Brüste und Eier: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Brüste und Eier: Roman' von Mieko Kawakami
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Brüste und Eier: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:496
EAN:9783832183738

Rezensionen zu "Brüste und Eier: Roman"

  1. Japanische Frauen über 30 mit ihren Wünschen und Sorgen

    Das Cover gefällt mir überhaupt nicht und den Titel finde ich unmöglich! Warum ich das Buch trotzdem gelesen habe? Durch meine japanische Schwiegertochter habe ich ein besonderes Verhältnis zu Japan und durch sie kenne ich auch die Einstellung vieler japanischer Frauen, ihren Wunsch nach ewiger Schönheit und Jugend + ihre sonstigen Probleme.

    Wegen meines permanenten und intensiven Austauschs mit Schwiegertochter und mein großes Interesse an ihrem Heimatland kann man mir vielleicht auch Befangenheit bezüglich dieses Buches unterstellen: mir fielen nämlich Kleinigkeiten auf, die nur so ganz nebenbei erwähnt wurden, z.B. das kleine Frotteetuch – ‚Hankachi‘ genannt. (Das ist quadratisch und jede Japanerin trägt mindestens eines bei sich und verwendet es zum Schweiß abwischen, zum Hände abtrocknen usw.)

    Zur Geschichte: Zur 30-jährigen Ich-Erzählerin Natsuko – in Tokyo lebend – kommt ihre 9 Jahre ältere Schwester Makiko und deren 12 Jahre alte Tochter Midoriko auf Besuch. Makiko ist vom Wunsch nach einer Brustvergrößerung beseelt und ihre Tochter steht kurz vor dem Eintreten ihrer Menstruation. (Die Gedanken dazu kann der Leser jedoch nur als eingeschobene Tagebucheinträge verfolgen, da Midoriko sich weigert zu reden und nur per Stift mit Mutter und Tante kommuniziert.)

    Der 2. Teil beginnt 8 Jahre später: Natsuko ist inzwischen in einen neuen Stadtteil gezogen, hatte vor 5 Jahren ihr Debüt als Autorin und kämpft mit einem neuen Roman. Der will allerdings nicht so recht vorwärts gehen, da ihr Kopf mit dem Thema ‚ungewollte Kinderlosigkeit‘ und die Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun, blockiert ist - Eizellenspenden und Spendersamen beschäftigen unsere Protagonistin jetzt.

    In diesem Zusammenhang erfährt der Leser auch vom ‚Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung‘, von etlichen Familiengeschichten mit Schwerpunkt ‚Pflichten der Töchter / Schwiegertöchter bei der Pflege von Eltern / Schwiegereltern‘ und was man alles nicht tut und nicht fragt – kurz zusammengefasst vom familiären und sozialen Leben in Japan. Ich fand das äußerst interessant und faszinierend!

    Die Lebensanschauungen von Natsuko und ihren Freundinnen + z.B. die groteske Szene mit dem Treffen zwischen der Protagonistin und einem Samenspender boten viel Diskussionsstoff mit meinem Mann und meiner Schwiegertochter! Den zweiten Teil des Buches empfand ich als wesentlich stärker als den ersten und etliche Stellen darin gingen mir gewaltig unter die Haut!

    Wer sich für dieses beeindruckende Land zwischen Tradition und Moderne interessiert und sich nicht nur oberflächlich auf die Komplexität des Lebens ihrer Bewohner in diesem Spannungsfeld einlassen will, ist bei diesem Buch richtig! Diese ausdrucksstarke Sprache mit vielen wunderschönen Sätzen, herrlichen Beschreibungen und philosophischen Momenten macht die literarische Reise außerdem zu einem lohnenden Vergnügen! Volle Leseempfehlung!