Die Plotter

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Plotter' von Un-Su Kim
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Plotter"

Gebundenes Buch
Raeseng ist Killer von Beruf, seit ihn Old Raccoon als Kind bei sich aufnahm und ausbildete. Aufgewachsen an einem geheimen Rückzugsort in Seoul, einer Bibliothek voller alter Bücher, gehört er zur Killer-Elite Koreas. Denn Old Raccoon ist ein Plotter. Als Kopf der Organisation "Library of Dogs" hat er seit Jahrzehnten alle politisch gewollten Exekutionen in Korea geplant. Doch als die Macht der Diktatur schwindet, gerät auch der Einfluss der Plotter ins Wanken - und eine neue Generation beginnt, ihr eigenes tödliches Netzwerk aufzuziehen. Als Raeseng vom Plan der Plotter bei der Ausführung eines Auftrags abweicht, geraten die Dinge außer Kontrolle - und Raeseng rückt selbst an die erste Stelle der Todesliste ...

Nach Han Kangs Sensationserfolg Die Vegetarierin macht mit Un-Su Kim ein weiterer koreanischer Bestsellerautor international Furore. In Korea gefeiert und mehrfach preisgekrönt, besticht Un-Su Kim in Die Plotter durch einzigartigen Stil und bemerkenswerte Beobachtungsgabe. Mit einfühlsam-sarkastischem Humor lässt er in seinem außergewöhnlichen Krimi noir den Beruf des Killers zum Handwerk werden. Ein faszinierendes Leseerlebnis, das alles zugleich ist: traumhaft und realistisch, hart und aufwühlend. Wie schon Old Raccoon sagte: "Wenn du Bücher liest, wird dein Leben erfüllt sein von Ängsten und Scham" - und alles andere als langweilig.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:360
Verlag: Europa Verlag
EAN:9783958902329

Rezensionen zu "Die Plotter"

  1. Exotische und poetische Spannung mit Tiefgang

    Bei „Die Plotter“ handelt es sich um den ersten Thriller des südkoreanischen Schriftstellers Un-Su Kim. Er ist im November 2018 im Europaverlag erschienen und umfasst 360 Seiten.
    Raeseng ist Anfang 30. Als Kind aus einer Mülltonne gefischt, wurde er vom Plotter Old Raccoon erzogen und zum Killer ausgebildet. Als sich die politischen Verhältnisse in Südkorea ändern, schwindet auch die Macht der Plotter. Eine neue Generation von Profikillern bildet sich heraus - skrupelloser denn je. Als Raeseng bei einem Mordauftrag von den ihm vorgegebenen Instruktionen abweicht, gerät er selbst auf die Todesliste.
    Dieses ist das erste Buch eines (süd-)koreanischen Autors, das ich gelesen habe. Auch wenn das Werk aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt wurde, war ich von Anfang an von Stil und Sprache begeistert. Kims Sprache ist teilweise sehr poetisch, aber dennoch flüssig und flott zu lesen. Beschreibungen sind zumeist sehr detailliert und plastisch, sodass man beim Lesen das Gefühl hat, sich mitten in der fremden Welt zu befinden. Wie es nicht anders zu erwarten ist bei einem Thriller, der im Berufskillermilieu spielt, sind einige Szenen, vor allem gegen Ende, recht brutal zu lesen.
    Das Werk beginnt spannend, indem die Leser/innen Raeseng bei einem Auftragsmord begleiten. Danach plätschert die Handlung allerdings erst einmal so vor sich hin, Spannung kommt beim Lesen eher wenig auf. Dafür aber glänzt der Mittelteil des Thrillers durch eine sehr ansprechend zu lesende Reise durch Raesengs Geschichte und Welt. Erst im letzten Drittel des Thrillers kehren die Leser/innen wieder in die brutale Welt der Plotter und Killer zurück, was für reichlich Nervenkitzel und Höhepunkte sorgt und den Eindruck des eher langatmigen Mittelteils abschwächt. Das Ende ist dramatisch und überzeugend und ergibt sich folgerichtig aus dem zuvor Gelesenen.
    Die Charaktere sind vielschichtig gezeichnet. Insbesondere empfindet man beim Lesen trotz seines grauenvollen Berufes für den Protagonisten Sympathie, was vor allem daraus resultiert, dass er sich und seine Lage immer wieder reflektiert sowie über die Richtigkeit seines Handelns nachdenkt, ja sogar Versuche unternimmt, diesem zu entkommen. Beeindruckend insgesamt ist die Darstellung des Killermilieus, in dem es einfach darum geht, für Geld zu töten. Argumente oder Überzeugungen haben hier keinen Platz. Diese Milieustudie verleiht dem Roman eine Tiefgründigkeit, die ihresgleichen sucht.
    Das Cover kommt unspektakulär daher; es ist übersät mit Blutstropfen. Eine Augenweide indes ist der Buchschnitt, über den sich das Blut ebenfalls ergießt – und somit die Brutalität des Inhalts verdeutlicht.
    Insgesamt liegt hier ein sehr lesenswerter Thriller vor, der weniger durch seine durchgehende Spannung, als vielmehr durch seine Sprache, Poesie und das ungewöhnliche Ambiente überzeugt. Für diejenigen, die einmal über den Horizont herkömmlicher Spannungsliteratur hinausschauen wollen, auf jeden Fall eine beeindruckende, lesenswerte Lektüre, die überzeugt.

