Baumschläfer: Roman

Das Buch in den Händen gleich mal reingeschaut. Worum gehts es genau, was ist ein Baumschläfer? In einem Atemzug fast durchgelesen. Wobei schwer Luft zu holen ist, bei einem so bedrückenden Thema. Dann habe ich das Nachwort gelesen. Und musste weiterlesen, diesmal im Internet. Nachlesen über den tatsächlichen Fall. Unvorstellbar, dass es so ein tragisches Geschehen gab und ich habe es nicht mitbekommen. Oder doch? Automatisch aussortiert als Senstionsnachricht und damit nicht abgespeichert? Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern über eine skelettierte Leiche im Baum informiert gewesen zu sein.
Das Buch und die dazu gehörende Tatsachenrecherche lässt mich sehr aufgewühlt zurück. Und das soll ein Buch ab 14 Jahren sein? Klar! Der Junge war gerade 14 als ihm das Schreckliche geschah, das im Endeffekt zu dem Tod im Baum geführt hat. Da hat man kein Argument, dass andere 14jährige nicht darüber lesen sollten. Aber bitte nicht allein. Zumindest sollte man jemanden haben, der auch das Buch gelesen hat, um darüber sprechen zu können; über das Schicksal des Jungen. Sein Leben, das in einem kleinen Ausschnitt beschrieben wird. Angefangen mit dem roten Blut auf den weissen Toilettenfliesen, geendet im fast schon tröstlichen Weiß der Kälte, die ihn erfrieren lässt.
Chapeau an den Autoren Christian Duda. Es gehört Mut dazu, sich so einem Thema zu stellen und ich finde er hat das hervorragend gemacht und mit großem Respekt.
Der Roman Baumschläfer von Christian Duda beruht auf einer wahren Begebenheit.
Ich habe den Roman innerhalb eines Wochenendes gelesen - dieser liest sich sehr flüssig. Die Schreibweise ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da die Gedanken von Marius parallel zur Geschichte zwischen den Zeilen zu lesen sind.
Aber genau dies verleiht der Erzählung eine einzigartige Wirkung und geht sehr unter die Haut.
Marius landet nach einer Familientragödie zuerst in einem Heim und dann auf der Straße.
Über die Seiten hinweg, wünscht man sich einfach nur, das dem sichtlich traumatisierten jungen Marius geholfen wird und ein warmes Heim für ihn gefunden wird.
Parallel kommt auf immer wieder Ärger hoch, das es seitens sämtlicher Behörden keine bessere Hilfestellung gegeben hat. Der Autor schafft es in seinem Buch auch, viele gesellschaftliche Probleme die Hand in Hand gehen aufzugreifen.
Es ist sicherlich ein Buch das noch lange nachhallt, da es in vielerlei Hinsicht sehr aufwühlend ist und nachdenklich macht.
Zum Schreibstil: anfangs habe
Zum Schreibstil: anfangs habe ich wirklich lange gebraucht, um reinzukommen und mich nicht ausgekannt. Hätte ich nicht schon aus verlässlicher Quelle gewusst, dass das Buch sehr gut ist, hätte ich es wohl nicht weitergelesen. Was schade gewesen wäre, da es ein sehr wichtiger Roman ist. Es liest sich sehr schnell, aber es lässt sich nicht schnell wieder vergessen.
Die Geschichte von Marius ist wirklich traurig. Es ist eine wahre Geschichte und betrifft mit Sicherheit nicht bloß diesen einen Jungen. So oft hofft man im Verlauf der Erzählung, dass ihm nun doch geholfen wird, er es doch schafft Hilfe anzunehmen, doch leider ist es dann doch nie der Fall.
Marius hatte es von Anfang an nicht leicht und mit der Zeit wird es immer schwerer. Man möchte am liebsten selbst in die Geschichte kriechen, um zu versuchen zu helfen.
Dadurch, dass man Marius Gedanken auch immer aktuell mitbekommt, ist das Leseerlebnis noch beklemmender, als es ohnehin schon wäre. Es tut weh mitzubekommen, wie Marius immer verwirrter, weltfremder und in sich gefangen wird.