Nero: Wahnsinn und Wirklichkeit

Buchseite und Rezensionen zu 'Nero: Wahnsinn und Wirklichkeit' von Alexander Bätz
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Inhaltsangabe zu "Nero: Wahnsinn und Wirklichkeit"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:576
EAN:9783498006860

Rezensionen zu "Nero: Wahnsinn und Wirklichkeit"

  1. So geht Biografie!

    Biografien über Personen aus der Antike sind eine besondere Herausforderung, denn meist ist die Quellenlage dürftig und kritisch zu betrachten. Antike Historiker hatten mit ihren Texten nicht den Anspruch, eine möglichst große Annäherung an die historische Wirklichkeit darzustellen, sondern verfolgten immer ein bestimmtes Ziel. Und wie wenn das nicht schon schwierig genug wäre, haben sich im Laufe der Jahrhunderte gerade zu Nero Bilder eingebrannt, die man schwer aus den Köpfen bekommt. Wer hat nicht sofort Peter Ustinov in Quo Vadis vor Augen, wie er mit der Harfe in der Hand das brennende Rom besingt? Schauspielerisch ist der Film von 1951 eine Glanzleistung, historisch aber fragwürdig.
    Unter diesen Bedingungen eine so großartige Biografie zu schreiben, wie das Alexander Bätz getan hat, ist ein Paradebeispiel für herausragende Geschichtswissenschaft. Seine Herangehensweise ist den modernen Aspekten einer Strukturgeschichte verpflichtet. Darüber hinaus benennt der Autor bei der Betrachtung der Quellen die Zweifel, entkräftet oder relativiert wo nötig und nachweisbar durch genaue Quellenanalyse, Analogien und gesellschaftliche oder politische Einordnungen klassische Stereotypen im Bild Neros, stellt aber eben immer klar heraus, wenn eine eindeutige Beurteilung nicht möglich ist. Ein guter Historiker ist eben nicht der, der alles zu erklären versucht, sondern der, der die Grenzen benennt, Unbewiesenes hinterfragt und klarstellt, was aufgrund der Quellenlage nicht beantwortet werden kann.
    Wer sich für Nero und die frühe Kaiserzeit interessiert, kann ohne Zögern zu dieser Biografie greifen. Wissenschaftlich und methodisch auf der Höhe der Zeit und dabei spannend zu lesen ist dieses Buch ein echtes Highlight. Und wir müssen deshalb alle Peter Ustinov und den Roman von Henryk Sienkiewicz nicht vergessen – im Gegenteil, mit dem neuen Blickwinkeln bieten beide wahrscheinlich noch mehr Genuss.
    Und das möchte ich erwähnen: Hier handelt es sich um unbezahlte Werbung, denn das Buch habe ich als kostenloses Rezensionsexemplar vom Rowohlt Verlag erhalten.