Der eiserne Herzog: Historischer Roman
![Buchseite und Rezensionen zu 'Der eiserne Herzog: Historischer Roman' von Ulf Schiewe](https://m.media-amazon.com/images/I/51lnhrdIAxL._SL500_.jpg)
Welche Bedeutung der Autor Ulf Schiewe und sein Werk seit einiger Zeit in meinem Leseleben spielt, habe ich an anderer Stelle (Rezensionen) schon hervorgehoben. Das ändert sich auch nicht mit dem neuen Roman „Der eiserne Herzog“.
Hier werden die Leserinnen und Leser Zeuge, wie es 1066 zu der Schlacht von Hastings kam, in der das Schicksal der englischen Krone entschieden wurde. Davor gibt uns der Autor wieder jede Menge historisch verbriefte Tatsachen und fiktive Handlungen und Dialoge an die Hand.
Wir treffen hier auf Guilhem (William) und seinen späteren Konkurrenten Harold Godwinson; zwei gestandene Männer, deren Charaktere durch Ulf Schiewes packende Schreibweise stark gezeichnet sind. Dabei verzichtet er darauf, nur eine Seite (sprich: die harte) zu betrachten, sondern gibt ihnen Ecken und Kanten, die aus einem harten Kerl einen zärtlichen und treuen Ehemann machen *g*. Denn auch wenn es mehr um die Vorgeschichte der Schlacht von Hastings geht - William (der Eroberer) und Harold waren „nichts“ ohne ihre Frauen, die die Entscheidungen ihrer Männer mittragen mussten – mit allen Bedenken und Überredungskünsten, die ihnen (letztlich) zwar nichts gebracht haben, da die Männer bestimmt haben, was getan wurde, aber…
Überhaupt legt Ulf Schiewe viel Wert auf Atmosphäre; Gewalt und die Darstellung selbiger gibt es immer nur so viel, wie es die Geschichte verlangt; teilweise (wie bei der Eroberung von Brionna) sogar abgemildert. Wer sich ein (detailliertes) Bild von der Schlacht bei Hastings machen will, sollte einmal nach dem sog. Teppich von Bayeux suchen – eine wichtige Inspirationsquelle von Ulf Schiewe bei der Recherche für diesen Roman.
Überhaupt sind die tiefen und intensiven Recherchen des Autors hervorzuheben; selbst das schlechte Wetter auf der Fahrt Williams von der Normandie nach England ist in den von ihm genutzten Quellen verzeichnet. Daraus macht Schiewe eine unglaublich spannende Passage – das Kopfkino läuft immer noch :-).
Abgerundet wird das Werk durch ein umfangreiches Namen- und Ortsregister, einem Nachwort über Tatsachen und Fiktion von Ulf Schiewe und einer historischen Landkarte.
Und so gebe ich aus voller Überzeugung 5* und eine absolute Leseempfehlung!
©kingofmusic
Europa im 11. Jahrhundert: Guilhem, der Herzog der Normandie, hatte es als Halbwaise nicht leicht, sich zu behaupten. Nachdem er erfolgreich um Matilda, die Tochter des Grafen von Flandern, geworben hat, erwartet ihn die nächste Herausforderung: Der englische König, sein Onkel, erklärt ihn zum Thronerben. Darauf hat es allerdings auch Harold Godwinson, ein mächtiger Gegner, abgesehen…
„Der eiserne Herzog“ ist ein historischer Roman von Ulf Schiewe.
Meine Meinung:
Der Roman ist in drei Bücher unterteilt, wobei diese wiederum aus mehreren Kapiteln bestehen. Vorangestellt sind eine Liste alter Ortsnamen und deren heutiger Entsprechung sowie eine umfangreiche Personenübersicht, die historische Persönlichkeiten als solche ausweist. Zwei sehr hilfreiche Extras.
Die Handlung beginnt im Jahr 1049 und reicht bis ins Jahr 1066. Sie spielt an wechselnden Orten, vor allem in Frankreich, England und Belgien. Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel erleichtern die Orientierung. Auch die optisch ansprechende Landkarte in den Innenklappen unterstützt das Verständnis.
