Love fire of Afrika: Baby Blue

Buchseite und Rezensionen zu 'Love fire of Afrika: Baby Blue' von Mariama Gomez
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Love fire of Afrika: Baby Blue"

Format:Taschenbuch
Seiten:106
Verlag: united p.c.
EAN:9783710352928

Rezensionen zu "Love fire of Afrika: Baby Blue"

  1. Ein bisschen ist es der Fremdschäm-Effekt ...

    Christine lebt im katholischen Niederbayern, ist verheiratet, hat Kinder und ein Büro mit Angestellten, ist wirtschaftlich abgesichert. Alles richtig gemacht, die ersten fünfzig Jahres ihres Leben.

    Nun ja, zugegeben: Der Lack ist ab, der Nachwuchs flügge geworden, schon lange aus dem Haus, und der Mann geht seit ewigen Zeiten fremd. Man hat sich arrangiert, lebt gut geregelt aneinander vorbei. Wen stört es schon, wenn nach außen hin die gutbürgerliche Existenz gehalten wird? Die zweiten fünfzig Jahre, welche – so Gott will – der braven Frau noch verbleibender Lebenszeit zubilligt wird, werden mit dem üblichen Verwelken, Verschrumpeln, Vereinsamen einher gehen.

    Doch sie begeht auf. Und macht alles falsch. Hört auf den Schrei im Inneren, gibt sich dem Drang nach ungelebtem Leben hin, schaut auf Zeichen und Wunder, durchbricht alle Regeln, um sich lebendig zu spüren, um geliebt zu werden. Streift alles ab und wird – scheinbar – verrückt. Christine antwortet auf eine dieser Spam-Email aus Afrika, die wohl jeder von uns schon mal bekommen hat. Zahlt Tausend Euro an einen Unbekannten, der ihr Romantik vorheuchelt und sie natürlich nur abzocken will. Sieht ihr Geld nie weder.

    Und dennoch ist sie nicht böse. Ganz im Gegenteil, sie macht den Durchmarsch. Tummelt sich erstmals in sozialen Foren im Internet. Lässt sich von einem weiteren Afrikaner anbaggern. Genießt die Online-Romantik. Missachtet alle Warnungen. Genießt den Flirt, blüht auf, wird abenteuerlustig.

    Und eines Tages setzt sie, die sie niemals auf den riesigen Kontinent dort im Süden war niemals solcherlei gewagt hat, alles auf eine Karte und fliegt nach Ghana. Ihr Lover – soviel darf hier verraten sein – empfängt sie auf dem Flughafen mit einem gewaltigen Schwips.

    "In eine Hölle werden wir wohl nicht landen", sagt sie zu Musa, zehn Jahr jünger als sie, gut gebaut, aber natürlich bettelarm und frei von all jenen Sekundärtugenden wie Fleiß, Ordnung und Pünktlichkeit, mit denen Christine dort oben im wortwörtlich kalten Deutschland ihre wirtschaftlich abgesicherte Existenz aufgebaut hat.

    Obwohl Mariama Gomez ihren ersten Selfpublishing-Roman mit einigen grammatikalischen Fehlern spickt, hier ein Komma vergisst und dort ein Anführungszeichen, obwohl sie weitgehend auf Absätze und sonst übliche literarische Konventionen verzichtet, hat mich ihr Buch von der ersten Seite an hineingezogen, gestattet ich mir erst nach fünfzig Seiten eine Lesepause.

    Ein bisschen ist es der Fremdschäm-Effekt, wenn man liest, wie die Heldin der Geschichte ihre hart erarbeiteten Euros verschleudert, dort im bettelarmen Afrika. Doch zugleich bewundert man ihrer Mut, an die Liebe zu glauben. Und komischerweise hilft ihr dabei ihr niederbayerisches Christentum. Schlägt man ihr (symbolisch gesprochen) auf die eine Wange, so hält sie die andere Hin. Liebe siegt!

    Witziger Nebeneffekt: Fleiß, Ordnung und Pünktlichkeit, die sich im Reisegepäck mit gebracht hat, sind nun Dinge, die der arme Musa erlernen muss, wenn er seine Christine halten will, denn sie ist keineswegs blauäugig. Bei all ihrer radikalen Gier nach Lebensfreude bleibt sei mit beiden Beinen auf dem Boden, hier in Ghana und dort in Niederbayern.

    Man darf gespannt sein auf die Fortsetzung dieses Abenteuerromans!