SCHNEE: Thriller
Als vier Freunde mitten im Winter von einer Wanderung in eine einsame Gegend nicht zurückkehren, wird eine Rettungsaktion gestartet. Als Johanna und ihr Kollege in einer Schutzhütte Kleidung finden, glauben sie auf der richtigen Spur zu sein. Nahe bei der Hütte wird die Leiche einer Frau gefunden. Sie ist nackt. Was hat sie veranlasst den Schutz der Hütte ohne Kleidung zu verlassen?
Die Story wird in drei Handlungssträngen erzählt. Einmal erfahren wir aus Sicht von Johanna die Handlungen des Rettungsteams, zum anderen lesen wir die Gedanken von Dröfn und erfahren was einige Tage zuvor in der Wandergruppe passiert ist. Und dann sind da noch die seltsamen Geschehnisse in einer Radarstation. Hier wurden durch die unterschwellige Bedrohung einige Gänsehaut-Momente erzeugt.
Die Autorin hat mit dem Setting eine eiskalte und düstere Atmosphäre geschaffen, aber andererseits auch eine wunderschöne winterliche Kulisse beschrieben.
Die Spannung wird erhöht durch die Vorspiegelung eventueller Einbildungen. Sind manche Szenen wirklich geschehen oder passierte dies nur in den Köpfen der Protagonisten. Mmh, aber was soll ich sagen, so richtig hat mich das nicht überzeugt, mir war es manchmal zu spooky und dabei zu konstruiert.
Anfangs war überhaupt nicht zu erkennen, wie die verschiedenen Fäden verknüpft werden sollen, aber nach und nach ergibt sich durch überraschende Wendungen ein unerwartetes Ende. Leider hat mir der Schluss nicht gut gefallen, zu schnell und zu abrupt.
Lass DIch auf den Thriller ein - dann erwartet Dich das Undenkbare...
"Schnee" von Yrsa Sigurdardóttir kam am 31.08.2022 auf den deutschen Markt.
Die isländische Autorin hat sich auf dem Buchmarkt schon mehrere Auszeichnungen und Preise erarbeitet. Ihre Bücher sind in 30 Ländern erfolgreich veröffentlicht worden.
Zum Inhalt:
Eine Gruppe von Freunden geht inmitten des wirklich kalten isländischen Winters, auf eine Gletschertour. Was steckt hinter dieser absurden Idee?
Zeitgleich ergeben sich in der Radarstation Stokksnes, unterhalb des Geltschers merkwürdige Dinge.
Nachdem die Wanderer nicht mehr auftauchen wird die örtliche Rettungswacht mit der Suche beauftragt.
Ihre Funde eröffnen Fragen über Fragen.
Welche Antworten werden sie finden? Was hat ein Kinderschuh mit den merkwürdigen Ereignissen zu tun?
Mein persönlicher Eindruck
Die Covergestaltung ist typisch für Yrsa Sigurdardóttir. Düster und auf den Punkt. Ohne viel Schnickschnack. Der weiß unterlegte Titel verblassend auf schwarzem Grund. Gut gemacht und sicher ein Hingucker.
Erzählstil: Ist typisch für diese Schriftstellerin. Zu Beginn wird dem Leser, ein Rätsel rund um einen gefundenen Schuh präsentiert. Meine Neugier war geweckt und fortan wollte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen.
Aufbau: Die vorgestellten Personen und ihre Eigenarten werden sehr gut vorgestellt und dann weiter entwickelt. Obwohl relativ viele Protagonisten an dieser Geschichte teilhaben, ist es der Autorin geglückt die Unterschiede und Eigenheiten für mich klar abrufbar zu machen.
Die Kapitel sind jeweils den aktuellen Schauplätzen und Zeitebenen zugeschrieben. Die Verknüpfung miteinander zu einem logischen Ganzen ist sehr gut gelungen.
Spannung: Innerhalb und auch zwischen den Kapiteln wurden Spannungselemente und Nervenkitzel sowie unheimliche Geschehen erfolgreich eingebaut.
Finale: Alle offenen Fragen werden zum Finale hin aufgelöst. Für mich gab es da echte Überraschungen.