In sprachlicher Hinsicht ist der Roman nicht zu modern und dennoch anschaulich. Lediglich die historisch bedingte Ähnlichkeit von Namen ist am Anfang etwas verwirrend. Der Schreibstil ist ausreichend detailliert und bildhaft. Auf ausufernde Gewaltdarstellungen wird erfreulicherweise jedoch verzichtet.
Im Vordergrund stehen Guilhem und sein Widersacher Harold. Obwohl die Quellenlage zu beiden Charakteren nicht sehr üppig ist, hat es der Autor geschafft, seine Protagonisten mit psychologischer Tiefe auszugestalten und glaubhaft darzustellen. So entsteht der Eindruck, dass die zwei Männer tatsächlich so gewesen sein könnten. Positiv fällt zudem auf, dass auch Frauenfiguren, frei von Klischees, zentrale Rollen im Roman spielen.
Inhaltlich geht es um die Schlacht bei Hastings und deren Vorgeschichte. Die „Anmerkungen des Autors“ belegen die fundierte und ausführliche Recherche und trennen Tatsachen von Fiktivem. Dem Schriftsteller gelingt es auf unterhaltsame wie interessante Weise, historische Entwicklungen und Ereignisse eindrucksvoll zu schildern. Auch ohne jegliche Vorkenntnisse wird Geschichte somit verständlich und wieder erfahrbar.
Auf den mehr als 500 Seiten bleibt die Handlung kurzweilig und abwechslungsreich. Die Spannung steigert sich - fast kontinuierlich - bis zum berühmten Kampf.
Das Cover eignet sich thematisch gut und gefällt mir optisch. Der prägnante Titel passt meines Erachtens ebenfalls sehr gut.
Mein Fazit:
Mit „Der eiserne Herzog“ ist Ulf Schiewe erneut ein historischer Roman gelungen, den ich uneingeschränkt empfehlen kann.
In "Der eiserne Herzog" widmet Ulf Schiewe sich wieder einmal einem historischen Thema. Den meisten dürften die grundlegenden Fakten bekannt sein, doch Ulf Schiewe verpackt sie so gekonnt zu einer sehr spannenden Handlung, so dass alles wie ein Abenteuer anmutet.
Als König Eadweard seinen Neffen Guilhelm die Krone verspricht sind die Gemüter erstmal erhitzt. Die Engländer möchten lieber jemanden aus den eigenen Reihen auf dem Thron sehen, Harold Godwin ist derjenige, der am ehesten in Frage kam bisher. Doch auch in der Normandie sind nicht alle begeistert, Guilhelm selbst bekommt von seiner eigenen Frau aufgezeigt, dass es viele Hürden mit sich bringt, sollte er auf den Wunsch seines Onkels eingehen.
Aber wer die historischen Eckdaten im Blick hat, weiß, dass es zu einer Schlacht kommen wird, die alles entscheiden wird. Spannend ist auch, aufgezeigt zu bekommen, dass auch in den eigenen Reihen der Engländer viel Missgunst und Ränkeschmiede vorherrschten.
Mir hat ebenfalls außerordentlich gut gefallen, dass die Handlung schon einiges vor dem genannten Ereignis eintritt. Der Leser erfährt viel über den jungen Guilhem und wie er seine Frau kennengelernt hat und die Umstände deren Eheschließung, die von Widrigkeiten belastet war. Viele Randpersonen machten mir in den ersten Kapitel ein wenig zu schaffen, zumal oftmals eine Namensgleichheit herrscht, doch ein Personenregister hilft ungemein, und nach kurzer Zeit war ich drin und die Handlung konnte mich enorm fesseln. Die Interpretation der Charaktereigenschaften der Handelnden sind natürlich nicht alle belegt, dennoch schildert der Autor die involvierten Personen so, dass man ihm eigentlich alles abkauft, es könnte wirklich so und nicht anders gewesen sein. Und die Vorstellung, dass ein Herzog, der den Beinamen "Der eiserne" trägt, könne ja trotzdem viel Wert auf die Meinung seiner Frau gelegt haben, hat mir gut gefallen.