  1. 4
    04. Dez 2018 

    Dog House

    Wenn der Killer sich nicht an die Anweisungen hält, ist er tot. Als Raeseng dem alten Mann und seinem Hund eine gewisse Gnade erweist, muss er also fürchten, selbst zum Abschuss freigegeben zu werden. Doch zunächst sind einige andere dran. In der sich ändernden Lage in Korea besteht tatsächlich die Gefahr, dass die Macht der Plotter vergeht, zu denen auch Raesengs Ziehvater Old Raccoon gehört. Wird Raeseng der Gefahr trotzen können? Mühsam ist jedenfalls sein Weg und ungewiss ist, ob er am Ende noch Herr über die Waffe in seiner Hand sein wird.

    Mit Raeseng, dem Auftragskiller, begegnet man hier einem Helden der anderen Art. Und dieser bewegt sich in einer ganz anderen Welt. Hier sind Auftragsmorde an der Tagesordnung. Wer im politischen System aneckt oder auch sonst eine unliebsame Person ist, wird schnell mal vom Leben in den Tod befördert. Verwandten bleibt dabei das Rätsel, was mit ihren Lieben wirklich geschehen ist. Über Jahre und Jahrzehnte lief dieses System in ruhigen Bahnen. Allerdings ist den Killern keine hohe Lebenserwartung beschieden. Den Tod seines Freundes und Mentors Chu hat Raeseng nicht verwunden. Er will dessen Tod rächen. Dass er dabei zwischen die Fronten verschiedener Gangs geraten könnte, ficht ihn nicht an.

    Aus europäischer Sicht sind asiatische Länder doch eher unbekannt, wobei man über Korea und die dort herrschenden Zustände möglicherweise noch weniger weiß. So ist es dann auch wie ein Eintauchen in fremde Gewässer, wenn man beginnt diesen Roman zu lesen. In seiner eigenen Naivität mag man zunächst nicht glauben, dass der freundliche alte Man wirklich sein Leben lassen muss, nur um seine Meinung zumindest in gewissem Umfang zu revidieren, wenn man erfährt, wer der alte Mann in jüngeren Jahren war. Gibt es eine Gerechtigkeit? Kann es gerechtfertigt sein, aufzuräumen? Doch auch dieser Krieg zwischen den verschiedenen Organisationen des Tötens, sind es die Aufrechten, die ihn anzetteln? Auch wenn man mit europäisch gepoltem Verständnis nicht alles nachvollziehen kann, wird man doch in den Bann dieses skurril verdrehten Thrillers gezogen.