Das Glück der Geschichtensammlerin
Das Cover fand ich interessant, und daher war ich neugierig auf das Buch. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, schön locker leicht zum Lesen.
Janice arbeitet als Putzfrau und sammelt Geschichten. Mir hat es gut gefallen, dass man so nach und nach die Geschichten zu den einzelnen Personen, für die sie arbeitet erfährt. Mittendrin hatte ich manchmal zwar das Gefühl, dass es um Dinge geht, die eigentlich keine Rolle für die Story spielen, aber das hielt immer nur kurz an. Schön, dass Janice sich mit dem Hund so anfreundet, mir hat es gut gefallen, dass sie das Gefühl hatte, er würde mit Blicken mit ihr sprechen.
Was mich mittendrin immer wieder gewundert hat, warum sich Janice so viel von ihrem Mann und manchen Leuten, für die sie putzt, gefallen lässt. Schön, dass sich dies im Laufe des Buchs ändert, da sie durch Mrs B, die sich für Janice' Geschichte interessiert, anfängt, mehr Selbstvertrauen aufzubauen und „aufzumucken“.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, ich habe mich gut unterhalten gefühlt.
Die Hauptprotagonistin Janice ist Putzfrau und geht zu den Wohnungsbesitzerin nach Hause um deren Domizil in „Schuss“ zu halten. Dabei erfährt sie natürlich so allerhand von ihren Arbeitgebern. Daraus entwickelt sich dann auch die Janices Leidenschaft das „Geschichtensammeln“, genauer gesagt das Sammeln der Lebensgeschichten, die ihr die Menschen selbst erzählen oder die sie zufällig unterwegs in Gesprächen anderer Leute aufschnappt. Nur ihre eigene Geschichte nimmt sie nicht so wichtig bzw. leugnet deren Existenz. Bei ihr gebe es da ja auch nichts zu erzählen. Dieser Überzeugung ist Janice bis Mrs B. darauf besteht, dass sie ihr ihre Lebensgeschichte erzählt.
Sally Page erzählt in ihrem Debütroman von einer, im Grunde, unglücklichen Frau mittleren Alters, die mit ihren Lebensumständen hadert. Janice selbst, sieht sich nicht in der Lage an ihrer Situation
eigenständig etwas zu verändern. Viel lieber konzentriert sich die Frau auf das Leben der Anderen und versucht ihnen, wenn sie den Erzählenden nicht unterstützen kann, zumindest eine gute Zuhörerin zu sein.
Bei der anfänglichen Schilderung von Janices Lebensumständen, entwickeln sich im Text einige Längen. Die mich beinahe etwas gelangweilt haben. Zudem habe ich mich, vor allem im Anfangsteil, immer wieder gefragt, weshalb das Buch den Titel „Geschichtensammlerin“ trägt. Hört Janice ihren Mitmenschen doch „nur“ aufmerksam zu und schweift dann selbst mit ihren Gedanken wieder ab, zu ihrer eigenen misslichen Lage.
Was mir hingegen wirklich gefallen hat, waren die Hauptcharaktere der Autorin. Diese sind liebevoll skizziert. Vor allem Mrs B. habe ich ins Herz geschlossen. Durch die detailreich beschriebenen Szenarien findet man als Leser zudem gut in die Handlung hinein.
Dennoch bleibt die Geschichte bei den Problemschilderungen stets an der Oberfläche. Aber eine umfangreiche Analyse der Schwierigkeiten oder eine tiefgründiger Auseinandersetzung damit, war vermutlich auch nicht das Ziel der Autorin.
Fazit:
Ein stellenweise unterhaltsamer Roman, den man im Sommer „schnell“ weg lesen kann.
Als ich das Buch in den Händen hielt, habe ich mich erst einmal ein bischen geärgert. Das Cover war unten mit einemrWerbebanderole für das Buch bedruckt. So etwas geht bei mir nur, wenn es aufgesteckt ist. Ein Buch soll wie ein Bild sein ohne störendes, da ist ein Button manchmal schon zuviel.
Gestaltet ist es mit einem Einsteckcover, das auch den Schnitt bedeckt. Die korrekte Bezeichnung kenne ich nicht. Schade, dass die Werbung den Gesamteindruck zunichte macht.
Ansonsten ist das Buch genau das, was ich erwartet habe. Spielerisch, amüsant, kleinteilig durch die Geschichten, ein Gesamtkonzept durch die Putzfrau Janice.
Sie hört zu und nimmt so die eine oder andere Geschichte unbewusst mit. Dann merkt sie, die Geschichten kommen zu ihr. Vermutlich hat sie nur ein Ohr dafür und ist nicht so Ichbezogen in ihrem Leben, dass die Geschichten einfach vorbeiziehen.
