Die Hoffnung der Chani Kaufman
Inhalt:
Im Endeffekt geht es um Chani Kaufmann, die mit ihrem frisch verheiratet Mann versucht schwanger zu werden. In einer jüdisch orthodoxen Gemeinschaft ist es von großer Bedeutung, dass eine Frau schwanger wird und dem Mann Nachwuchs schenkt. Wenn sie in diesem Bereich "versagt" hat der Mann das Recht sich von ihr scheiden zu lassen.
Diese Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Einmal von Chani, dann von ihrem Ehemann Baruch und von einer Frau, die sich von der orthodoxen Gemeinschaft abgewendet hat.
Der Anfang des Buches war etwas behäbig und schwerfällig. Doch je länger ich es gelesen habe, desto begeisterter wurde ich. Die Figuren wurden sehr gut beschrieben und als Leser fühlte man mit ihren Höhen und Tiefen sehr mit.
Auch der Perspektivwechsel der einzelnen Personen hat die Perspektive noch erweitert. Am Ende war ich enttäuscht, dass das Buch schon vorbei war. Ich würde mich sehr über eine Fortsetzung des Buches freuen.
Fazit:
Wer eine Hochzeit von Chani Kaufmann gemocht hat, der wird dieses Buch auch lieben!
Chani Kaufmann hat geheiratet. Ich weiß alles darüber, denn „Die Hochzeit der Chani Kaufmann“ habe ich gern gelesen. Nun folgen wir Chani durch die erste Zeit ihrer Ehe, die allein davon geprägt ist, dass Chani nicht schwanger wird. Als Mitglied einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde besteht die vorrangige Aufgabe des Paares darin, eine möglichst große Nachkommenschaft zu produzieren. Chani gelingt das nicht, sie magert an, sie ist ein Nervenbündel, bis zum Anschlag verzweifelt. Die Tragödie endet damit, dass Chani nur einen kleinen Trick anwenden muss, um ein Kind zu empfangen - schön für sie, ohne Frage, aber rechtfertigt das einen ganzen Roman? Die Autorin fährt noch eine ganze Reihe von Figuren auf, um die Geschichte zu beleben - doch auch sie blieben für mich oft flach, ihre Entwicklung fand ich wenig spannend - zumal sie mit Chani oft gar nichts mehr zu tun haben. Die einzige Ausnahme bei den Nebenfiguren bildet für mich Rivka, die Aussteigerin. Ihren Mut habe ich bewundert. Mir ist bewusst, dass das orthodoxe Milieu, in dem die Story spielt, hier bestimmte Vorgaben macht. Doch was das angeht, hat Deborah Feldmann in „Unorthodox“ meiner Ansicht nach sehr viel besser zum
Ausdruck gebracht, was es im 21. Jahrhundert bedeutet, jüdisch - orthodox und Frau zu sein.
Chani und Baruch stammen aus einer streng orthodoxen jüdischen Londoner Gemeinde und konnten - einiger Widerstände zum Trotz - heiraten. Nun leben sie in Jerusalem, wo Baruch seine Ausbildung zum Rabbiner macht und Chani auf baldigen Nachwuchs hofft. Doch dieser stellt sich nicht ein. Verzweifelt wendet sich das Paar an Baruchs Eltern in London, die ihnen anschließend eine Behandlung in der Kinderwunschklinik finanzieren. Es tun sich alsbald vielmehr religiöse als gesundheitliche Hürden auf, mit denen die jungen Leute zu kämpfen haben.
Ein weiterer Erzählstrang dreht sich um die ehemalige jüdische Rebezzin Rivka Zilberman. Diese hat ihren Mann und damit auch die Gemeinde verlassen, weil sie das streng reglementierte Leben in der Gemeinde nicht mehr ertragen hat. Doch dieses Verlassen hat sie sehr einsam gemacht, denn zu ihren Kindern wird seither jeglicher Kontakt untersagt.
