Kleine Probleme: Roman
Silvester, das Jahr geht dem Ende zu und Lars würde am liebsten da bleiben wo er gerade ist, nämlich auf der Coach. Doch der 49jährige Familienvater hat sich zum Ziel gesetzt heute noch alle liegengebliebenen Tätigkeiten des Jahres zu erledigen.
Seine Frau, die beruflich unterwegs ist hinterlässt auf dem AB die Nachricht doch bitte den Nudelsalat für die Feier am Abend vorzubereiten. Weiß aber schon, dass ihr angehender Schriftsteller Mann es vermutlich nicht schaffen wird diese Aufgabe zu erledigen.
Ganz im Gegensatz zu Lars. Dieser ist jetzt am Spätnachmittag top motiviert und erstellt sich erst einmal eine Liste. Neben dem Nudelsalat, gilt es u.a. noch das Bett seiner Tochter zusammen zu bauen, die Steuer zu erledigen oder die Wohnung zu putzen. Und während er mit der Bauanleitung des Bettes kämpft, schweifen seine Gedanken ab. War es sinnvoll seine frühere Stelle zu kündigen? Wann ist etwas aufgeräumt? Kann es Ordnung in einem Haushalt eigentlich wirklich geben?
In seine Gedankengänge, nimmt er die möglichen Äußerungen bzw. mutmaßlichen Sichtweisen seiner Frau zu den jeweiligen Überlegungen mit auf. Und so werden wir sehen, ob Lars es schaffen wird etwas zu Ende zu bringen.
Nele Pollatschek verfügt über einen eingängigen, unterhaltsamen Schreibstil, der mich anfangs wirklich begeistert hat. Man „fliegt“ regelrecht über die Zeilen hinweg. Doch nach und nach ist mir klar geworden, dass Lars nicht vorwärts kommt und möglicherweise auch nie vorwärts kommen wird. Das hat meinen Enthusiasmus ein wenig gedämpft.
Aber dann macht sich der angehende Schriftsteller an die Arbeit und innerlich war auch ich voller Hoffnung. Leider schweifen seine Gedanken von der eigentlichen Tätigkeit ab und er beginnt vor sich hin zu sinnieren. Seine philosophischen Ausschweifungen bleiben dabei an der Oberfläche hängen, gewinnen auch auf die Zeit hin gesehen nicht an Tiefe. Grundsätzlich war es das dann auch schon. Mehr passiert nicht. Schade eigentlich. Der Grundgedanke der dahinter steht, nämlich das man versucht einer selbst erdachten, vermeintlichen Ordnung hinter her zu hetzen, dass man meint 1000 Dinge unbedingt erledigen zu müssen um letztendlich doch nie mit allem fertig zu werden, ist gut doch irgendwie bleibt der Protagonist in seinem „Jammertal“ stecken. Eine Beendigung dieses Debakels scheint nicht möglich.
Fazit:
Nele Pollatschek unterhält mit eingängigem Schreibstil. Ihr gelingt es allerdings nicht die Geschichte generell zu einem stimmigen Gesamtwerk aufzubauen.
Von Nele Pollatschek hatte ich noch nichts gelesen, aber die Idee eines Mannes, der am letzten Tag des Jahres noch schnell mal eben alles erledigen möchte und dabei auf einige (innere) Widerstände stößt, klang wirklich amüsant und machte mich neugierig.
Begeistern konnte mich zunächst der Schreibstil, der doch etwas ausgefallen ist. Eigentlich liest man praktisch die Gedanken des Protagonisten mit, die ab und zu auch mal etwas wirr sind und sich im Kreis drehen. Daher liest sich das Buch sehr schnell, auch wenn manche Passagen eventuell zu sehr ins Detail gehen und daher entsprechend etwas ausufernd waren.
Inhaltlich ist die Situation des Protagonisten natürlich etwas überspitzt – es geht gefühlt wirklich alles schief –, aber gleichzeitig gab es so einiges, das zum Nachdenken anregt bzw. auch einiges, das einem selbst schon mal durch den Kopf gegangen ist.
Für mich war es nur letzten Endes leider doch ein bisschen zu viel des Guten, sonst hätte man nämlich nicht nur zu Beginn, sondern durchweg mitfühlen können. Außerdem gefiel mir leider das Ende gar nicht. Das passte, so fand ich, nicht wirklich zum Rest.
Alles in allem fand ich die Grundidee toll, aber ich hätte mir wohl eine etwas gemäßigtere Ausführung gewünscht.
Im Buch geht es um Lars, der zum Ende des Jahres endlich alle Punkte auf seiner To-Do Liste abarbeiten wollte. Leider ist es jetzt der letzte Tag des Jahres und die To-Do Liste ist genauso voll. Das ist alles noch schaffbar, sagt sich Lars und macht sich daran, seine Liste abzuarbeiten, die neben “Nudelsalat machen” auch den Punkt “Lebenswerk schreiben” beinhaltet.
Ich fand die Depression, unter der der Hauptcharakter leidet, sowie die Prokrastination sehr gut beschrieben. Es wird sehr klar gezeigt, wie frustrierend das sein kann. Man hat das Gefühl, andere zu enttäuschen und möchte es schaffen, leider erfordert es aber so übermäßig viel Energie. Das Buch wird im Verlauf immer surrealer, sodass ich mir nicht mehr ganz sicher war, was jetzt tatsächlich passiert und was wiederum nicht.
