Tess: Roman
Inhaltsangabe zu "Tess: Roman"
Durch Zufall erfährt die in ärmlichen Verhältnissen lebende Tess Durbeyfield, dass ihre Familie einem alten normannischen Adelsgeschlecht entstammt. Ihr Entschluss, vermeintliche Verwandte zu besuchen, hat fatale Folgen für die junge Frau: Sie trifft auf die zwei Männer, die den Gang ihres Schicksals unheilvoll lenken.
Mit Tess sorgte Thomas Hardy 1891 für Aufsehen. Der Roman zählt zu den großen Klassikern der englischen Literatur. Diese Neuausgabe in attraktiver Sonderausstattung bietet die zeitgemäße Übersetzung von Helga Schulz.
Kompaktes Meisterwerk
„Das wahre Maß des Lebens ist die Erinnerung.“ (Walter Benjamin)
Für meine „20 in 20“-SuB-Abbau-Liste hatte ich mir unter anderem „Charlotte“ von David Foenkinos notiert und es hat tatsächlich funktioniert *g*.
Hätte ich vorher gewusst bzw. geahnt, was für ein kompaktes Meisterwerk dieser Roman ist, hätte ich ihn bereits früher von seinem „Ungelesen“-Status befreit. Nun gut, sei´s drum…
David Foenkinos hat sich in seinem biografischen Roman mit dem Leben und Wirken der jüdischen Malerin Charlotte Salomon gewidmet. Dabei orientiert er sich an Salomon´s autobiografischem Werk „Leben? Oder Theater?“.
Schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass es (inhaltlich) keine leichte Lektüre sein würde; zu schnell gibt Foenkinos einen Einblick in die tragische Geschichte der Familie Grunwald (mütterlicherseits), die sich wie ein roter Faden durch Charlottes Leben ziehen soll…
Das viel zu kurze Leben von Charlotte (sie war 26 und schwanger, als sie in Auschwitz vergast wurde) war alles andere als „rosig“. Schon früh wird sie mit den „Lebenslügen“ ihrer Familie konfrontiert, die sie allerdings erst im Laufe der Zeit „aufdeckt“. Und trotzdem gibt es etwas, was ihr Kraft gibt, mit dem Leben und seinen Ungerechtigkeiten zurechtzukommen: die Kunst.
Pedantisch lässt uns Foenkinos am Leben Charlottes teilhaben und bezieht sich selbst, seine Faszination für Charlotte Salomon, seine Recherchearbeiten für den Roman usw. geschickt mit ein, indem er die Leser*innen direkt anspricht und seine Gedanken mit ihnen teilt – sehr authentisch und ein großartiger Coup.
Die Sätze in diesem im wahrsten Sinne des Wortes kompakten Meisterwerk sind kurz. Und prägnant. Und sagen in wenigen Worten mehr, als mancher Bandwurmsatz. Ich habe mittlerweile so viel über die Zeit des Nationalsozialismus und seine Gräueltaten gelesen und war und bin immer wieder auf´s Neueste geschockt, mit welcher Brutalität die Nazis vorgegangen sind. In diesem Roman wird das Grauen jedoch durch die kompakte, reduzierte Satzstruktur noch einmal verschärft – unglaublich, was Foenkinos hier geleistet hat. Für mich stellt „Charlotte“ ein Lehrbuch und Referenzwerk in Bezug auf die Intensität von kurzen, prägnanten Sätzen dar.
Darum gibt´s von mir 10 symbolische Sterne und eine absolute Leseempfehlung. Ich könnte mir das Buch auch gut als Schullektüre vorstellen.
©kingofmusic