Die Korrektur der Vergangenheit: Roman
Klappentext:
„In einer Februarnacht 1809, zur Zeit der Napoleonischen Kriege, kehrt John Lacroix halb tot von einem Feldzug bei La Coruña nach England zurück. Er glaubt, das Schlimmste gesehen zu haben, was Menschen einander antun können. Allmählich gewinnt Lacroix seine Gesundheit zurück. Um auch seinen Seelenfrieden wiederzugewinnen, macht er sich auf den Weg zu den Hebriden, jedoch ohne zu wissen, dass ihm zwei Männer nach dem Leben trachten. Nicht nur er, auch die Frau, in die er sich verliebt, ist in äußerster Gefahr.“
Autor Andrew Miller hat mit seinem aktuellen Werk „Die Korrektur der Vergangenheit“ ein sprachliches und auch inhaltliches Meisterwerk geschaffen. Seine Erzählungen rund um den Soldaten John Lacroix und die Napoleonischen Kriege der damaligen Zeit taucht der Leser wahrhaftig in die Vergangenheit ab. Lacroix ist ein Kriegsteilnehmer und seine Wunden wiegen schwer. Die Wunden sind aber nicht nur äußerlich Thema sondern auch die seelischen Wunden werden betrachtet. All dies geschieht mit einer vortrefflich ausgewählten Sprache Millers. Es ist als ob er zaubert, man versteht das Gelesene, sieht es vor dem inneren Auge aber dennoch könnte man meinen es ist alles nur ein Traum, ein simple Geschichte die man vielleicht steuern könnte aber keine Realität. Seine eindrücklichen Schilderungen bedarf es um John zu verstehen. Ohne diese detaillierten Berichte hätten wir keine Möglichkeit an John als Leser heran zu kommen. Sichtbare Wunden heilen aber die seelischen bleiben bestehen - es ist ein Trauma welches in ihm brennt. John sucht sich für diese Heilung die Hebriden aus. Dieser Landstrich ganz oben im nördlichsten aller Norden in Schottland ist eine Welt für sich. Die Luft scheint klarer, der Himmel vermag blauer zu sein, die Winde pusten natürlicher und kräftiger als Zuhause. Aber er ist nicht allein. John wird nicht nur seelisch sondern auch physisch von den Schrecken des Krieges heimgesucht. Und auch hier kann der Leser wahrlich schlecht definieren ob es jetzt wirklich geschieht oder Gedankenspielereien (von John?) sind die wir Leser hier erlesen. Bildet sich John das alles nur ein? Lassen Sie sich überraschen! Der Spannungsbogen ist jedenfalls bestens austariert und bietet dem Leser eine wunderbare Unterhaltung. Wie bereits gesagt, ist die Sprache und die Wortwahl hier eine ganz besondere. Es geht alles recht poetisch, fast lyrisch zu und dadurch scheint die Thematik etwas weicher zu erscheinen. Der Buchtitel ist selbstredend allgegenwärtig und man fragt sich selbst als Leser, was wäre denn, wenn man die Vergangenheit korrigieren könnte? Würde eine Korrektur gut tun oder eher schaden? Noch mehr schaden als ohnehin? Miller baut gekonnt auch philosophische Parts mit ein und der Leser darf selbst seine Gedanken dazu weben. John ist jedenfalls eine gewisse Persönlichkeit der man gerne folgt und mit der man mitfiebert. Ich vergebe hier sehr gern 5 Sterne für dieses tolle Werk!
Eine Jagd quer durch England
Andrew Millers historischer Roman „Die Korrekturen der Vergangenheit“ nimmt uns mit in das Jahr 1809. Zu diesem Zeitpunkt war die Iberische Halbinsel ein bevorzugter Austragungsort im Krieg um die Vormachtstellung in Europa. Am Krieg beteiligt waren die Franzosen, die sich zusammen mit den Spaniern Portugal einverleiben wollten. Doch traue keinem Franzosen, wenn er Napoleon heißt: Frankreich nahm sich quasi im Durchmarsch den spanischen Thron, was das spanische Volk sich nicht gefallen lassen wollte. Und schon verschoben sich die Machtverhältnisse. Spanien und Portugal taten sich gegen Frankreich zusammen und bekamen dabei Hilfe von den Engländern, die auf dem Seeweg zur Hilfe eilten. Von Portugal aus begab man sich nach Spanien, um den Vormarsch der Franzosen zu stoppen und wieder dahin zurückzutreiben, wo sie hergekommen waren. Dieser heroische Plan ließ sich jedoch nicht so ohne weiteres in die Tat umsetzen. Denn in der Schlacht von La Coruña war erstmal Schluss mit lustig für die Engländer, als diese eine fürchterliche Schlappe gegen die Franzosen erlitten und ihr Heil in einer chaotischen Flucht suchten. Die englischen Truppen wurden versprengt und durchstreiften die spanische Küstenregion, auf der Suche nach Schiffen, die sie wieder zurück in die sichere Heimat England brachten.
Einer, der es bis nach Hause geschafft hat, ist John Lacroix. Hier erholt er sich zunächst in der Nähe von Cardiff. Doch der Krieg ist noch nicht vorüber, weshalb John den Entschluss fasst, zu desertieren und sich so weit wie möglich abzusetzen: sein Ziel ist die Inselgruppe der Hebriden im äußersten Norden Englands. Was er noch nicht weiß: Er hat zwei Verfolger, die den Auftrag haben, John, der in Spanien zum Kriegsverbrecher wurde, der Gerechtigkeit zuzuführen.
Andrew Millers Buch „Die Korrektur der Vergangenheit" ist ein historischer Abenteuerroman, der in zwei Handlungssträngen sowohl von den Erlebnissen des Gejagten auf der Flucht, als auch von den Jägern und ihrer Jagd erzählt. Die Charaktere sind von dem britischen Autor dabei sehr eindimensional gestaltet. Bei den Verfolgern handelt es sich um einen ungehobelten und brutalen Engländer sowie einen feingeistigen und vornehmen Spanier, also zwei Protagonisten, die völlig unterschiedlich sind. Sie bilden für ihren Auftrag eine Zweckgemeinschaft. Trotz der langen Monate, die sie auf ihrer Jagd hauptsächlich zu Pferd quer durch England miteinander verbringen, bleiben sie auf Distanz zueinander. John Lacroix, der Gejagte, kommt als Sohn und Erbe aus gutem Haus der Bezeichnung eines englischen Gentlemans am nächsten. Er ist in den Krieg geraten, da ein junger Mann seines Standes nichts anderes zu tun hat, und der aufgrund eines scheinbar sensiblen Gemüts mit den Kriegswirren überfordert wird. Autor Andrew Miller gibt darüber hinaus nur wenig von ihm Preis.
So konzentriert sich die Handlung auf eine Flucht und eine Jagd, was sehr spannend gemacht ist, zumal Andrew Miller dezente und geheimnisvolle Andeutungen in die Handlung einbaut, die zum Aufbau der Spannung beitragen. Sein Erzählstil ist dabei sehr geradlinig und schnörkellos, wird aber immer wieder von Momenten unterbrochen, die sich durch ungewöhnlich poetische Bilder auszeichnen, was diesem Abenteuerroman das gewisse Etwas gibt.
Mein Fazit: Ein sprachlich gut gemachter Abenteuerroman, der von der spannenden Handlung dominiert wird, in dem die Charaktere jedoch leider undurchsichtig bleiben.
©Renie