Hier hat s mir schon immer gefallen

Buchseite und Rezensionen zu 'Hier hat s mir schon immer gefallen' von Annie Proulx

Inhaltsangabe zu "Hier hat s mir schon immer gefallen"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:257
EAN:

Rezensionen zu "Hier hat s mir schon immer gefallen"

  1. 3
    26. Jun 2023 

    Neun Erzählungen aus Wyoming...

    Wyoming ist Annie Proulxs Revier, eine unwirtliche, bizarr-schöne Gegend, der am dünnsten besiedelte Staat der USA, Schauplatz auch ihres Meisterwerks »Brokeback Mountain«. Wie kaum einer kennt sie dieses Land der Berge und Prärien, der sturen Farmer und neureichen Millionäre, und sie schreibt darüber voller Sympathie und Ironie. In neun neuen Geschichten, von der Prähistorie über die Pionier- und Postkutschenzeit bis zur Gegenwart von Gasboom und Irakkrieg, erzählt Annie Proulx von den Mythen und Menschen Wyomings – lakonisch, witzig, unvergesslich. (Klappentext)

    Die Erzählungen dieses Bandes spieln zu sehr unterschiedlichen Zeiten und haben auch jeweils andere Schwerpunkte. Zwei Geschichten über den Teufel stechen allerdings aus der Sammlung heraus, denn hier ist (zumindest für mich) nicht ersichtlich, dass sie unbeding in Wyoming spielen - für den Rest trifft das jedoch zu.

    "Die einen lebten und die anderen starben, so war das eben."

    Dieser eine Satz macht die lakonische Haltung deutlich, die in den Erzählungen vorherrscht. In den Teufelgeschichten gesellt sich ein klein wenig an bösem Humor dazu, aber allen Geschichten gemein ist, dass sie nicht zum Happy End neigen. Es gibt wunderschöne Naturbeschreibungen, die mit den Bergen und Prärien das Bild einer herb-spröden Gegend mit ganz eigenem Reiz hervorrufen. Aber der Menschenschlag - egal zu welcher Zeit die jeweilige Erzählung spielt - scheint wenig zugänglich zu sein. Es gibt kaum Zärtlichkeiten, das Zusammenleben wird von alltäglichen Notwendigkeiten und wenig gegenseitiger Beachtung bestimmt, das Leben ist immer ein einsames. Und man hat gefälligst ein Leben zu führen, das den Erwartungen der anderen entspricht.

    So zeichnen sich hier oft bitter-düstere Lebensentwürfe ab, zusätzlich geprägt durch Schicksalsschläge, die man ebenso wie das Wetter und die Familie, in die man zufällig hineingeboren wurde, pragmatisch zu ertragen hat. Man kann sich bei diesen Erzählungen sicher sein: kaum zeichnet sich mal etwas Licht am Horizont ab, ein kleiner Hoffnungsschimmer, kommt gleich der Hammer hinterher und zerschlägt alles, was die Zukunft hätte rosiger aussehen lassen.

    Diese sich durchziehende Stimmung hat mir das Lesen etwas erschwert. Für mich muss es nicht die rosarote Brille sein, auch nicht das klebrigsüße Happy End - aber diese so lakonisch zur Schau getragene Hoffnungslosigkeit hinsichtlich der Möglichkeit, die persönliche Lage zum Positiven zu ändern, fand ich in dieser geballten Form doch viel. Wie immer bei einem Erzählband gefielen mir manche Geschichten besser als andere, aber den Tenor der meisten Erzählungen fand ich gleichermaßen bedrückend. Am unterhaltsamsten fand ich persönlich dabei die kleine Gruselgeschichte um einen Beifußstrauch.

    Vielleicht ist es die unerbittliche Landschaft Wyomings, die die Menschen dort prägt und so werden lässt, wie sie hier erscheinen. Die Schilderungen wirken jedenfalls, als wüsste Annie Proulx, wovon sie spricht. Das ändert aber nichts daran, dass ich die Erzählungen oftmals eher als bedrückend empfand. Alles in allem durchaus interessant und lesenswert, aber für mich persönlich kein Highlight...

    © Parden