle. Dadurch ist „Wer die Hölle kennt“ zwar nicht so komplex wie „Das neunte Haus“, gleichzeitig aber auch nicht so verwirrend (Zu Beginn von „Das neunte Haus“ hatte ich permanent das Gefühl, nicht alles komplett zu verstehen, was die Lesefreude geschmälert hat. Dieses Gefühl kam bei „Wer die Hölle kennt“ nicht auf). Die Handlung von „Wer die Hölle kennt“ knüpft die offenen Fäden des Vorgängerbandes stimmig und ausgeklügelt weiter (Besonders die spezielle Rolle Darlingtons ist hier klasse). Auch wird sich verstärkt auf einzelne Figuren konzentriert, die bereits im ersten Band aufgetreten sind: Diese Figuren spielen nun eine größere Rolle, wodurch sie insgesamt lebendiger und facettenreicher wirken. Innerhalb der Handlung finden sich einige Krimielemente, viele Rätsel und mehrere Wendungen, sodass „Wer die Hölle kennt“ eine packende Lektüre ist. Das Ende des Romans ist zwar insgesamt nicht ganz so twistig und einschneidend wie das des ersten Bandes, aber trotzdem überraschend. Der Erzählstil von Leigh Bardugo lässt sich flüssig lesen und ist bildhaft sowie detailliert. Insgesamt ist „Wer die Hölle kennt“ eine gelungene und stimmige Fortsetzung von „Das neunte Haus“, die mir im Großen und Ganzen noch eine Spur besser als der erste Band gefallen hat.

  1. 5
    17. Jan 2023 

    Was für ein ausgezeichnetes Buch!

    Spoiler für Band 1.

    Alex Stern muss in die Hölle. Denn dort ist Darlington. Aber um in die Hölle zu kommen, braucht man etwas Unterstützung. Und so sammelt sich Alex mehr schlecht als recht, eine Truppe zusammen, die sie unterstützt, um Darlington zu retten. Dabei lauern aber nicht nur in der Hölle finstere Gestalten, die sie aufhalten wollen.

    Ich liebe dieses Buch! Ich mag es wahnsinnig, wie Leigh Bardugo Magie in “Das neunte Haus” und in “Wer die Hölle kennt” darstellt. Es ist so wahnsinnig düster und irgendwie auch ein bisschen unangenehm und dreckig und ich finde es absolut fantastisch!!
    Die Geschichte ist wieder einmal unfassbar spannend und ich musste mich zusammenreißen, um das Buch auch mal aus der Hand zu legen.
    Ich liebe die Charaktere. Vor allem Alex ist natürlich mein Liebling, weil sie einfach so unfassbar cool ist, aber auch die Truppe, welche sie sich zusammensucht, ist einfach klasse. Es ist richtig amüsant über sie zu lesen und wie sie interagieren. Zum anderen müssen sie aber auch vielen düsteren Dingen gegenüberstehen. Die Probleme, mit denen sich die Charaktere befassen, vor allem Alex, finde ich dabei sehr ausgereift und ihre inneren Konflikte empfinde ich persönlich als sehr greifbar.
    Generell ist es Wahnsinn, was für eine düstere Stimmung das Buch ausbaut, um dann trotzdem noch super humorvoll zu sein.

    Ich bin unfassbar in diese Buchreihe verliebt und verzweifle jetzt schon daran, dass ich auf den dritten Teil warten muss! Das Buch ist wirklich nur zu empfehlen und einfach absolut fantastisch!

  1. Einmal Hölle und zurück

    Originalität & Einfallsreichtum

    Wie schon der erste Band der Reihe, »Ninth House« (dtsch. »Das Neunte Haus«) ist auch die Fortsetzung höllisch originell – wobei die Betonung auf ‘höllisch’ liegen sollte. Die Atmosphäre ist wieder zutiefst düster, die Geschichte packend und immer am Rande des Horrors … Oder darüber hinaus. Letzteres häufiger als im ersten Band, aber hier geht es immerhin darum, dass Charaktere buchstäblich zur Hölle fahren, um Darlington zu retten. Das ist nichts für Zartbesaitete.

    Ich liebe Leigh Bardugos Gespür für Details, die ihre Welt so viel reicher, origineller und tiefgründiger machen. Ok, und manchmal auch einfach witziger, obwohl der Humor schwärzer ist als mein morgendlicher Kaffee. Er sorgt für die nötige Balance zwischen hartem Horror, bestürzend gesellschaftskritischer Zwischentöne und magischer Fantasy.

