Die Halbwertszeit von Glück
Paris 2019: Kurz vor ihrer Hochzeit erfährt Mylène etwas, das sie total verunsichert und daran zweifeln lässt, wer sie wirklich ist.
DDR-Grenzgebiet 1987: Johanna ist von Schuldgefühlen geplagt und hat sich in eine kleine Hütte im Wald zurückgezogen. Doch dann benötigt ein junges Mädchen ihre Hilfe und sie versteckt es vor den Grenztruppen.
Los Angeles 2003: Auch Holly fühlt sich schuldig, weil ihre Kollegin Jay ums Leben gekommen ist, nur weil Jay für sie eingesprungen ist.
Louise Pelt verwebt die Geschichten dieser Frauen, die ihr Glück finden möchten. Sie erzählt lebendig und packend.
Leider ist ihr das bei der Darstellung der Protagonistinnen nicht so gut geglückt. Keine der Frauen kam mir wirklich richtig nahe. Nur mit Margarete, von deren Schicksal ich im ersten Kapitel erfuhr, konnte ich wirklich mitfühlen. Über sie hätte ich gerne noch mehr erfahren. Johanna ist eine interessante Person. Sie ist Wissenschaftlerin und zieht sich aus Schuldgefühlen in die Hütte im Wald zurück. Dass sie sich trotz der Gefahr um das Mädchen kümmert, hat mir gefallen. Auch ihre spätere Entscheidung, die ihr sicherlich nicht leichtgefallen ist, kann ich nachvollziehen. Dagegen fand ich Mylène und Holly manchmal etwas nervend. Mylène verhielt sich manchmal etwas pubertär und nicht wie eine gestandene Geschäftsfrau. Holly habe ich die Schuldgefühle abgenommen, doch wie sie sich direkt nach dem Unglück, bei dem Jay starb, verhalten hat, das konnte ich nicht nachvollziehen. Es sind drei sehr unterschiedliche Frauen, die Schicksalsschläge hinnehmen und ihren Weg und ihr Glück danach finden mussten.
Manche Entwicklung konnte man recht früh voraussehen, andere waren nicht so offensichtlich. Manchmal hatte ich den Eindruck, als gäbe es Situationen, die nur dazu dienten, die Handlung voranzutreiben und dass sich am Ende der Kreis schließt. Nicht alles schien mir schlüssig und am Ende ging es mir etwas zu abrupt.
Obwohl es in diesem Buch viel um Schicksalsschläge, Glück und Emotionen ging, haben mich die Geschichten nicht so berührt.
Gefühlt zwei Bücher
Drei Frauen zu unterschiedlichen Zeiten, es sind die Geschichten von Johanna, 1987 im Grenzgebiet der DDR, Holly, 2003 in Los Angeles und Mylene, 2019 in Paris. Wie passen sie zusammen, haben sie etwas gemeinsam oder versucht die Autorin nur eine Zeitreise. Auf dem ersten Blick haben die Frauen nichts gemeinsam, erst am Ende erfährt man mehr über die Verbindung zwischen ihnen, die eine echte Überraschung war.
Ich hatte das Gefühl ich habe zwei verschiedene Bücher gelesen.
Die Charaktere waren außer Johanna dermaßen egozentrisch, kindisch und sich wenig an die Wahrheit haltend dargestellt, das sie sehr unsympathisch für mich waren. Gleichzeitig waren die Recherchen zur Geschichte der DDR mangelhaft und das war unverständlich, denn die neuere deutsche Geschichte ist leicht zu recherchieren und für mich als geborene Westdeutsche waren die Fehler schon zu viel, wie geht es denn Lesern die in dieser Zeit dort gelebt haben. Für sie muss es wie Geschichtsklitterung wirken.
Nun zum zweiten Teil meiner Meinung.
Die Autorin hat einen wunderschönen Schreibstil. Gedanken zum Glück und seiner Vergänglichkeit, zu den kleinen Freuden des Lebens, die Spannung durch die verschiedenen Frauen und Zeiten das alles war wunderschön zu lesen. Einige dieser Textstellen habe ich mir rausgeschrieben um sie bei passender Gelegenheit weiter zu geben.
Mir ist die Diskrepanz zwischen diesen beiden Meinungen sehr bewusst, aber das Buch wirkt so auf mich. Im Grunde muss ich akzeptieren das die Autorin für mich schreckliche Figuren geschaffen hat, kein großes Interesse an Recherche hatte, aber sehr gut mit der Sprache und den Worten umgehen kann.