"Die Leute in Botswana sind freundlich, sie legen Wert auf Höflichkeit und ein würdevolles traditionelles Verhalten" heißt es in der Vorrede zu dem in Botswana spielenden Krimi "Kubu und der Tote in der Wüste". Es ist der erste Teil einer zweiteiligen Reihe über den Detective David Bengu, genannt Kubu, was Flusspferd heißt. Mit hundertfünfzig Kilo Gewicht und einer leidenschaftlichen Freude am Essen und Trinken scheint der Gute ein eher gemütlicher und harmloser Zeitgenosse zu sein. Aber auch ein Flusspferd sollte man, wenn es erstmal so richtig in Gang ist, keineswegs unterschätzen.
Der schwergewichtige Kubu wird zu einem Fundort in der Kalahari gerufen, wo die ziemlich ramponierte Leiche eines Weißen im Wüstensand herumliegt. Hyänen, Schakale und Geier haben ganze Arbeit geleistet: Teile der Leiche fehlen schon, aber immerhin lässt sich anhand der Haarstruktur und des Schädels erkennen, dass es sich um einen Weißen gehandelt haben muss, offensichtlich erschlagen. Die Ermittlungen beschäftigen sich lange Zeit mit der Kleinarbeit der Identifizierung. Ist vielleicht ein Tourist verschwunden, oder könnte es sich um einen Mitarbeiter einer in der Nähe liegenden Diamantmine handeln? Kubu ist äußerst betriebsam, lässt den Sand in der Nähe des Fundorts durchsieben (wobei sich einige Zähne und eine Tankquittung finden), eine DNA-Probe des Toten nehmen und so weiter. Man hat den Eindruck, dass in Botswana, einem Land, das erst 1966 unabhängig wurde, sehr sorgfältige Polizeiarbeit stattfindet. Die weiteren Ermittlungen - ein vertuschter Einbruchsdiebstahl, der weitere Todesfall eines bekannten Gangsters - führen Kubu zur Chefetage des Konzerns "Botswana Cattle and Mining Company", einem Unternehmen, das Diamantenminen ausbeutet. Das riecht nach Korruption auf höchster Ebene.
Das genannte Unternehmen ist fiktiv und, wie die Autoren im Vorwort versichern, in Botswana nicht vorhanden. In Botswana arbeitet eine "engagierte und effiziente Polizei" und ein ebensolches Rechtssystem - das ist ihnen ein Anliegen. Im Gegensatz zum benachbarten Angola, wo immer noch sogenannte "Blutdiamanten" gewonnen werden, die auf dem internationalen Markt niemand ankauft, weil sie entweder unter unwürdigen Bedingungen gewonnen oder zur Finanzierung gewalttätiger Konflikte verwendet werden. Aber vielleicht gibt es ja eine Methode, solche "Blutdiamanten" zu waschen, in ähnlicher Weise wie Schwarzgeld? In einer "sauberen" Mine, wo alles mit rechten Dingen zugeht, wie zum Beispiel in Botswana?
Die schlichte Erzählweise in "Kubu und der Tote in der Wüste" täuscht nicht darüber hinweg, dass die Struktur der Ermittlung reichlich kompliziert ist. Man weiß bis fast vor Schluss nicht, ob es sich um einen Fall von Wirtschaftskriminalität und -korruption oder um ein innerfamiliäres Psychorätsel handelt. Die Autoren erzählen sehr genau und schildern jedes Arbeitsessen, jede häusliche Szene mit behaglicher Breite. Das Buch hätte gut hundert Seiten kürzer sein können. Andererseits hätten wir dann nicht erfahren, wie Kubus Kollege eine Party, bei der nur ein einziger Weißer erscheint, mit den Worten kommentiert: "Ein Glas Milch auf einem Tablett mit heißer Schokolade!"
Ich empfehle den Krimi sehr gerne. Man muss sich allerdings einige Zeit dafür nehmen, und ein gewisser Exotismus ist den Autoren, die in Südafrika leben, nicht abzusprechen. Es ist, wie so viele Afrika-Krimis, ein Buch, das für Nicht-Afrikaner geschrieben wurde. Das soll keine Kritik sein, es hat seine Vorteile. Man reist in der Phantasie nach Botswana, kämpft mit der Hitze und Trockenheit, den weiten Entfernungen, wo man für dreißig Kilometer auf einer Staubpiste fast eine Stunde Fahrtzeit braucht, und es kommen außer Nashörnern alle "Big Five" vor. Kubu ist ein einfühlsamer, intelligenter und vorurteilsfreier Ermittler, den man gerne begleitet. Nur - Zeit sollte man sich nehmen für diesen behaglichen Krimi, und am besten eine Flasche eisgekühlten südafrikanischen Sauvignon in Griffweite haben, oder auch ein Glas von Kubus Lieblingscocktail "Steelworks", der so gut wie alkoholfrei ist. Aber nur so gut wie. Sonst wäre Kubu nicht Kubu.
Auf meinem Stapel liegt auch noch der zweite Teil - ich freue mich darauf.
