Bournville (Transfer Bibliothek)

Buchseite und Rezensionen zu 'Bournville (Transfer Bibliothek)' von Jonathan Coe
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Inhaltsangabe zu "Bournville (Transfer Bibliothek)"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:409
Verlag: Folio
EAN:9783852568850

Rezensionen zu "Bournville (Transfer Bibliothek)"

  1. 5
    15. Dez 2023 

    Menschen und Geschichte

    „Bournville“ ist eine Kleinstadt in Middle England, die Wiege der Cadbury Schokolade und so ganz nebenbei der Titel des aktuellen Romans des britischen Romanciers Jonathan Coe.
    Darin erzählt er die Geschichte der englischen Mittelklassefamilie Lamb angefangen beim Ende des 2. Weltkrieges bis hin in die heutige Zeit. Es ist ein „Roman in sieben Ereignissen“, denn das Gerüst dieser Familiengeschichte bilden Ereignisse, die wichtig für die Volksseele der englischen Nation waren und immer noch sind, und die einen großen Einfluss auf dieses Land genommen haben. So erleben wir mit der Familie Lamb das Ende des 2. Weltkrieges, die Krönung von Queen Elizabeth, das Finale des Fußball WM 1966, Charles und Dianas Hochzeit sowie das spätere Ableben der Prinzessin der Herzen. Diese Ereignisse bilden einzelne Kapitel in diesem Roman, und begleiten die jeweiligen Lebensphasen der Familie Lamb. Die zentrale Figur in diesem Roman ist dabei Mary, die zur Zeit des Kriegsendes ein Kind von 11 Jahren ist und am Ende des Romans auf stolze 86 Jahre Lebenszeit zurückblickt. Mary ist in diesem Roman Tochter, Ehefrau, Mutter, Groß-und Urgroßmutter. Sie präsentiert sich dabei als eine energiegeladene und humorvolle Frau, die Träume hatte, von denen sie viele begraben musste, die aber dennoch erfüllt war von ihrem Leben als Dreh-und Angelpunkt der Familie Lamb.
    In der Familie Lamb finden sich die unterschiedlichsten politischen Gesinnungen, Charakterköpfe und Durchschnittsbürger, so dass die Familie als ein Querschnitt durch die englische Gesellschaft betrachtet werden kann.

    Jonathan Coe ist ein Meister des britischen Humors. Aber er kann auch ernsthafter, meistens dann, wenn sich der Blick vom großen und ganzen Gesellschaftsgeschehen auf die einzelnen Familienmitglieder der Lambs richtet. Man spürt in seiner Darstellung, dass ihm diese Figuren ans Herz gewachsen sind, zumal er deren Sorgen und Nöte mit ganz viel Respekt und Mitgefühl erzählt.
    Dieser Roman hat mir viel Freude bereitet. Es gab während der Lektüre viele Aha-Momente, da Jonathan Coe sich nicht nur auf bekannte Fakten konzentriert, sondern auch jede Gelegenheit nutzt, auf scheinbar unbedeutende Ereignisse oder Themen hinzuweisen, die bei mir über die Jahre längst in Vergessenheit geraten sind. Jonathan Coe macht also Geschichte quicklebendig und vergisst trotz aller Tatsachen, die er in seinem Roman unterbringt, nicht die Menschen, die diese Geschichte verantworten.
    Leseempfehlung - nicht nur für Fans des Vereinigten Königreiches!