Knochensuppe (Band 1): Der Mörder aus der Zukunft

Buchseite und Rezensionen zu 'Knochensuppe (Band 1): Der Mörder aus der Zukunft' von Kim Young-tak
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Inhaltsangabe zu "Knochensuppe (Band 1): Der Mörder aus der Zukunft"

Mehrmals wurde die Stadt Busan von Tsunamis verwüstet, viele Bewohner wurden getötet oder verloren ihre Häuser. Im Jahr 2064 wohnen die Reichen in der „Oberstadt“, während sich die Armen in der „Unterstadt“ angesiedelt haben. Ihr einziges Ziel ist es, so viel Geld wie möglich zu verdienen, um ihr armseliges Leben hinter sich zu lassen und in die Oberstadt aufzusteigen – dafür würden sie alles tun: Extremes, Illegales und nicht zuletzt Tätigkeiten, bei denen man sein Leben riskieren muss. Als eine äußerst gefährliche Form des Zeitreisens möglich wird, werden die Bewohner der Unterstadt von den Bürgern der Oberstadt angeheuert, um nostalgische Gegenstände aus der Vergangenheit zu holen. So auch Lee Uhwan, der den ganzen Tag in der engen, schwülheißen, stinkenden Küche einer Gaststätte als Küchenhilfe arbeitet und von seinem Chef beauftragt wird, eine Zeitreise in das Jahr 2024 zu unternehmen, um ihm ein verloren gegangenes Rezept für eine Knochensuppe zu besorgen. Uhwan, der sich weder an seine Kindheit noch an seine Familie erinnern kann und ein zutiefst einsamer Mensch ist, schafft es tatsächlich, unbeschadet in die Vergangenheit zu kommen. Er nimmt einen Job in einem Knochensuppen-Restaurant an, wo er schließlich erfährt, dass der Besitzer sein Großvater ist, der Sohn des Besitzers sein Vater und die aktuelle Freundin des Sohnes seine zukünftige Mutter. Und er erkennt, was es bedeutet, endlich Teil einer liebevollen Familie zu sein. Uhwan, der seine Familie nicht wieder verlieren will, beschließt, in der Vergangenheit zu bleiben – doch damit setzt er eine Kette an Ereignissen in Gang, die alle in größte Gefahr bringt ...

Format:Broschiert
Seiten:384
EAN:9783965090415

Rezensionen zu "Knochensuppe (Band 1): Der Mörder aus der Zukunft"

  1. Mysteriös, faszinierend und rätselhaft

    Wir befinden uns im Jahr 2064. Der im Waisenhaus aufgewachsene Lee Uhwan ist Mitte 40 und arbeitet, seit er denken kann, in einer kleinen, stinkenden Garküche als Gehilfe. Diese befindet sich in der Küstenstadt Buhsan im unteren Viertel, dort - wo bereits zweimal ein Tsunami alles verwüstete und nur die Ärmsten ihre Häuser und Geschäfte wieder aufbauten.

    Traditionelle Nutztiere sind längst Geschichte, der Fleischbedarf wird durch „das Ding“ gedeckt, eine seltsame Mischung unterschiedlicher Tiere mit Rindergeschmack. Lee Uhwans Chef gerät ins Schwärmen, wenn er von der Knochensuppe erzählt, die er vor vielen Jahrzehnten kosten durfte. Er sehnt sich nach deren Geschmack und würde eine solche Suppe gerne in seinem Laden anbieten. Doch sämtliche Versuche des Kochs scheitern, so dass schließlich Lee Uhwan auf eine gefährliche Zeitreise ins Jahr 2019 geschickt wird. Er soll dort die Zubereitung dieser köstlichen Suppe erlernen und mit dem Rezept zurückkehren.

    Fasziniert habe ich diese mysteriöse, sehr abgedrehte, immer wieder überraschende Geschichte gelesen, in der es mehrere Handlungsstränge und wechselnde Erzählperspektiven gibt. Es ist nicht immer leicht der Geschichte zu folgen, weil Kim Young-Tak in sehr kurzen Kapiteln neue Personen auftauchen lässt, Fährten legt und allerlei merkwürdige Ereignisse unaufgeregt, aber trotzdem sehr anschaulich und einprägsam erzählt. Da taucht plötzlich ein unbekannter Toter mit einem Mikrochip im Kopf und einer unerklärlichen Verletzung auf, diverse Gangsterbanden und Jugendcliquen sind unterwegs. Es kommt zu mysteriösen Unfällen und Löchern in Häusern; auch Organhandel scheint eine Rolle zu spielen. Außerdem trifft Lee Uhwan auf Menschen, die in ihm eine Achterbahn der Gefühle auslösen.

    Der südkoreanische Autor Kim Young-Tak hat ein spannendes Setting für seine Geschichte gefunden, die ich mir gut verfilmt vorstellen kann. Dass er als Filmregisseur und Drehbuchautor arbeitet, merkt man an den zahlreichen kurzen, prägnanten Szenenwechseln, bei denen ich oftmals das Gefühl hatte, einer Kamerafahrt zu folgen. Sprachlich war die Geschichte, die eine schräge Mischung aus Science-Fiction-, Krimi- und Mystery-Elementen mit einigen dezent gruseligen Szenen ist, für mich durchwachsen. Es gibt schön formulierte, philosphische Gedanken, authentisch wirkende Dialoge, aber immer wieder auch sehr einfache Sätze, in denen mich vor allem die Nomenwiederholungen gestört haben. Trotzdem konnte mich dieser ungewöhnliche erste Teil, der mit perfekt gesetzten Cliffhangern endet, fesseln und gut unterhalten. Ich freue mich auf den zweiten Band von Knochensuppe, der im Mai 2023 erscheinen wird und hoffentlich Licht in den einen oder anderen Zusammenhang bringen wird. Übersetzt wurde Knochensuppe aus dem Koreanischen von Manfred Selzer.