Das Baby ist meins: Roman
Nach ihrem preisgekrönten Bestseller »Meine Schwester, die Serienmörderin« legt Oyinkan Braithwaite ihren zweiten Roman vor. »Das Baby ist meins« ist eine augenzwinkernde Ansage an das Patriarchat, ein spannender Einblick in die nigerianische Gesellschaft – und vor allem eine rasante Geschichte um zwei Frauen, die wie Löwinnen um das Baby in ihrer Mitte kämpfen. Natürlich ohne Rücksicht auf Verluste oder gar auf den Mann, der versucht herauszufinden, wem er glauben soll. Und der selbst alles andere als ein Unschuldslamm ist.
Wohngemeinschaften werden in der Regel auf freiwilliger Basis gebildet. Nicht so hier. Der Ich-Erzähler Bambi braucht dringend eine Unterkunft, nachdem er von seiner derzeitigen Freundin aus der Wohnung geworfen wurde. Er, der nach dem Postulat lebt, dass der Mann nicht für die Monogamie geschaffen sei, muss nun mit den Konsequenzen seines Handelns leben. Mitten in der Nacht durch Nigerias größte Stadt zu fahren, ist derzeit wegen der Corona-Pandemie verboten. Bambi fällt lediglich das Haus seines kürzlich vertorbenen Onkels ein, und so begibt er sich mit seinen wenigen in aller Hast gepackten Sachen dorthin.
Zu seiner Überraschung findet er in dem Haus nicht nur die verwitwete Tante und ihr Baby vor, sondern auch die ehemalige Geliebte seines Onkels. Eine brisante Mischung, die noch explosiver wird, als jede der Frauen behauptet, die Mutter des kleinen Jungen zu sein. Wem soll Bambi glauben? Keine der Frauen gibt nach, und so kommt es zu Streitereien, körperlichen Auseinandersetzungen und Psychokrieg. Kann Bambi hier vermitteln? Und - will er das überhaupt? Eigentlich will er seine Ruhe haben, seine Wunden lecken, sich von den Frauen bedienen lassen. Und doch fühlt er sich irgendwie für das Baby verantwortlich...
Eher ein Kammerspiel denn einen Roman hat Oyinkan Braithwaite hier vorgelegt. Der Inhalt erinnert an die Geschichte um den biblischen weisen König Salomo, doch wie die Lösung in diesem Buch hier ausschaut - und ob es eine gibt - wird natürlich nicht verraten. Das Buch liest sich aufgrund der geringen Seitenzahl sowie des flüssigen Schreibstils recht flott, ich fand die Mischung aus augenzwinkernden und zynischen Szenen ganz unterhaltsam, doch in Begeisterungsstürme verfallen bin ich nicht.
Oyinkan Braithwaite kann schreiben, das bewies sie schon mit ihrem Debüt 'Meine Schwester, die Serienmörderin', und auch hier erhält der_die Leser_in einen Einblick in die gesellschaftlichen Besonderheiten des patriarchalischen Nigeria, aber irgendwie war das mehr so ein Buch für zwischendurch. Nicht schlecht, aber eben auch kein Must-Read...
© Parden
Gerade ist Bambi von seiner derzeitigen Freundin aus der Wohnung geworfen worden. Der junge Mann findet Unterkunft im Haus seines verstorbenen Onkels, wo er überraschender Weise nicht nur seine verwitwete Tante vorfindet, sondern auch ein Baby und die ehemalige Geliebte seines Onkels. Die drei Erwachsenen müssen eine Art Zweckgemeinschaft bilden, denn das Land befindet sich im Corona Lockdown. In der Enge der häuslichen Situation spitzt sich die Situation zu, als beide Frauen behaupten, sie seien die Mutter des Kindes.
„Das Baby ist meins“ von der nigerianischen Schriftstellerin Oyinkan Braithwaite ist kein Roman, mehr eine Kurzgeschichte, jedenfalls ein kryptisches Kammerspiel. Der scheinbar unerschütterliche Grundsatz „mater semper certa est“ gerät hier ins Wanken. Das Thema des Streits um ein Kind ist so alt wie das Alte Testament. Dass man heute mittels DNA Test die Verwandtschaft bestimmen könnte, übergeht die Autorin mit der derzeitigen Überlastung sämtlicher Labore aufgrund der COVID 19 Pandemie. Überhaupt ist der aktuelle Bezug in dieser Geschichte tonangebend.
„…fühlte es sich seltsam an, die Alexander Road entlangzufahren und kaum einem anderen Fahrzeug zu begegnen. Man konnte sich schwer vorstellen, dass das Leben je wieder wie vorher werden würde.“
Es ist eine eigene Stimmung in dem Haus des Onkels. Es wirkt verwahrlost, aufgegeben. Immer wieder fällt der Strom aus. Irgendwo treibt ein krähender Hahn Bambi in Rage. So erbittert der Streit der beiden Frauen – Auntie Bidemi und Esohe – um die Mutterschaft geht, ist es umso erstaunlicher, dass es oft nur Bambi ist, der sich um das Baby kümmert. Es mag mitunter auch an seinem Namen liegen, aber dem jungen Mann ist - obwohl ein Schwerenöter, der in den Tag hineinlebt und sich vor jeglicher Verantwortung drückt – die Leserin wohlgesonnen.
Oyinkan Braithwaite bedient sich einer lakonischen und pointierten Sprache. Die psychische und emotionale Ausnahmesituation ist nur mit einer Prise schwarzen Humors aushaltbar. Die Autorin verteilt in diesem Kammerspiel die Rollen Frau und Mutter, Mann und Playboy zunächst ganz klassisch. Doch beim nächsten Hinschauen haben die Darsteller das Fach gewechselt. Hier kann man sich keiner Person sicher sein. Das Buch endet zu einem Zeitpunkt, wo andere Geschichten erst loslegen. Der offene Ausgang lässt einige Salomonische Schlüsse zu.