Ein amüsantes Buch, mehr hatte ich auch nicht erwartet.
Das Ungewöhnliche findet sich oft in ganz gewöhnlichen Menschen
"Also darauf allein beruht der Wert des Lebens für den gewöhnlichen, alltäglichen Menschen, dass er sich wichtiger nimmt als die Welt." (Friedrich Nietzsche)
Reinigungskraft Janice hat eine besondere Vorliebe, sie sammelt Geschichten. Vorwiegend sind es über jene Menschen, bei denen sie Staub wischt oder Zimmer aufräumt. Viele davon sind durchaus humorvoll, es gibt allerdings einige, die durchaus tragisch oder traurig sind und bei manchen lernt man sogar was fürs Leben. Ihre Geschichten bewahrt sie wohlbehütet in ihrem Kopf, wo sie diese jederzeit abrufen kann. Eines Tages lernt sie die 92-jährige Mrs. B kennen, für deren Sohn Tiberius sie ebenfalls putzt. Von Mrs. B erfährt sie mit der Zeit Beckys Lebensgeschichte. Becky ist eine Frau, die ihr Leben immer wieder neu anpackt und sich von niemandem und nichts unterkriegen lässt. Doch insgeheim bezweckt Mrs B Janice eigene Geschichte zu erfahren. Denn sie ist sich sicher, im Inneren hat auch Janice ihre Geschichte verborgen. Zumindest eine, die sie bisher noch niemandem erzählt hat, nicht einmal ihrem Ehemann.
Meine Meinung:
Das großartig gestaltete Cover hat mich neugierig auf dieses Buch gemacht, besonders da es in England als Bestseller gehandelt wird. Während ich begann, dieses Buch zu lesen, war ich mir nicht sicher, ob ich wieder einem Hype erlegen bin oder ob es sich doch noch entwickelt. Was soll ich sagen, das Dranbleiben lohnt sich wirklich bei diesem Buch. Janice ist eine recht einfache Frau, die in ärmlichen Verhältnissen in Cambridge lebt. Vor allem liegt es an ihrem Ehemann Mike, der sich von einem Job zum nächsten durchschlägt, immer in der Hoffnung, etwas Besseres zu finden. Doch dadurch leben sie im Grunde nur von Janice schmalem Gehalt. Kein Wunder also, weshalb die Schulden immer höher und sie als Ehepaar immer unzufriedener werden. Sie erträgt ihn eigentlich nur noch, weil sie ihre Ruhe haben will. Eines schönen Tages lernt sie einen netten Busfahrer kennen und verliebt sich, darauf trennt sich Janice von Mike. Janice fragt sich, ob sie so einen herzensguten Mann wie Euan wirklich verdient hat? Janice Leben baut sich im Laufe des Buchs auf, bis ich am Ende ihre wirkliche Lebensgeschichte erfahre. Inzwischen lerne ich Janice Putzstellen und einige ihrer Geschichten kennen. Da ist zum Beispiel Tiberius mit seiner Frau, die sie heimlich nur Mrs Yeah Yeah Yeah nennt. Das Ehepaar besitzt Decius einen Foxterrier, den Janice immer ausführen muss. Seine freche, aufmüpfige Stimme wird hier immer wieder eingeblendet. Mir gefällt der Gedanke gut, dass so ein kleiner Hund mal Widerworte aussprechen darf und wenn nur in ihren Gedanken. Eine andere Putzstelle ist Fiona mit ihrem Sohn Adam, die nach einem harten Schicksalsschlag versuchen, wieder ins Leben zurückzufinden. Die interessante Idee über eine Putzfrau, die zur Vertrauten und Freundin der Familien wird, weil sie ihnen zuhört, hat mir gut gefallen. Zwar hat dieses Buch keinen wirklichen roten Faden, sieht man mal von Becky und Janice Geschichte ab. Doch dafür tauchen wir ein in die verschiedensten Lebensgeschichten. Wahrscheinlich finden wir sogar unsere eigene wieder, da alle Geschichten einen realen Hintergrund aufweisen. Gut gefallen hat mir vor allem Mrs B und Euan Charakter und ihre positive Grundeinstellung. Schade nur, dass Janice Vergangenheit etwas zu kurz kommt. Trotz allem ist es eine traumhafte Mischung aus Ernsthaftigkeit, Humor, Freundschaften, Schuldgefühlen, einer auflebenden Liebe, unvergessliche und warmherzige Charaktere und dazu noch einen Hund mit einem außergewöhnlichen Namen. Ich habe gelacht und geweint und konnte das Buch kaum mehr weglegen, deshalb gibt es gute 4 1/2 von 5 Sterne von mir.