Alles in allem wieder ein Werk, das durch gute Recherche besticht und alles spannend verpackt präsentiert. Historische Romane gehören nicht zu meinem bevorzugtem Genre, doch bei Neuerscheinungen von Ulf Schiewe kann ich nicht nein sagen, im Gegenteil!
Die Krone Englands - und zwei Männer, die um sie kämpfen. Nur dank der Hilfe einiger weniger Getreuer konnte Guilhem als Kind die Verfolgung durch seine Widersacher überleben. Doch er hat sich durchgekämpft und als Herzog der Normandie behauptet. Als es ihm gelingt, den letzten Widerstand zu brechen, und sein Werben um die schöne Matilda erfolgreich ist, scheint er am Ziel all seiner Träume zu sein. Erst recht, als sein Onkel, König Eadweard von England, ihn überraschend zum Thronerben erklärt. Englands Krone - wer würde das ablehnen? Matilda aber hat größte Bedenken, denn Guilhem hat einen mächtigen Gegner: Harold Godwinson, dessen Familie ebenfalls Anspruch auf den Thron erhebt... (Klappentext)
Ich und historische Romane? Eher nicht. Einige wenige Autoren haben dieses harsche No-Go ein wenig aufweichen lassen - und dazu gehört unbedingt auch Ulf Schiewe. Dieser Roman hat mich tatsächlich wieder sehr überzeugen können.
Erzählt wird hier die Vorgeschichte der berühmten Schlacht von Hastings (14. Oktober 1066), die auch den Schlusspunkt des Romans setzt. Die beiden Kontrahenden - der Herzog der Normandie Guilhem (William the Conquerer) und der Angelsachse Earl Harold Godwinson - werden zunächst gekonnt in Szene gesetzt, wobei die damaligen politischen Verhältnisse der Normandie sowie in England ebenfalls deutlich werden. Das Ansinnen des überaus gläubigen Königs Eadweard (Eduard der Bekenner), nicht nur bedeutsame politische Stellen Englands mit Normannen zu besetzen, sondern auch Herzog Guilhem zu seinem Nachfolger zu erklären, provozierte den Widerstand des angelsächsischen Adels, allen voran den des einflussreichen Godwin von Wessex. Nach dem Tod des Königs wurde Harold Godwinson auf Drängen des Adels zum Thronfolger bestimmt, was Herzog Guilhem nicht auf sich sitzen lassen wollte. Er beanspruchte den Thron für sich - und so kam es schließlich zur entscheidenden Schlacht von Hastings. Wie die ausging, läst sich am Titel "the Conquerer" schon erahnen...
Was hier jetzt reichlich langweilig klingen mag, verpackt Ulf Schiewe jedoch in einen spannend zu lesenden Roman. Er baut die beiden Hauptcharaktere behutsam auf und zeichnet sie dabei auch durchaus ambivalent und damit menschlich.
Der Normanne Herzog Guilhem ist ein offenbar durchaus charismatischer Mann, der durch sein Auftreten seine spätere Frau Matilda von seinen redlichen Absichten sowie von seinen Gefühlen überzeugen kann, der auch zahlreiche Freunde und Anhänger hat, die bedingungslos zu ihm stehen, und der das Talent besitzt, andere von seinen Plänen und Ideen zu überzeugen. Und zumindest hier im Roman ist er auch ein treuer Mann, der keine andere Frau mehr anschaut als Matilda. Aber er hat eben auch eine andere Seite, geprägt durch seine Kindheit und Jugend, in der er immer wieder fliehen musste, weil ihm von Seiten einiger Rebellen der Tod drohte. Er neigt in entscheidenden Situationen zu unnachgiebiger Härte und zu Grausamkeiten, um Widerstände zu brechen und seine Feinde zu besiegen.
