Inhaltsangabe zu "Zwei Leben: Roman"
1971 in einem Dorf in Süddeutschland.
Als einziges Kind ihrer Eltern gibt es für Roberta keine andere Zukunft als die, einmal die Bäuerin auf dem Hof zu sein. Hier auf dem Land sind Vergangenheitsbewältigung, Kriegsdienstverweigerung, Feminismus, Popkultur und Miniröcke nichts, womit man sich beschäftigt. Hier zählen Arbeit, Gehorsam und moralisches Verhalten. Doch Roberta träumt davon, eigene Kleider zu entwerfen, auch wenn sie genau weiß, dass das ein Traum bleiben wird. Zugleich liebt sie ihren Hof und die körperliche Arbeit in der Natur, in der sie sich zu Hause fühlt. Und dann gibt es da noch den Pfarrerssohn Wilhelm, ihren Freund aus Kindertagen. Die beiden verlieben sich ineinander.
Wilhelm ist nicht nur für Roberta der Grund, im Dorf zu bleiben. Auch seine Mutter Gertrud bleibt wegen ihres Sohnes. Im Gegensatz zu Roberta hasst sie das Landleben und wünscht sich nichts mehr, als weggehen zu können, hinaus in die Welt.
Bald sind beide Frauen gezwungen, ihr Leben zu überdenken und Entscheidungen zu fällen, die nicht nur für sie alles verändern.
1971 in einem süddeutschen Dorf
1971: erstes Verliebtsein, erster Freund - nicht nur bei der Protagonistin Roberta, sondern auch bei mir! Und so konnte ich in diese Geschichte herrlich abtauchen und mitfühlen: mich mitfreuen, mitleiden, ja und an einer Stelle wurden meine Augen so feucht, dass ich nicht mehr weiterlesen konnte! Ich bin auch in Süddeutschland aufgewachsen, lebe auch hier, jedoch in einer Kleinstadt. (Aber auch das Dorfleben lernte ich aus eigener Erfahrung kennen, wenn auch wenige Jahre später!)
Und dann lesen wir noch von Wilhelms Mutter Gertrud: sie lebt unglücklich in dem 200 Jahre alten Pfarrhaus, in dem sie seit 20 Jahren mit ihrem Mann Hermann, dem Pfarrer der Gemeinde, wohnt. Sie – aus Hamburg stammend – ist nie richtig angekommen in der kleinen Gemeinde, fühlt sich wie ein Fremdkörper. Und so ist sie hocherfreut, als ihr Bruder Georg sie einlädt, ihn auf einer 8- wöchigen Vortragsreise durch Europa zu begleiten.
Sehr realistisch ist das Leben in einem Dorf (zur damaligen Zeit) geschildert: angefangen bei der Wortkargheit und der totalen Fixierung auf die landwirtschaftliche Arbeit, dem Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Hof und der Familie bis hin zu Beerdigungszeremonien. (Mein Schwiegervater war Schreiner und hat noch selbst Särge gezimmert, die er dann in die Häuser der Verstorbenen lieferte, die dort aufgebahrt wurden. Erst später übernahmen diese Aufgaben die Beerdigungsinstitute.)
Völlig begeistert haben mich die authentischen Figuren, die Selbstreflexionen und die diversen Reife-Prozesse. (Meine Lieblingsfigur war übrigens der Opa von Roberta!)
Nur in einem Punkt (Satz) triftet meine Meinung ab: ‚Der Alltag frisst dir die größte Liebe weg.‘ Das kann sein, muss aber nicht! (Mein Mann und ich leben seit über 50 Jahren das Gegenteil!)
Als Fan von Ewald Arenz genoss ich in seinem neuesten Buch diese Zeitreise in die 70er Jahre in vollen Zügen, gebe begeisterte 5 Sterne und empfehle es aus vollem Herzen.