Der Mann aus dem Schatten

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Mann aus dem Schatten' von David Lagercrantz
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Mann aus dem Schatten"

Stockholm 2003: Ein Schiedsrichter der Fußballjugend wurde erschlagen. Der Verdacht fällt auf einen überengagierten Vater, doch es fehlen Beweise. Der neue Polizeichef holt daraufhin zwei Außenseiter ins Team: die junge Streifenpolizistin Micaela Vargas, die aus demselben Problemviertel wie der Verdächtige stammt, und den Psychologen Hans Rekke, ein brillanter Beobachter und Spezialist für Verhörtechniken. Nur wenn sich beide zusammentun, haben sie eine Chance gegen mächtige Gegner. Denn dieser Fall ist weit größer, als anfangs angenommen.

Format:Taschenbuch
Seiten:496
Verlag: Heyne Verlag
EAN:9783453441941

Rezensionen zu "Der Mann aus dem Schatten"

  1. Thriller mit langer Anlaufzeit

    2003 in Stockholm: Unmittelbar nach einem Spiel der Fußballjugend wird der Schiedsrichter, ein Geflüchteter afghanischer Herkunft, brutal erschlagen. Der Verdacht fällt zunächst auf einen aufgebrachten Papa, der mit einer Spielentscheidung nicht einverstanden war, doch schon nach kurzer Zeit ist die Ermittlung hoffnungslos in einer Sackgasse gelandet. Die junge Polizistin Micaela Vargas, eine Einwanderin chilenischer Herkunft, wird nach Auflösung der Ermittlungsgruppe zu ihrem zermürbenden Streifendienst zurückgeschickt. Nachhaltig beeindruckt ist sie jedoch von einem Gespräch mit dem Psychologen und Profiler Hans Rekke, der ganz eigene Ermittlungsansätze beigesteuert hat, aber vom Team nicht erst genommen wurde. Als sie zufällig wieder mit Rekke zusammentrifft, versuchen die beiden, ihre Erkenntnisse und Vermutungen zu dem Fall zusammenzutragen. Und bald kommen neue Aspekte ans Licht - der Ermordete hat eine seltsam widersprüchliche Vergangenheit ...

    Der Roman überrascht in mehrfacher Hinsicht. Zum ersten würde ich ein Buch, in dem es um internationale politische Spannungen geht, um Ermittlungen in höchsten politischen Kreisen, und in dem sowohl Taliban-Terror als auch CIA-Gefängnisse eine Rolle spielen, für einen Politkrimi halten; vor allem würde ich jede Menge Action und nervenzerreißende Spannung erwarten. Mit beidem hält sich das Buch jedoch sehr zurück. "Der Mann aus dem Schatten" ist in erster Linie ein Psychothriller. Das liegt einmal an den beiden so ungleichen Ermittlern Vargas und Rekke, von denen jeder eine ganz eigene Geschichte hat - Vargas ist ein hartes Mädchen, illusionslos und bissig; Rekke ist ein Feingeist aus reichem Hause und obendrein psychisch krank -, zum anderen an der Figur des ermordeten Afghanen, dessen bewegende Geschichte in einem parallelen Strang miterzählt wird. Und zum dritten hat "Der Mann aus dem Schatten" eine Erzählökonomie, die das Thrillergenre gegen den Strich bürstet. Es passiert zunächst, mindestens im ersten Drittel - wenn nicht sogar in der ersten Hälfte -, erstaunlich wenig. Nachdem die Ermittlung gegen den Fußballerpapa, wie Vargas es ausdrückt, "versenkt" wurde, sehen wir Vargas Dienst schieben und Rekke an seiner bipolaren Störung leiden, und das über viele Seiten hinweg. Es ist nicht gerade langweilig, aber nicht das, was man erwartet - die Chuzpe des Autors, sein Buch so aufzubauen, verdient jedenfalls Anerkennung.

    Nicht so recht begeistert bin ich über die zentralen Charaktere: die Paarung agiles und praktisches Mädchen fürs Grobe, zusammen mit einem bildungsbürgerlichen Feingeist ist nichts Neues, siehe Lynley und Havers, oder von mir aus auch Nemez und Sneijder (mit letzterem hat Rekke jedenfalls die zynische Arroganz gemeinsam). Auch Anleihen bei Sherlock Holmes sind deutlich zu merken. Es wirkt auf mich ein bisschen abgedroschen, aber es mag noch einiges Potential drin stecken. Was mir gefallen hat, sind die Berichte aus der Vergangenheit des toten Afghanen - hier kann man einiges erfahren, was man so bisher so nicht wusste über die Umwälzungen in Kabul.

    Da ich auch den zweiten Band leihweise im Haus habe, werde ich auch den noch lesen und berichten. Es ist aber kein Ermittlerpaar, das ich mir auf die Hitliste setzen werde - ich vergebe (eher wohlwollende) vier Sterne.