Der angelsächsische Earl Harold Godwinson wirkt hier im Roman im Grunde eher besonnen. Im Vergleich zu seinem Vater und einigen seiner machtbesessenen und unbesonnenen Brüder strebt er nicht unbedingt nach Höherem. Er akzeptiert den König und dessen Entscheidung, Herzog Guilhem zu seinem Nachfolger zu machen, zumal er - wenn auch gezwungenermaßen - eben jenem Guilhem einen Treueeid schwört. Aber am Sterbebett des Königs lässt sich Harold schließlich doch von einigen Einflüsterern überreden, sich selbst auf den Thron heben zu lassen und damit seinen Schwur zu brechen. Von da an handelt er ebenso unnachgiebig und entschlossen wie sein Kontrahent aus der Normandie. Auch Harold hat eine Frau, die er sehr liebt, doch muss er aus politischen Gründen noch eine zweite Ehe eingehen - ein probates Mittel jener Zeit, das mir jedoch sauer aufstieß, ebenso wie Harolds erster Frau.
Überhaupt: die Frauen. Im Grunde hätte keine Notwendigkeit bestanden, die Frauenfiguren hier im Roman so akzentuiert auszubauen und ihnen eine doch nicht unerhebliche Rolle zukommen zu lassen. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen definitiv Harold Godwinson und Herzog Guilhem. Aber bekanntermaßen steht hinter jedem starken Mann eine starke Frau, und durch die Darstellung der Sichtweise der Ehefrauen Matilda und Ealdgyth gerät das Bild der Hauptcharaktere auch vielschichtiger. Gerade Matilda scheint auch im historischen Vorbild eine starke und kluge Frau gewesen zu sein - immerhin hat Guilhem ihr während seiner Abwesenheit die Herrschaft über die Normandie anvertraut. Aber auch die Mutter des Königs Eadweard war offenbar eine beeindruckende und dazu machtbesessene Frau - der Einfall, Herzog Guilhem als Nachfolger des Königs zu benennen, kam von ihr. Mir persönlich gefiel es sehr, dass Ulf Schiewe hier auch die Frauen in den Fokus gerückt hat, da dies auch noch einmal andere Aspekte beleuchtete und so z.B. die Gier nach Macht - meist von Seiten der Männer - hinterfragt werden konnte. Auch Faktoren wie Menschlichkeit und Emotionalität erhielten so einen Platz im Roman, gerade auch gegen Ende. Alles andere wäre mir auch zu einseitig betont martialisch gewesen.
Trotz der Vielzahl an Charakteren hatte ich bei diesem Roman zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, nicht mehr durchzublicken. Die historischen Fragmente zu einigen der genannten Ereignisse, die ich womöglich irgendwann einmal gehört oder gelesen hatte, werden hier zu einem spannenden Ganzen zusammengewebt und ergeben im Gesamtkontext ein Bild, das ich nun besser einordnen kann. Learning bei reading sozusagen - und Ulf Schiewe gelingt die Balance zwischen historisch verbrieften Details und spannender Fiktion scheinbar mühelos. Dazu befleißigt er sich eines überaus bildhaften Schreibstils und bindet beispielsweise auch Beschreibungen von Gerüchen und Geräuschen ein, um eine Szene wirklich greifbar und vorstellbar zu gestalten. Das gefiel mir wieder sehr gut. Besonders beeindrucken konnte mich die Schilderung eines Schiffbruchs - das war derart intensiv, dass beim Lesen nahezu der Eindruck entstand, selbst dabei zu sein. Auch die Schlachtszene am Ende war sehr eindrucksvoll geschildert, was meinen persönlichen Geschmack allerdings weniger trifft.
Eigentlich erstaunlich, dass eine einzige Schlacht über die Zukunft Englands entscheiden konnte. Aber im Vergleich zur heutigen Zeit standen die Verursacher des Krieges im Zentrum der Schlacht und schonten sich ebenso wenig wie ihre Untergebenen...
Die Aufmachung des Buches (eine Karte, eine Liste von alten Ortsnamen, ein Personenverzeichnis sowie die abschließenden Anmerkungen des Autors) bereichert das Leseerlebnis noch und lässt für mich keine Fragen mehr offen.
