Kurzmeinung: Wie sah es wirklich aus in Neuguinea? Der Roman ist viel zu wenig handfest.
„Euphoria“, ein Roman über eine Dreiecksbeziehung in den 1930ern, krankt mehr als andere Romane daran, dass seine Story nicht wahr ist. Denn wie gerne hätte man ein Buch gelesen über das Leben in Neuguinea und den Völkern, die dort einst lebten. Aber was ist an erfundenen Völkern interessant, sofern es sich nicht um einen Fantasyroman handelt? Gar nichts.
Die Handlung geht in etwa so: Nell Stone, begeisterte Ethnologin, heiratet nach zu kurzer Bekanntschaft einen anderen Ethnologen. Es stellt sich heraus, dass ihr Mann Fen ihr jeden beruflichen Erfolg neidet und sie in ihrer Arbeit sehr behindert. In seinen eigenen Feldstudien wendet er unwissenschaftliche und illegale Mittel an. Das Ehepaar freundet sich mit einem anderen Wissenschaftler an und sie erleben eine kurze intensive Zeit zusammen am Sepik (Fluss).
Der Kommentar und das Leseerlebnis:
Der Roman liest sich sehr süffig, ohne stilistisch trivial zu sein. Lily King erweist sich insoweit als kompetente Autorin. Ich habe ihn recht gerne gelesen, denn die Figurenzeichnungen sind gelungen und der Roman liest sich flott weg. Was die Handlung angeht, ergibt sich nicht ganz so ein positives Bild. Als Einblick in die Arbeit von Ethnologen wirkt der Roman naiv und unglaubwürdig. Wenns darauf nicht ankommt, dann ist der Roman ganz ok.
Hauptsächlich zeichnet sich der Roman jedoch dadurch aus, was er alles nicht ist: er ist kein Roman über „richtige“ Anthropologie. Oder Ethnologie. Dafür steigt die Autorin nicht tief genug in die Materie ein. Man erfährt nicht wirklich, wie Anthropologen arbeiten oder was die strittigen Punkte dieser Wissenschaft sind, die Autorin erzeugt eher Illusionen über diesen Beruf als dass er echte Einblicke gibt, sie zeichnet eine Mär.
Will man großzügig sein, zeigt der Roman immerhin noch, wie sehr durch das negative Frauenbild der damaligen Zeit auch die Wissenschaftlerinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen benachteiligt wurden. Auch ein bisschen Kritik bezüglich des unsensiblen Vorgehens auf diesem Feld der Wissenschaft gegenüber fremden Kulturen ist immanent. Will man nicht großzügig sein, kann man nur den Kopf schütteln und die Erzählung weit weg ins Märchenland verweisen. Vergnüglich ist sie dennoch. Aber ist das der Anspruch von Lily King gewesen?
Der Klappentext sagt nämlich, die Autorin hätte sich vom Leben der Ethnologin Margaret Mead inspirieren lassen. Warum dann nicht gleich einen Roman über Margaret Mead schreiben oder eine Art Biographie? Der Roman „Euphoria“ verniedlicht die Arbeit dieses Wissenschaftszweiges viel zu sehr und bietet zu wenig Informationen. Der Fokus liegt eben auf der Dreiecksbeziehung und nicht auf der Wissenschaft. Deshalb ist der Roman ganz nett, er liest sich gut, aber auch nicht mehr.
Fazit: Was Nebensache hätte sein sollen oder Beigabe, nämlich die Beziehungen der drei Europäer untereinander, wird zur Hauptsache. Wohingegen die Beschreibung der Arbeit der Ethnologen und Anthropologen nicht nur zur Nebensache wird, sondern auch handfester Tatsachen entbehrt. Ergo: zu wenig Handfestes.
Erzeugt Illusionen über die Wissenschaft
Kurzmeinung: Wie sah es wirklich aus in Neuguinea? Der Roman ist viel zu wenig handfest.
„Euphoria“, ein Roman über eine Dreiecksbeziehung in den 1930ern, krankt mehr als andere Romane daran, dass seine Story nicht wahr ist. Denn wie gerne hätte man ein Buch gelesen über das Leben in Neuguinea und den Völkern, die dort einst lebten. Aber was ist an erfundenen Völkern interessant, sofern es sich nicht um einen Fantasyroman handelt? Gar nichts.
Die Handlung geht in etwa so: Nell Stone, begeisterte Ethnologin, heiratet nach zu kurzer Bekanntschaft einen anderen Ethnologen. Es stellt sich heraus, dass ihr Mann Fen ihr jeden beruflichen Erfolg neidet und sie in ihrer Arbeit sehr behindert. In seinen eigenen Feldstudien wendet er unwissenschaftliche und illegale Mittel an. Das Ehepaar freundet sich mit einem anderen Wissenschaftler an und sie erleben eine kurze intensive Zeit zusammen am Sepik (Fluss).
Der Kommentar und das Leseerlebnis:
Der Roman liest sich sehr süffig, ohne stilistisch trivial zu sein. Lily King erweist sich insoweit als kompetente Autorin. Ich habe ihn recht gerne gelesen, denn die Figurenzeichnungen sind gelungen und der Roman liest sich flott weg. Was die Handlung angeht, ergibt sich nicht ganz so ein positives Bild. Als Einblick in die Arbeit von Ethnologen wirkt der Roman naiv und unglaubwürdig. Wenns darauf nicht ankommt, dann ist der Roman ganz ok.
Hauptsächlich zeichnet sich der Roman jedoch dadurch aus, was er alles nicht ist: er ist kein Roman über „richtige“ Anthropologie. Oder Ethnologie. Dafür steigt die Autorin nicht tief genug in die Materie ein. Man erfährt nicht wirklich, wie Anthropologen arbeiten oder was die strittigen Punkte dieser Wissenschaft sind, die Autorin erzeugt eher Illusionen über diesen Beruf als dass er echte Einblicke gibt, sie zeichnet eine Mär.
Will man großzügig sein, zeigt der Roman immerhin noch, wie sehr durch das negative Frauenbild der damaligen Zeit auch die Wissenschaftlerinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen benachteiligt wurden. Auch ein bisschen Kritik bezüglich des unsensiblen Vorgehens auf diesem Feld der Wissenschaft gegenüber fremden Kulturen ist immanent. Will man nicht großzügig sein, kann man nur den Kopf schütteln und die Erzählung weit weg ins Märchenland verweisen. Vergnüglich ist sie dennoch. Aber ist das der Anspruch von Lily King gewesen?
Der Klappentext sagt nämlich, die Autorin hätte sich vom Leben der Ethnologin Margaret Mead inspirieren lassen. Warum dann nicht gleich einen Roman über Margaret Mead schreiben oder eine Art Biographie? Der Roman „Euphoria“ verniedlicht die Arbeit dieses Wissenschaftszweiges viel zu sehr und bietet zu wenig Informationen. Der Fokus liegt eben auf der Dreiecksbeziehung und nicht auf der Wissenschaft. Deshalb ist der Roman ganz nett, er liest sich gut, aber auch nicht mehr.
Fazit: Was Nebensache hätte sein sollen oder Beigabe, nämlich die Beziehungen der drei Europäer untereinander, wird zur Hauptsache. Wohingegen die Beschreibung der Arbeit der Ethnologen und Anthropologen nicht nur zur Nebensache wird, sondern auch handfester Tatsachen entbehrt. Ergo: zu wenig Handfestes.
Kategorie: Leichte Unterhaltung. SubLeiche.
Verlag: C.H. Beck, 2015