Einzig Rivkas ältester Sohn Avromi, der mittlerweile in Jerusalem an der Talmudschule studiert und der beste Freund von Baruch ist, hat Kontakt zur Mutter. Aber auch er steckt in einer Sinnkrise und ist auf der Suche nach Antworten und seinem weiteren Lebensweg.
Nicht zuletzt ist da Chaim, der Rabbiner in der jüdischen Gemeinde, der von seiner Ehefrau Rivka verlassen wurde. Strenge Regeln besagen, dass er sich schnell neu verheiraten muss, um weiterhin als angesehener Rabbi seinen Job und sein Ansehen zu erhalten.
Eve Harris gelingt es wie schon im ersten Teil "Die Hochzeit der Chani Kaufman", viele Einzelschicksale auf spannende, eindringliche, respektvolle Weise sehr liebenswert und sehr unterhaltsam zu erzählen. Gleichzeitig ist sie kritisch und zeigt deutlich auf, wie rückständig und verbohrt das Regularium dieser strenggläubigen Gemeinde doch ist, mit dem einige der Mitglieder sehr zu kämpfen haben. Jeden einzelnen Charakter vermag die Autorin grandios und absolut authentisch zu zeichnen. Nahezu jede*r wächst mir ans Herz mit den Problemen, dem Suchen und Zweifeln, dem Finden, oder auch sich Befreien.
Dieser Roman gehört nun - wie schon Teil 1 - zu meinen Lieblingsbüchern. Und ich habe mich am Ende sogar dabei erwischt, mir eine weitere Fortsetzung zu wünschen. Denn diese vielen persönlichen Geschichten sind für meinen Geschmack längst nicht auserzählt. Ein Highlight :)
Viele Jahre mussten die Leser warten, um endlich zu erfahren, wie es mit den Figuren aus „ Die Hochzeit der Chani Kaufman“ weitergegangen ist.
Chani und Baruch sind nach ihrer Hochzeit nach Jerusalem gezogen, wo Baruch für sein zukünftiges Dasein als Rabbiner den Talmud studiert. Ihr Glück wäre vollkommen, wenn Chani endlich schwanger würde. Doch bisher waren alle Versuche vergeblich. Nicht nur die Erwartungen von außen belasten Chani. Nein, ihre Ehe wäre ernsthaft in Gefahr, denn nach jüdischem Recht darf ein Mann die Trennung verlangen, wenn seine Frau ihm keine Kinder schenkt. „ Ein unverheiratetes Mädchen war wie ein ruderloses Schiff oder ein Topf ohne Deckel, doch eine unfruchtbare Frau war schlimmer. Ihr Mann konnte sie verstoßen. Er konnte sich neuen Weidegrund suchen.“
Deshalb reist das junge Paar nach London und lässt sich, finanziell unterstützt von Baruchs Eltern, in einer Fruchtbarkeitsklinik untersuchen. Die Ergebnisse sind einerseits beruhigend, denn es liegen keine organischen Gründe für die Kinderlosigkeit vor. Trotzdem stürzt der Befund das Paar in schwere Konflikte. Es sind die strengen jüdischen Gesetze, die einer Befruchtung im Wege stehen, denn diese regeln genau, wann ein Paar sexuell enthaltsam sein muss.
Baruch und Chani stehen somit vor einem riesigen Problem. Wie sollen sie Gottes Gesetz erfüllen, sich zu vermehren, wenn die Gebote das gleichzeitig unmöglich machen ?
Aber Chani ist nicht die einzige Frau, die sich zwischen religiösen Vorgaben und Selbstbestimmung entscheiden muss.
In einem zweiten Erzählstrang geht es um Rivka Zilbermann, die im ersten Buch als Rebezzin Chani auf die Ehe vorbereitet hat. Rivka hat mittlerweile ihren Mann Chaim verlassen, weil sie es in der streng reglementierten Welt der orthodoxen Gemeinde nicht mehr ausgehalten hat. Doch ihr Ausbruch hat schwerwiegende Konsequenzen. Ihr wird der Kontakt zu ihren Kindern verboten und ihr Mann übergibt ihr den „ Get“, den Scheidebrief. Seine Stellung als Rabbiner wäre nicht zu halten mit einer getrennt lebenden Frau. Doch das ist noch nicht alles. Der jüngere Sohn wird in der Schule wegen seiner abtrünnigen Mutter gemobbt, die Tochter will nichts mehr von ihr wissen. Rivka steckt „ zwischen zwei Welten fest und es zerreißt“ sie. Der Preis für ihre Freiheit ist immens hoch.