Deutsche Übersetzung: erstellt von Tina Flecken. Sie hat schon einige Bücher von Yrsa Sigurdardóttir erfolgreich übersetzt. Ihre flüssig lesbare deutsche Version von Schnee, ist ihr sehr gut gelungen.
Zusammenfassung: EIn unheimlicher, düsterer Island-Thriller, der Nervenkitzel, blanken Horror und Bosheit vor den Augen seiner Leser entfaltet.
Fazit: Von mir gibt es sehr gute 4 * Lesesterne mit einer klaren Leseempfehlung.
Um den vollen Genuss dieses Thrillers zu erfahren, sollten die Leser weder vor dem Unerklärbaren - Mystischem zurückschrecken noch der kalten menschlichen Bosheit ausweichen.
ISDN: 978-3442759521
Seitenzahl: 353
Formate: elektr., Hörbuch & Paperback
Verlag: btb
Nach einen Schneewetter in einer einsamen Gegend Islands ist eine Gruppe Wanderer verschwunden. Ein Suchtrupp wird in die abgelegene Gegend geschickt. Zunächst ist wenig zu finden, auch über die Wanderer ist nicht viel bekannt. Hütten sind in dieser Gegend grundsätzlich selten abgeschlossen. Könnten sie dort Unterschlupf gesucht haben. Nach der Kontrolle etlicher Hütten, finden die Helfer eine, die erst vor kurzem benutzt wurde. Allerdings ist die Behausung leer. Auch in der nahegelegenen Radarstation scheint etwas Unheimliches vorzugehen. Der neue Mitarbeiter dort wagt es allerdings nicht, seine Beobachtungen an die große Glocke zu hängen, denn sein Vorgänger ist durch einen eigenartigen Unfall ums Leben gekommen.
Gruselige Ereignisse bestimmen die Handlung dieses Thrillers. Da fühlt man schon mal eine eiskalte Hand im Rücken. Mitunter sind die Erscheinungen sogar für Erwachsene zu sehen, die eigentlich weniger offen sind als Kinder, die seltsame Begebenheiten eher als gegeben hinnehmen. Jóhanna, die mit ihrem Mann noch neu im Ort ist, gehört zu der Suchmannschaft. Nach einen Unfall hat sie ein kleines Handicap, dass sie im Alltag nicht beeinträchtigt. Nur bei Anstrengung schmerzt die alte Verletzung. Da macht die Teilnahme an der Suche nicht einfacher, aber in der Gegend gehört es einfach dazu, dass man an der Suche nach Vermissten teilnimmt.
Was man hier zu lesen bekommt, ist schon ganz schön spooky. Es gelingt der Autorin nach einem verhaltenen Beginn, eine Stimmung zu erzeugen, in der es einen tatsächlich gruselt. Was ist mit den Wandern passiert und wieso gibt es sowohl in der Radarstation und um Jóhannas Haus so unheimliche Vorkommnisse. Verstärkt wird das Ganze durch die winterliche Dunkelheit, die es kaum mal Tag werden lässt. Nach und nach immer mehr gebannt, verfolgt man den Weg der Expeditionsteilnehmer und fragt sich, wieso sie nicht einfach im Schutz der Hütte geblieben sind. Ob das Suchteam oder die Polizei die Geheimnisse enträtseln können, muss jeder selbst nachlesen. Der Weg, den die Autorin einschlägt, tut einiges dazu Leser und Leserinnen ausgesprochen zu fesseln.
Ansprechend ist die Covergestaltung der Printausgabe, auf welcher der titelgebende Schnee in einem Wort seine Aggregatzustände von weiß, über grau zu schwarz durchwandert.