    Magie & Realität

    Alex Stern muss feststellen, dass es immer noch Dinge gibt, die sie über die Magie ihrer Welt nicht wusste. Mit Dämonen ist sie schon hinreichend vertraut, aber mit Vampiren hatte sie es bisher nicht zu tun.

    Aber nein, keine Sorge, Leigh Bardugo driftet nicht ab in die Gefilde von Twilight. Für ihre Vampire gibt es eine Erklärung, die hundertprozentig ins Magiesystem passt, das wir im ersten Band kennengelernt haben. Und sie glitzern nicht.

    Auch die Hölle passt nahtlos ins Weltbild. Sie bringt unsere Charaktere an den Rand dessen, was sie ertragen können – und enthüllt überraschende, schockierende Dinge über sie. Wie die Protagonist:innen die Hölle erleben und wie sie danach mit diesen Erlebnissen umgehen, das liest sich fast wie eine psychologische Fallstudie über Trauma und posttraumatischen Stress. Wie schon im ersten Band verankert die Autorin ihre magische Welt in der Realität, inklusive deren unschöner Aspekte.

    Charaktere

    In diesem Band spielen Charaktere, die in den ersten Bänden nur am Rande auftauchten, eine zentrale Rolle: Alex’ Mitbewohnerin Mercy und der gechillte, etwas dusslige Tripp. (Und ganz ehrlich, ich war überrascht, wie sehr mir der ans Herz wuchs.) Die Kerngruppe der Protagonist:innen besteht nun also aus Alex, Darlington, Dawes, Turner, Mercy und Tripp.

    Wer die Tore zur Hölle öffnen will, muss bestimmte Bedingungen erfüllten – für vier Tore müssen vier Mörder:innen ihr Blut geben. Alex selber erfüllt diese Bedingung, weil sie ja Len und seine Kumpane getötet hat. Aber dass sie tatsächlich drei Mitstreiter:innen findet, die diese Bedingung ebenfalls erfüllen, war gelinde gesagt eine ziemliche Überraschung. Könnt ihr erraten, wer mit Alex zur Hölle fährt?

    Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Wann hat man das Recht, jemandem das Leben zu nehmen? Den Dämonen der Hölle ist diese moralische Frage allerdings ziemlich egal.

    Je weiter ich im Buch vorankam, desto mehr wirkten die Charaktere auf mich wie aus einer Serie von Joss Whedon gegriffen (vor allem »Buffy« oder »Firefly«). Was ich nicht abwertend meine! Diese Mischung aus Humor, Horror und überraschend komplexen Charakteren ist genau mein Ding.

    Spannungsbogen

    Obwohl ich normal eine sehr langsame Leserin bin, habe ich die 576 Seiten dieses Buches an einem Wochenende weggesuchtet. Es steht so viel auf dem Spiel, dass man nie weiß, wer überleben wird und wen die Hölle möglicherweise für immer verändert. Und jetzt sitze ich hier und frage mich, wie lange ich auf den dritten Band warten muss, weil ich JETZT weiterlesen will.

    Schreibstil

    Der Schreibstil gefällt mir unvermindert gut, allerdings habe ich den ersten Band auf Englisch gelesen, diesen hier jedoch auf Deutsch. Die Übersetzung überzeugte mich von Kapitel zu Kapitel mal mehr, mal weniger, was vielleicht daran liegt, dass hier direkt vier Übersetzer:innen am Werk waren. Aber im Durchschnitt gesehen ist es sicher eine gelungene Übersetzung; auch die schwächeren Kapitel sind immer noch keineswegs schlecht.

    Fazit

    Darlington sitzt in der Hölle fest, und Alex muss ein Team zusammenstellen, dass gewillt ist, Leib und Seele zu riskieren, um ihn zu retten. Niemand kann diese Tore durchschreiten, der nicht schon Schuld auf sich geladen hat, und niemand wird zurückkehren, ohne unwiderruflich verändert zu sein.

    Die Charaktere, ein diverses Grüppchen, haben sich seit dem ersten Band eingegroovt und sind nun beinahe ein seltsames Superheldenteam – jedoch eines, in dem Gut und Böse nicht immer einfach zu bestimmen sind. Und gerade das macht es so interessant!

    Wer den ersten Band gelesen hat, braucht die Triggerwarnung wahrscheinlich nicht mehr, aber nur für alle Fälle sei sie hier dennoch verlinkt.