Fürstinnen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Fürstinnen: Roman' von Eduard von Keyserling
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Fürstinnen: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:208
EAN:9783423133128

Rezensionen zu "Fürstinnen: Roman"

  1. Ein Blick in eine völlig andere Welt

    Unser Lebensmotto ‚Ein bequemes Leben ist kein erfülltes Leben‘ fiel mir bei diesem kleinen Roman öfters ein! Eduard von Keyserling (gestorben 1918) entführt uns hier in eine längst verschwundene Zeit der Adligen im Baltikum. Hatten die Männer noch die Möglichkeiten sich mit Diplomatie, Kriegsdienst, Jagd oder der Verwaltung ihrer Güter zu beschäftigen, war das Leben der Frauen wesentlich eingeschränkter: heiraten, Kinder bekommen und die Töchter wieder drauf vorbereiten, dass sie die besten Chancen hatten, passend unter die Haube zu kommen.

    Nein, langweilig wurde mir bei der Schilderung dieser kleinen, überschaubaren Welt nicht, sie brachte mich nur häufig zum Schmunzeln: diese Bemühungen, etwas Abwechslung in den Tag zu bringen, diese Bedeutung jeglichen Wortes und Blickes, diese Beobachtungen, die sich in Windeseile verbreiten, dieses Steife und das Verkneifen aller Gefühlsregungen.

    Das vorliegende Buch handelt von einer verwitweten Mutter mit ihren drei Töchtern: die älteste (Roxana) steht unmittelbar vor ihrer Hochzeit und ihrem neuen Leben in St. Petersburg, die mittlere (Eleonore) ist verlobt, jedoch die jüngste (die knapp 16-jährige Marie) macht Sorgen, weil sie noch zu kindisch wäre, auch ‚dieses Unruhige, Unberechenbare‘ von ihrem Vater hätte. Bezeichnend dazu die Worte ihrer Mutter: „Ihren eigenen Weg gehen? Wie kann eine Prinzessin ihren eigenen Weg gehen? Ihr Weg ist vorgeschrieben, sie läuft wie auf Schienen, und kommt sie von denen ab, dann ist sie verloren.“

    Zwei Jahre später blicken wir wieder auf diese Familie! Die zwei großen Töchter sind außer Haus - es kommen nur noch bei Besuchen alle zusammen, jedoch starke Gefühle machen auch vor reiferen Jahrgängen nicht halt.

    Sehr gefallen hat mir die Sprache: z.B. die Gedanken von Graf Donald von Streith: „Ich meine, wir müssen unsere Gegenwart so stark machen, dass sie die Vergangenheit verdrängt. Eine Aufgabe, die ich mir wünsche, wäre, dort, wo ich verehre, die Vergangenheit fortschieben zu dürfen“ oder die Naturbeschreibungen „…….,die Vögel lärmten aufgeregt im Unterholz, Züge von Krähen flogen eilig über die Wipfel hin und riefen einander ihre heiseren Nachrichten zu…..“

    Gut unterhalten und äußerst dankbar für mein eigenes Leben, das ich mir so gestalten konnte, wie ich wollte, schloss ich dieses schmale Büchlein. 4 Sterne vergebe ich gerne und empfehle es jenen Lesern, die mal gerne in vergangene Zeiten abtauchen wollen.