Seemann vom Siebener,Audio-CD, MP3
Klappentext:
„Brütende Hitze, ein Freibad und mittendrin sechs Menschen, deren Lebenswege sich für einen schicksalhaften Moment miteinander verbinden. Da ist Kiontke, der Bademeister, der noch immer am Beckenrand steht, auch wenn die Leute meinen, dass es ihn eigentlich hätte umhauen müssen, dieses Unglück damals. Da ist Renate, die hinter der Kasse sitzt und zu viel raucht und die zwei, vier, acht Sachen an Kiontke mag, was sie natürlich niemals zugeben würde. Da sind Joe, Lennart und Isobel – und da sind die beiden Geschwister, die den Seemann machen wollen, erst vom Dreier, dann vom Fünfer, und schließlich vom Siebener. Aber der ist gesperrt, seit Jahren schon, seit diesem Unglück damals, das wie ein fernes Donnergrollen unter diesem flirrenden Sommertag liegt.“
Dieses Schwimmbad-Feeling bleibt einem ganz tief im Gedächtnis haften…Freibad war früher immer einfach nur schön. Man traf sich, genoss das Baden, den Spaß mit den Freunden, die Pommes, den Sonnencreme-Duft, die Sonne…Schwimmbad hat immer etwas magisches und Autor Arno Frank zeigt uns dieses wahrlich treffend in seinem Hörbuch „Seemann vom Siebener“. Schauplatz ist klar: das Freibad. Wir lernen 6 unterschiedliche Personen kennen und werden sie mit verschiedenen Nebendarstellern einen ganzen Tag lang begleiten. Alle 6 Personen könnten unterschiedlicher nicht sein. Jeder hat nicht nur seine Lebensgeschichte zu erzählen, sondern auch eigene Gedanken und Erlebnisse bezüglich des „Drehortes“. Der Titel des Hörbuches rückt immer näher und wir Hörer werden gefühlvoll und stimmig durch den Tag geführt. Sprecher ist hier Hans Löw. Durch seine ruhige Art, ist man irgendwie gefühlt der stille einfach-nur-da-Sitzer auf der Bank, der das gesamte Treiben beobachtet aber dennoch das Schwimmbad-Feeling genießen kann. Der Seemann ist keineswegs der Name für eine Person, sondern für eine Figur vom Sprungturm. Aber der Seemann hat mal das Unglück angezogen und seitdem ist er gefürchtet und das Siebener-Sprungbrett seitdem geschlossen. Als Zuhörer ahnt man etwas aber Arno Frank nimmt einen immer wieder gekonnt an die Hand und gibt eine gewisse Auflösung am Ende vor. Hier und da erscheint es etwas märchenhaft, aber stimmt auch alles was wir hier „sehen“ oder ist das alles vielleicht nur Einbildung? Hier wird jeder Leser andere Gedanken dazu finden, fest steht jedenfalls, die Geschichte hat unheimlich viel Flair und Feeling. Sprecher Löw schafft es grandios dieses Sommerwetter und das Freibad-Feeling bestens einzufangen mit seiner Stimme. Wir sind selber hier Badegast und können der Geschichte immer vollumfänglich lauschen ohne den Faden zu verlieren.
Seit langem mal wieder ein Hörbuch, wo ich denke, da hat sich das Hören mehr gelohnt als das selber-Lesen! Hans Löw hat einfach den perfekten Ton für diese geniale Geschichte! 5 Sterne hierfür!
Freibad-Verführung
Es ist Sommer, das Freibad hat geöffnet. Wir befinden uns in einem kleinen Ort in Schwaben. Man kennt sich und die Geschichten von früher, auch jene von einem Unfall, der an diesem Ort passiert ist.
Die Perspektive wechselt zwischen verschiedenen Figuren, Badangestellten und Badegästen. Allen voran sei Kiontke zu erwähnen, der Bademeister, der seine Gerätschaften als „Rüsselding“ bezeichnet oder beim Notieren der Wassertemperatur, in Erwartung eines sonnigen Tages, schon mal aufrundet. Auch lassen Formulierungen, wie „Er vertritt die vor Renate sorgsam gehütete Privatmeinung“, durchblicken, wie der Chef der Badeanstalt drauf ist.
Es reihen sich im Laufe des Buchs kleine Episoden aneinander, die erlauben, die unterschiedlichen Charaktere kennenzulernen. Da ploppen nach einem Tagtraum die Bestandteile der Umgebung wieder auf, da werden Spannerlöcher in den Umkleiden entdeckt, da erzählt der Budeninhaber Witze, da bereitet sich eine Kindergruppe aufs „Seepferdle“ vor, und eine Person übt den Seemann, einen Kopfsprung mit den Armen hinter dem Rücken.
Ich habe das Hörbuch als eine gelungene Mischung aus Feinfühligkeit und Humor empfunden. Der Sprecher tat sein Übriges, um die Figuren authentisch darzustellen, beispielsweise indem er, dem Wesen einer Figur entsprechend, Worte fremdsprachigen Ursprungs deutsch aussprach oder gar schwäbelte. Das Ende offenbart einen tieferen Sinn, und schon der Weg dorthin war ein Genuss.