Und auch ihr ältester Sohn Avromi, der momentan in einer Talmudschule in Jerusalem studiert, steckt in einer tiefen Sinnkrise.
Eve Harris beschreibt nun mit sehr viel Einfühlungsvermögen die Schwierigkeiten, in denen sich ihre Figuren befinden. Es geht ihr dabei nicht darum, die Religion und Gott selbst in Frage zu stellen. Was sie kritisiert sind die z.T. unmenschlichen Gesetze und Verbote, die Männer vor Jahrhunderten erlassen haben und auf deren Einhaltung religiöse Eiferer dringen. Dabei prangert sie jegliche Intoleranz und Bigotterie an.
In ihrer Kritik bleibt die Autorin aber nicht einseitig, denn dass auch Männer unter dem rigiden Diktat leiden, zeigt sie eindrucksvoll an verschiedenen Beispielen.
Und längst nicht alle orthodoxen Juden verhalten sich hier hartherzig und engstirnig. Chani, Rivka und Avromi treffen auf Menschen, die sie in ihrem Bestreben, den richtigen Weg zu finden, bestärken und unterstützen.
Eve Harris beschreibt all ihre Figuren mit Liebe und Empathie und mit genügend Humor. Auch für die Fehler und Schwächen der weniger sympathischen Zeitgenossen zeigt sie Verständnis .
Kapitelweise wechselt die Autorin die Perspektive, so dass der Leser den Hauptfiguren sehr nahe kommt. Und auch die Schauplätze wechseln. Mal sind wir in Golders Green, jenem Stadtteil Londons, in dem vorrangig orthodoxe Juden wohnen, mal in Israel. Dort stellt sie dem ruhigen und traditionellen Leben in Jerusalem das lebendige und pulsierende Tel Aviv gegenüber.
Wie schon im Vorgängerroman bekommt der Leser einen tiefen Einblick in jüdischen Alltag, in Bräuche und Rituale orthodoxer Juden. Das ist ein Blick in eine uns eher fremde unbekannte Welt. Zur Atmosphäre tragen auch die zahlreichen, im Text verstreuten jüdischen Begriffe bei, von denen die wichtigsten in einem anhängenden Glossar erläutert werden.
Mit leichten Ton und in schnörkelloser Sprache greift die Autorin fundamentale Fragen auf.
Man muss den ersten Band nicht kennen, um den vorliegenden Roman verstehen und genießen zu können. Doch wer ihn liest, will sicherlich den Vorgänger kennenlernen und alle, die mit derselben Begeisterung wie ich „ Die Hochzeit der Chani Kaufman“ gelesen haben, werden sich auf die Fortsetzung stürzen.
Und wir alle können nur hoffen, dass Eve Harris nicht wieder so viele Jahre verstreichen lässt bis zum nächsten Folgeroman.
„ Die Hoffnung der Chani Kaufman“ ist Unterhaltungsliteratur vom Feinsten, ein Roman, der einem von Anbeginn an fesselt und nicht mehr loslässt.
Nur Märchen enden damit, dass das liebende Paar heiratet! Im realen Leben wird es dann erst interessant: wie geht das Ehepaar mit den unterschiedlichsten Herausforderungen um?! (Eine Steigerung erfährt das Ganze, wenn das Ehepaar, wie Chani und Baruch, in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde lebt, in der es viele Regeln und Gesetze zu befolgen gilt.)
War ich schon vom Vorgängerbuch ‚Die Hochzeit der Chani Kaufman‘ begeistert, fieberte ich direkt auf die Fortsetzung. Und sie hat mich nicht enttäuscht!