"Bestimmt kein Weißer, das müsste ich wissen!"
"Die Leute in Botswana sind freundlich, sie legen Wert auf Höflichkeit und ein würdevolles traditionelles Verhalten" heißt es in der Vorrede zu dem in Botswana spielenden Krimi "Kubu und der Tote in der Wüste". Es ist der erste Teil einer zweiteiligen Reihe über den Detective David Bengu, genannt Kubu, was Flusspferd heißt. Mit hundertfünfzig Kilo Gewicht und einer leidenschaftlichen Freude am Essen und Trinken scheint der Gute ein eher gemütlicher und harmloser Zeitgenosse zu sein. Aber auch ein Flusspferd sollte man, wenn es erstmal so richtig in Gang ist, keineswegs unterschätzen.
Der schwergewichtige Kubu wird zu einem Fundort in der Kalahari gerufen, wo die ziemlich ramponierte Leiche eines Weißen im Wüstensand herumliegt. Hyänen, Schakale und Geier haben ganze Arbeit geleistet: Teile der Leiche fehlen schon, aber immerhin lässt sich anhand der Haarstruktur und des Schädels erkennen, dass es sich um einen Weißen gehandelt haben muss, offensichtlich erschlagen. Die Ermittlungen beschäftigen sich lange Zeit mit der Kleinarbeit der Identifizierung. Ist vielleicht ein Tourist verschwunden, oder könnte es sich um einen Mitarbeiter einer in der Nähe liegenden Diamantmine handeln? Kubu ist äußerst betriebsam, lässt den Sand in der Nähe des Fundorts durchsieben (wobei sich einige Zähne und eine Tankquittung finden), eine DNA-Probe des Toten nehmen und so weiter. Man hat den Eindruck, dass in Botswana, einem Land, das erst 1966 unabhängig wurde, sehr sorgfältige Polizeiarbeit stattfindet. Die weiteren Ermittlungen - ein vertuschter Einbruchsdiebstahl, der weitere Todesfall eines bekannten Gangsters - führen Kubu zur Chefetage des Konzerns "Botswana Cattle and Mining Company", einem Unternehmen, das Diamantenminen ausbeutet. Das riecht nach Korruption auf höchster Ebene.
Das genannte Unternehmen ist fiktiv und, wie die Autoren im Vorwort versichern, in Botswana nicht vorhanden. In Botswana arbeitet eine "engagierte und effiziente Polizei" und ein ebensolches Rechtssystem - das ist ihnen ein Anliegen. Im Gegensatz zum benachbarten Angola, wo immer noch sogenannte "Blutdiamanten" gewonnen werden, die auf dem internationalen Markt niemand ankauft, weil sie entweder unter unwürdigen Bedingungen gewonnen oder zur Finanzierung gewalttätiger Konflikte verwendet werden. Aber vielleicht gibt es ja eine Methode, solche "Blutdiamanten" zu waschen, in ähnlicher Weise wie Schwarzgeld? In einer "sauberen" Mine, wo alles mit rechten Dingen zugeht, wie zum Beispiel in Botswana?
Die schlichte Erzählweise in "Kubu und der Tote in der Wüste" täuscht nicht darüber hinweg, dass die Struktur der Ermittlung reichlich kompliziert ist. Man weiß bis fast vor Schluss nicht, ob es sich um einen Fall von Wirtschaftskriminalität und -korruption oder um ein innerfamiliäres Psychorätsel handelt. Die Autoren erzählen sehr genau und schildern jedes Arbeitsessen, jede häusliche Szene mit behaglicher Breite. Das Buch hätte gut hundert Seiten kürzer sein können. Andererseits hätten wir dann nicht erfahren, wie Kubus Kollege eine Party, bei der nur ein einziger Weißer erscheint, mit den Worten kommentiert: "Ein Glas Milch auf einem Tablett mit heißer Schokolade!"
Ich empfehle den Krimi sehr gerne. Man muss sich allerdings einige Zeit dafür nehmen, und ein gewisser Exotismus ist den Autoren, die in Südafrika leben, nicht abzusprechen. Es ist, wie so viele Afrika-Krimis, ein Buch, das für Nicht-Afrikaner geschrieben wurde. Das soll keine Kritik sein, es hat seine Vorteile. Man reist in der Phantasie nach Botswana, kämpft mit der Hitze und Trockenheit, den weiten Entfernungen, wo man für dreißig Kilometer auf einer Staubpiste fast eine Stunde Fahrtzeit braucht, und es kommen außer Nashörnern alle "Big Five" vor. Kubu ist ein einfühlsamer, intelligenter und vorurteilsfreier Ermittler, den man gerne begleitet. Nur - Zeit sollte man sich nehmen für diesen behaglichen Krimi, und am besten eine Flasche eisgekühlten südafrikanischen Sauvignon in Griffweite haben, oder auch ein Glas von Kubus Lieblingscocktail "Steelworks", der so gut wie alkoholfrei ist. Aber nur so gut wie. Sonst wäre Kubu nicht Kubu.
Auf meinem Stapel liegt auch noch der zweite Teil - ich freue mich darauf.