Ich-Erzähler Bambi ist gerade wegen wiederholter Untreue bei seiner Freundin Mide rausgeflogen. Wo kann man mitten in der Nacht bei geltendem Corona-Lockdown ein günstiges Domizil finden? Bei der Familie. So bezieht er ein Zimmer im Haus seines verstorbenen Onkels, das jetzt seine Frau Auntie Bidemi mit dem Neugeborenen Remi alleine bewohnt. Welch eine Überraschung, als er neben der Tante auch noch des Onkels ehemalige Geliebte Esohe im Haus antrifft. Der Grund ihrer Anwesenheit mutet ziemlich skurril an: Die beiden Frauen streiten lautstark um den Säugling. Jede beansprucht die Mutterschaft für sich, Bambi soll die Position der Familie vertreten und die Nebenbuhlerin des Feldes verweisen. Doch so einfach ist das nicht!
Beide Frauen kämpfen mit ausgefahrenen Krallen, blutigen Traditionen und wenig Rücksicht auf das Kind um ihren Anspruch. Remi wird aus dem Schlaf gerissen, sporadisch gefüttert und zum Spielball der geifernden Frauen gemacht, bis schließlich Bambi die nächtliche Hege des Kindes übernimmt. (Wo er seine bemerkenswerten Kenntnisse gesammelt hat, bleibt im Dunklen). Obwohl Remi das Tohuwabohu relativ gelassen hinnimmt, ist keine Ruhe in Sicht. Jede Frau versucht, sich Vorteile zu verschaffen und Bambi auf ihre jeweilige Seite zu ziehen. Bambi eroiert die Möglichkeit von DNA-Tests, zieht Babyfotos heran – stichhaltige Indizien ergeben sich daraus nicht.
Die Frauen lassen nicht nach, führen vermeintliche Beweise ihrer Mutterschaft an. Bambi ist der Mann im Haus. Er will nicht nur ordentlich verpflegt und bedient werden, er soll auch Recht sprechen. Die Dialoge sind kurzweilig mit Esprit verfasst, auch wenn die gesamte Grundproblematik skurril anmutet. Die Figuren wirken auf mich so schablonenhaft, dass ich eine offene Gesellschaftskritik dahinter vermute, Nigeria ist noch patriarchalisch strukturiert. Die Einbeziehung der aktuellen Corona-Pandemie ist originell, legt aber auch den Verdacht nahe, dass der kleine Roman in relativ kurzer Zeit geschrieben wurde.
Die Kammerspiel-Atmosphäre bleibt bis zum Schluss erhalten. Bambi ist kein Sympathieträger, sondern ein Macho in Reinkultur. Er ist hin- und hergerissen zwischen Familiensolidarität und Esohes Attraktivität, zudem möchte er sich eigentlich aus dem Konflikt raushalten und nur den Kleinen beschützen.
Zum Ende hin ergeben sich noch ein paar neue Aspekte, die den Leser einerseits überraschen. Andererseits fehlt aber auch die schlüssige Begründung für den relativ friedlichen Ausgang. So richtig überzeugen konnte mich der Roman nicht, wenn ich ihn auch interessiert gelesen habe. Er kommt an den Vorgänger „Meine Schwester, die Serienmörderin“, der mich in vielerlei Hinsicht begeistert hat, nicht heran. Dennoch ist der überzogene Streit zweier Frauen um ein Baby unterhaltsam zu lesen. Das Buch ist hübsch gestaltet und hat in der Printausgabe 128 Seiten. Länger hätte man es auch auf keinen Fall ausweiten dürfen.
Wer ist die Mutter?
Normalerweise steht ab und an die Frage im Raum „Wer ist der Vater des Kindes?“. In diesem Roman dreht sich alles darum, dass zwei Frauen behaupten die Mutter eines Neugeborenen zu sein. Dabei wird die Geschichte aus der Perspektive eines jungen nigerianischen Frauenhelds erzählt, der mit der Zeugung des Babys kurioserweise rein gar nichts zu tun hatte. Er wird von seiner Freundin mitten im ersten Corona-Lockdown vor die Tür gesetzt und sucht im Haus des verstorbenen Onkels Unterschlupf. Dort trifft er nicht nur seine verwitwete Tante sondern auch die ehemalige Geliebte seines Onkels sowie einen Säugling an. Beide Frauen behaupten das Kind sei ihres und es läuft auf einen Kampf der hysterischen Hühner hinaus.
Der letzte Satz ist etwas salopp formuliert, geht es doch ums Kindeswohl. Leider besteht aber ein Großteil der nur 128 Seiten kurzen Erzählung aus Hühnerkämpfen zwischen den beiden. Der Mitte Zwanzig jährige Ich-Erzähler dient zunehmend als Vermittler und wird über wenige Tage hinweg scheinbar erwachsen.
Die Geschichte ist solide erzählt und mal etwas anderes für Zwischendurch. Allerdings wirkt der Roman ein bisschen, wie ein Lockdown-Lückenfüller. So richtig mitreißen konnte er nie und bleibt letztlich recht dünn. Die drei Figuren dieses Kammerspiels haben nur wenig psychologische Tiefe und hinterlassen kaum einen Eindruck. Nachvollziehbar sind ihre Persönlichkeitsveränderungen nicht wirklich. Die Sprache bleibt dabei unaufregend.
Allein der „Ungewöhnlichkeitsfaktor“ beschert dem Roman von mir noch gerade so 3 Sterne. Kann man gelesen haben, muss man aber nicht zwingend.