Wir begleiten Chani, mit Baruch in Jerusalem wohnend, bei ihren verzweifelten Bemühungen, schwanger zu werden – sogar für sie unangenehme Termine in einer Kinderwunschklinik in London nimmt sie wahr.
Und auch das Schicksal von Rivka, der Rebbetzin Zilberman verfolgen wir weiter: inzwischen getrennt von ihrem Ehemann, dem Rabbi Zilberman, dem die Befolgung der religiösen Regeln über alles geht, versucht sie ihren Platz außerhalb der religiösen Gemeinde zu finden und Kontakt zu ihren Kindern zu bekommen.
Äußerst informativ sind die diversen Besonderheiten im jüdisch-orthodoxen Glauben (wie z.B. das ‚Get‘- der Scheidungsbrief, die einheitliche Dauer der ‚nidda‘ – des Menstruationszyklus – von 12 Tagen für alle Frauen, das Beschneiden eines Sohnes, die Dienste einer ‚Jente‘ - der Eheanbahnerin - und vieles mehr). Sehr hilfreich war dabei das Glossar, in dem die jüdischen Worte erklärt werden.
Begeistert haben mich diverse Unterhaltungen, die unter die Haut gingen: z.B. Chani bei Rivka, Rivka bei Amy oder die der Schwiegereltern von Chani, Mr. und Mrs. Levy, bei der Heimfaht von der Beschneidungsfeier bei Familie Kaufman, bei der sehr gut die Herausforderungen für Mr. Levy in einer Ehe mit Mrs. Levy sichtbar waren. Überhaupt gefiel mir die warmherzige Schilderung etlicher Charaktere. (Beim alten Ehepaar Rabbi Ehrlich und seiner Frau Ilana mit den Katzen ‚Ben Guiron‘ und ‚Moishe Dajen‘ ging mir das Herz auf!) Meine männlichen Favoriten waren übrigens Mr. Levy, der Schwiegervater von Chani, und Rabbi Ehrlich, die sich wohltuend von den anderen Männern abhoben, die sich gerne hinter den religiösen Regeln versteckten!
Ich kann nicht anders, als die Höchstzahl der Sterne bei dieser Rezension zu vergeben! Das Buch von Eve Harris, übersetzt von Kathrin Bielfeldt, ist sehr informativ und packend von der ersten Seite an. Ich möchte es allen ans Herz legen, jedoch: für diese Lektüre ist Aufgeschlossenheit gegenüber Religionen sinnvoll und auch Toleranz gegenüber anderen Lebensformen!
Religion oder Selbstbestimmung?
Gleich vorweg, mir war nicht bekannt, dass es zu dem Titel einen ersten Band gibt mit dem Titel "Die Hochzeit der Chani Kaufman". Ich habe aber dennoch das Geschilderte nachvollziehen können, besser ist aber gewiss den Vorgänger zu kennen.
Das Cover ähnelt dem Vorgänger und hat dadurch einen guten Wiedererkennungswert.
Ich habe schon einige Dokus gesehen zum Thema orthodoxer jüdischer Glaube und dennoch habe ich durch den Roman noch einiges an Wissen hinzugewinnen können.
Das Berührende an der Geschichte war, dass ich das Problem vollkommen nachvollziehen kann, da ich in einer ähnlichen Situation war und lange nicht wusste, dass man mitunter einen gestörten Zyklus haben kann und in einem vermeintlichen Zeitfenster schwanger werden kann, das man unter normalen Umständen eher nicht nutzen würde. Das wird hier sehr einfühlsam beschrieben.
Am meisten berührt hat mich jedoch der Erzählstrang von Rivka, die aus dem streng religiösen Leben ausbrechen möchte, aber schnell merkt, dass dies alles andere als leicht ist. Nie im Leben hätte ich als nichtreligiöse Person geahnt, dass es solche heftigen Probleme geben kann. Das empfand ich als sehr erstaunlich.
Fazit: Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und viel dazu gelernt, was ich so gar nicht erwartet hatte. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.