Die Geschichte konnte mich sehr berühren. Vor allem die Beziehung zwischen Lars und Johanna hat es mir dabei angetan. Man kann sehen, wie sehr Lars Johanna liebt und wie er dieser Liebe würdig sein möchte.
Gegen Ende hin wird das Buch fast euphorisch, sodass ich es trotz der bedrückenden Themen hoffnungsfroh beendet habe.
Mir hat das Buch gut gefallen. Es ist etwas abstrus, aber irgendwie macht es doch Sinn, was Lars tut. Und auch wenn es teilweise frustrierende, ärgerliche und traurige Sachen aufzeigt, war zumindest für mich das Buch von einem motivierenden und euphorischen Grundton gezeichnet.
Welch ein Mann!
Nele Pollatschek erzählt in ihrem Roman “Kleine Probleme“ die Geschichte von Lars, dem Antriebslosen. Der Mann hat Probleme – und das sind sicher keine kleinen!
Lars, auf dem Weg zum Schriftsteller, ist ein Mensch, der dem Nichtstun frönt, und das mit heftiger Intensität. Seine große Liebe ist Julia, eine Lehrerin und das Gegenteil von Nichtstun. Die beiden haben zwei Kinder, die fast erwachsen sind.
Bei Julia und Lars sind die Rollen bisher klar verteilt gewesen: sie macht alles und er nichts. Sie sorgt für den Lebensunterhalt der Familie, er nicht. Sie ist die Macherin, er lässt sich sagen, was zu machen ist, macht aber nichts. „Gegensätze ziehen sich an“ und „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Diese beiden Sprüche bringen auf den Punkt, warum die Beiden vor Jahren zusammenkamen, und warum es Julia so lange mit ihm ausgehalten hat, auch wenn ihre Geduld nun ein Ende hat.
Lars versucht sich als Schriftsteller, doch der Weg zu schriftstellerischem Ruhm ist ein steiniger. Am Anfang stünde ein Buch, doch das lässt auf sich warten.
Der Roman konzentriert sich auf jenen Tag im Jahr, der bei vielen Menschen Endzeitstimmung auslöst und den Drang weckt, noch möglichst viel erledigen zu wollen, ehe es zu spät ist: der 31.12. Diesem Druck sieht sich nun Lars ausgesetzt. Seine Lieben sind ausgeflogen, er ist allein zuhause, allein mit einer Liste an Aufgaben, die er noch bis Mitternacht erledigen will, um sich und anderen zu beweisen, dass er ein Macher sein kann, wenn er nur will. Aber so richtig klappt das nicht mit dem Willen.
Am Anfang dieses Romans, der aus der Sicht von Lars erzählt wird und fast schon als durchgängiger Monolog verstanden werden kann, steht eine Liste mit 13 Aufgaben, wobei jede dieser Aufgaben ein Kapitel dieses Romans darstellt. Diese Aufgaben reichen von „einfach“ bis „kaum zu bewältigen“. Während Lars seine Liste abarbeitet, mal optimistisch und mal pessimistisch gestimmt ist, erinnert er sich an einzelne Episoden aus seiner Vergangenheit, philosophiert über sein Dasein und das Leben im Allgemeinen. Er denkt und grübelt, gibt sich seinen Gedanken hin und lässt sich dabei gerne von den Aufgaben, die vor ihm liegen, ablenken. Und die Uhr tickt.
Ein Protagonist wie Lars ist lustig. Seine eigenwilligen und fantasievollen Gedanken nehmen philosophische Ausmaße an. Seine Ausführungen sind sehr eloquent und verblüffen durch geistreichen Wortwitz. Doch Humor, Wortgewandtheit und Philosophie reichen nicht aus, damit Lars mein Leserherz erobert. Denn wenn auf Worte Taten folgen sollen, schwächelt Lars. Ein Mann, der von der Couch nicht hochkommt, dessen bevorzugte Zeitangabe ein vages "Später" ist, der chaotisch ist, es mit der Körperhygiene nicht so genau nimmt und in jeder Lebenslage unzuverlässig ist, der ist im echten Leben eine Zumutung und stellt auch als Romanfigur meine Geduld auf eine harte Probe. Der Witz und die Wortgewandtheit, die Lars dank der Autorin Nele Pollatschek in den Mund gelegt werden, entschädigen zwar für Vieles, was Lars veranstaltet bzw. nicht veranstaltet. Doch am Ende habe ich mich mit dem Buch besser gefühlt, indem ich diesen noch nicht einmal 200 Seiten umfassenden Roman portionsweise gelesen habe. Die geballte Energielosigkeit und Lethargie von Lars ließen sich somit für den Moment einfacher ertragen.
Zugegeben, Nele Pollatschek hat mit „Kleine Probleme“ einen sehr originellen Roman geschrieben. Und für meine fehlende Intoleranz gegenüber Lars kann Frau Pollatschek nichts. Daher lautet mein Fazit: Ein lustiger und schwieriger Roman, voller philosophischer Ansätze, allerdings mit einem Protagonisten, der mir einiges abverlangt hat. Der Wortwitz war jedoch eine Lesefreude, die mich immer wieder für diesen bemerkenswerten Charakter entschädigen konnte.
© Renie