Von mir kann es hier nur eine klare Leseempfehlung geben!
© Parden
Schon in jungen Jahren hat Guilhem, der Normanne, einiges erlebt. Nicht immer war sein Leben glücklich, doch einmal hat er wirklich Glück gehabt. Als er Matilda, seine Frau, kennenlernt, geht in seinem Leben sie Sonne auf. Gegen den Widerstand von Matildas Mutter heiraten sie und bekommen bald ihr erstes Kind. Überrascht ist Guilhem als der König von England, der keine Nachfolger hat, ihn zum Thronfolger erklärt. Etliche Jahre später neigt sich König Eadweards Leben dem Ende zu und Guilhem sieht sich am Ziel, doch Harold Godwin wird zum König ausgerufen, obwohl er Guilhem einen Treueeid geschworen hatte.
Guilhem, Herzog der Normandie, auch bekannt als Wilhelm, der Eroberer, wird hier in seinen jüngeren Jahren geschildert. Bis zur Schlacht von Hastings und damit der Eroberung der Krone und damit Englands entfaltet sich die Handlung. Guilhem handelt dabei insbesondere Matilda gegenüber freundlich und liebevoll und er baut auf ihr Urteil. Selbst mit Harold pflegt er bei dessen Besuch in der Normandie einen freundlichen Umgang. Doch wenn es um seine Position geht und darum, dass er als durchsetzungsfähiger Herrscher gilt, kann er mit einiger Härte auftreten und er erweist sich als fintenreicher Kämpfer, der es versteht sich durch ungewöhnliche Ansätze auch aus schwierigen Situationen zu befreien.
Geschichte erlebbar gemacht, so könnte man diesen Roman in Kürze beschreiben. Eigentlich ist die Vergangenheit so fern, doch mit authentischen Schilderungen und realistischen Zeichnungen der handelnden Personen, wird sie einem beim Lesen nahegebracht. Guilhem und Harold erscheinen grundsätzlich sympathisch. Man meint, sie hätten Freunde sein können. Und entwickelt sich eine unerbittliche Feindschaft, die sie letztlich aufs Schlachtfeld führt. Leider gab es keine friedliche Lösung. Und mit den Beschreibungen der Schlachten und der Art der Kriegsführung wird sehr deutlich vor Augen geführt, dass Krieg immer grausam ist und dass viele Menschen auf brutale Art zu Tode kommen. Und doch bleibt der Name Wilhelm, der Eroberer, ein Begriff, auch wenn die Herrschaft der Normannen in England nicht so lange währte. Ein hervorragend recherchierter historischer Roman, der die Vergangenheit lebendig werden lässt.
4,5 Sterne
Zugegeben, der Titel dieser Rezension scheint mit einem EISERNEN HERZOG nicht sofort kompatibel zu sein. Aber wenn auch die Vorgeschichte der Eroberung Englands durch den Herzog der Normandie, den man unter dem Namen Wilhelm der Eroberer kennt, auf dem Fokus der Eroberung liegt, so haben wir es mit einer für Mittelalter-Roman eher unüblichen Form zu tun.
Und das scheint mir der Fall zu sein, wenn zwei Fürsten, Ein Herzog und ein Earl, die ihnen angetrauten Gattinnen und die Kinder lieben und dies auf Gegenseitigkeit beruht. Natürlich weiß das auch der Autor nicht ganz genau, schließlich ist das rund 1000 Jahre her.
Guilhem der Normandie wird vom englischen König als entfernter Neffe zum Nachfolger auserkoren. Das passt den Earls und vor alle, Godwin nicht in den Kram, aber so ist das nunmal. Der eiserne Wilhelm gewöhnt sich an den Gedanken, während Matilda von Flandern, die Frau, die er innig liebt, strikt dagegen ist. Dies führt fast zum vollen Zerwürfnis.