Schwarz und weiß
Hvördur, ein Einzelgänger um die sechzig, hat einen Job in einer abgelegenen Radarstation in Höfn (an der Ostküste Islands) angenommen. Es ist die Gegend, wo er aufwuchs und sein Elternhaus steht, das er unlängst mit Einverständnis seines Bruders verkauft hat. Hvördur ist ziemlich menschenscheu, hält seinen einzigen Kollegen auf Abstand und fühlt sich nur allein oder in Gesellschaft seines zugelaufenen (schwarz-weiß gefleckten) Katers wohl. Auch zu den beiden erwachsenen Kindern hat er kaum Kontakt. Dann aber geschehen fast gleichzeitig zwei Dinge, die ihm mehr und mehr zu schaffen machen: Hvördur erfährt, dass er eine kleine Schwester hatte, die starb, als er selbst noch Kind war - und an die weder er selbst noch sein Bruder sich erinnern können; es existieren nicht einmal Fotos von ihr. Und an seinem Arbeitsplatz, dieser isolierten Radarstation, geschehen unheimliche Vorgänge - Klingeln an einer Tür, an der niemand steht, und Schatten auf dem Radarschirm.
In einem zweiten Handlungsstrang geht es um eine Wandergruppe aus zwei Paaren und dem Guide Haukur, die in Lónsöræfi, einem Gebiet östlich von Höfn, unterwegs ist. Die Gegend ist so eiskalt und unwirtlich, dass man sich kaum vorstellen kann, wieso dort jemand eine mehrtägige Wanderung unternehmen sollte. Die Leute schlafen in Zelten, die morgens zugeschneit sind, leben von Tütensuppe und kleiden sich - wegen der Kälte - ohne Körperpflege im Schlafsack um. Aber es ist eben Lifestyle, dort zu wandern (jedenfalls scheint das die Motivation zu sein). Ein Zwischenaufenthalt in einer Wanderhütte beunruhigt die Gruppe. Vor der Tür liegt ein totes Rentier, unweit davon fliegen herrenlose Kleidungsstücke umher. Und nachts scheint eine körperlose Stimme um die Hütte herum zu geistern ....
In einem dritten Handlungsstrang geht es um eine Suche nach vermissten Wanderern. Die Verbindung zu dem anderen Strang, dem mit der Wandergruppe, liegt aber keineswegs so auf der Hand, wie es im ersten Moment aussieht. Kurz, die Autorin lässt uns mit großem Geschick lange Zeit im unklaren, wie die drei Stränge zusammengehören, obwohl es Verbindungspunkte gibt - so wohnt zum Beispiel Johanna, die Hauptfigur des dritten Strangs, in dem ehemaligen Elternhaus Hvördurs. Im Mittelteil gibt es Phasen, in denen sich die Geschichte etwas zieht. Der Suchtrupp im dritten Erzählstrang findet Tote, die merkwürdigerweise entkleidet im Schnee liegen. Die Wandergruppe des parallel erzählten zweiten Strangs demoralisiert mehr und mehr, und Hvördur in der Radarstation wird immer nervöser, weil sich die unerklärlichen Vorfälle häufen. Die Autorin spart nicht mit Gruseleffekten. Der eher distanzierte, schlichte Stil, der beinahe dokumentarisch wirkt, ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, allerdings für phantasiebegabte Leser keineswegs von Nachteil - im Gegenteil, manchmal wird das Kopfkino umso mehr befeuert, je dürrer die Wortwahl ist. Bisweilen übertreibt es die Autorin allerdings ein wenig, oder vielmehr, sie stapelt tief. Wenn es von einer Person, die schon den sicheren Kältetod vor sich sah und dann plötzlich doch die rettene Schutzhütte vor Augen hat, heißt: "sie betrachtete zufrieden die Hütte", fühlt sich die Leserin - eben noch bereit, sich kräftig zu gruseln -, nicht mehr recht ernst genommen.
Ein richtiger Knaller ist allerdings der Schluss. Hat man am Ende des dreißigsten Kapitels (von insgesamt 31) das Gefühl, dass alles zusammenstimmt und einer schönen Gruselgeschichte entsprechend zu Ende geht, werden auf den letzten zehn Seiten noch einmal alle Puzzlesteinchen umsortiert - die ganze Geschichte erscheint in einem völlig neuen Licht. Auch wenn nicht alles restlos stimmig aufgeht, kann man einem so verrückten Dreh nur Beifall zollen. Bei der Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, wäre noch einige "Luft nach oben" - aber der Plot ist fein erdacht.