Aus Godwins Familie sind zwei junge Burschen als Geiseln zur Erziehung beim Herzog der Normandie, die nun, da Godwin tot ist, von dessen Sohn Harold zurück geholt sollen. Ein spannendes Stück ist die Überfahrt in die Normandie, sie endet mit einem Schiffbruch. Harold kehrt nach nach Wochen nach England zurück, nicht ganz erfolgreich und der Herzog, der auch sein Freund hätte werden können, hat einen unredlichen Schwur verlangt. Er hat dafür Gründe, und der Fortgang der Geschichte zeigt, dass er damit nicht schief liegt.
Irgendwann stirbt Edward der Bekenner in Westminster. Aber wer wird nun König?
Uwe Schiewe hat einen spannenden Roman geschrieben, der für mich eine Lücke füllt zwischen Rollo, der die Normandie 911 eroberte bzw. vertraglich übernahm und Richard Löwenherz, über den viel mehr geschrieben wurde. Zumindest kannte ich eben diesen Wilhelm nur dem Namen nach.
Die Besonderheit des Romans liegt darin, dass die Frauen diese große Rolle spielen. Für Emma, die Mutter des englischen Königs Edward dem Bekenner ist das verbürgt. Von Matilda weiß man viel weniger, allerdings hat sie die Normandie während des Herzogs Abwesenheit regiert.
Die dritte starke Frau ist Ealdgyth, die Frau von Harold Godwinsson, ebenfalls in Liebe verbunden. Allerdings heiratet der Earl dann eine andere, er muss, will er Frieden im Reich...
Daraus hat Ulf Schiewe eine Geschichte gestrickt, die deutlich kein Sachbuch ist, gleichwohl aber geschichtlich sehr interessant zu lesen ist.
Das Buch enthält, was notwendig ist, ein Verzeichnis von Ortsnamen und handelnder Personen auf. Es fällt auf, dass es wenig fiktive Personen gibt, was für mich Voraussetzung für einen guten historischen Roman ist. Die fiktiven Personen, allen voran Bertran, Guilhems Leibwachen-Führer, helfen, den Charakter der historischen zu illustrieren.
In Anmerkung macht der Autor seine Leserschaft mit Hintergründen bekannt und lässt die geschichtsbesessenen Lesern die "Googelei" noch einmal aufnehmen, denn nun gibt man, fast zwangsläufig, das Stichwort "Teppich von Bayeux" auf.
Schöne Leserunde, immer gut, mit Autoren direkt in Kontakt zu treten.
Viele Grüße an Ulf Schiewe mit einem Dankeschön für das Buch und diesen Zeitvertreib.
Einblicke in das Jahr 1936
Eine Empfehlung durch die Kurzvorstellung des Buches durch eine Facebook-Bekanntschaft lies mich dieses Buch erwerben. Es ging im weitesten Sinne um Faschismus und Nationalsozialismus. Das ein schwarzer Historiker, Soziologe und Bürgerrechtler 1936 nach Deutschland reist und dort als Kritiker des amerikanischen Rassismus das Leben in der NS-Diktatur beobachtet war mir neu. Allerdings wurden diese Kolumnen für den „Pittsburgh Courier“ in den USA durch C.H. Beck 2022 erstmals auf Deutsch herausgegeben.
Er schreibt über begeistert über Richard Wagner, Bayreuth, Opern, die Lehrausbildung bei Siemens, Rassenvorurteile und Antisemitismus, die Olympischen Spiele und Jesse Owens, über Hitler, über andere Staaten in Europa und vieles mehr.
Nebenbei sei bemerkt, dass W.E.B. du Bois der erste PoC war, der in Harvard promovierte und dessen wissenschaftliche Reputation unter anderem auf zwei Studienjahren in Berlin und Heidelberg beruhte. Interessant ist ebenfalls dessen permanente Verwendung des Wortes Negro / Negroes im Zusammenhang mit den Afroamerikanern in den USA, wobei festzustellen ist, dass das deutsche Wort „Neger“ in weit größerem Maße rassistische konnotiert ist. Der Verlag hat in diesem Zusammenhang ein Vorwort zur Verwendung von Begriffen hinzugefügt, welches sich als hilfreich erweist.
Ein interessantes und erhellendes Buch.