Lost in Fuseta
![Buchseite und Rezensionen zu 'Lost in Fuseta' von Gil Ribeiro](https://images-eu.ssl-images-amazon.com/images/I/516J3fMghfL.jpg)
Inhaltsangabe zu "Lost in Fuseta"
Ein Portugal-KrimiBroschiertes Buch
"Mit Leander Lost hat der Autor eine faszinierende Ermittlerfigur erschaffen." Hamburger Abendblatt.
Nach dem fulminanten Start seiner Krimireihe um Leander Lost, den so ungewöhnlichen wie liebenswerten Hamburger Kommissar in Diensten der portugiesischen Policia Judiciária, führt uns Gil Ribeiro mit "Lost in Fuseta - Spur der Schatten" in einen äußerst spannenden Fall, dessen Hintergründe um die koloniale Vergangenheit Portugals kreisen.
"Ich habe das Gefühl, ich bin jetzt angekommen", hatte Leander Lost schwer verletzt, aber glücklich zu seinen neuen portugiesischen Kollegen gesagt, nachdem sie in ihrem ersten gemeinsamen Fall den schmutzigen Geschäften eines Wasserversorgers an der Algarve auf die Schliche gekommen waren - und nachdem Lost endlich verstanden hatte, wie man einen gelungenen Witz macht. So stürzt sich der schlaksige Deutsche und Asperger-Autist gemeinsam mit den Sub-Inspektoren Graciana Rosado und Carlos Esteves in die Ermittlungen um eine verschwundene Kollegin - zumal er fasziniert ist von der Tochter der Verschwundenen, die ähnlich eigenwillig auf die Welt zu blicken scheint wie er ...
Erneut erzählt Gil Ribeiro mit Dialogwitz und einer solchen Herzenswärme von Leander Lost und seinen Kollegen - man möchte am liebsten sofort an die Algarve reisen, um diese fantastischen Leute kennenzulernen und mitzuermitteln.
Leander Losts erster Fall...
Das Septemberlicht an der Algarve ist von betörender Schönheit. Am Flughafen von Faro nehmen Sub-Inspektorin Rosado und ihr Kollege Esteves einen schlaksigen Kerl in schwarzem Anzug und mit schmaler Lederkrawatte in Empfang: Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg, für ein Jahr in Diensten der Polícia Judiciária. Eine Teambildung der besonderen Art beginnt, als die portugiesischen Sub-Inspektoren feststellen müssen, dass ihr neuer Kollege aus Deutschland nicht nur merkwürdig gekleidet ist, sondern sich auch merkwürdig verhält. Erst langsam kommen sie dem Mörder eines Privatdetektivs auf die Spur, sowie der Tatsache, dass Leander Losts Merkwürdigkeiten dem Asperger-Syndrom geschuldet sind – und dass seine Inselbegabungen äußerst hilfreich sind bei der Lösung des Falls um die schmutzigen Machenschaften eines Wasserversorgers an der Algarve... (Klappentext)
Der Titel hat mich ehrlich gesagt zunächst in die Irre geführt. "Lost in Fuseta" las sich für mich englisch und dementsprechend als "Verloren in Fuseta". Das trifft es vielleicht auch ein wenig, aber in erster Linie geht es hier doch um einen deutschen Kriminalkommissar, der im Rahmen eines EU-Austauschprojektes für ein Jahr an die portugiesische Algarve versetzt wurde. Leander Lost ist sein Name, und er kommt aus Hamburg.
Als die portugiesischen Kolleg:innen ihn am Flughafen von Faro in Empfang nehmen, stutzen sie bereits das erste Mal. Leander Lost trägt ungeachtet der warmen Temperaturen einen schwarzen Anzug mit schmaler Lederkrawatte. Nur zu schnell bemerken die Beamten aus Fuseta dann, dass auch das Verhalten des deutschen Kriminalkommissars merkwürdig ist. Er versteht keine Ironie, ist unfähig zu lügen, nicht in der Lage, menschliche Mimik zu interpretieren, und er benötigt bestimmte Rituale, um sich sicher zu fühlen. Außerdem sagt er genau das, was er denkt, was teilweise womöglich etwas aufstößt.
Doch bevor sich Sub-Inspektorin Rosado und ihr Kollege Esteves noch groß wundern können, werden sie an einen Tatort gerufen. Ein Privatdetektiv wurde erschlagen auf einem Boot aufgefunden, und der "alemão" wird gleich in die Ermittlungen zu dem Todesfall mit einbezogen. Im Büro des Detektivs überraschen die Polizisten einen Einbrecher, der die Räume in Brand setzt und dann kurzerhand Losts neuen Kollegen Carlos Esteves als Geisel nimmt und diesen mit der Waffe bedroht, um sich einen Fluchtweg zu erzwingen. Lost zögert nicht und zieht seine Waffe - und schießt Esteves ins Bein. Eine schräge Rettungsaktion, die funktioniert - doch die portugiesischen Kolleg:innen sind alles andere als amüsiert. Sie wollen den merkwürdigen Hamburger Kollegen schnellstmöglich wieder loswerden.
Zum Glück für Lost erkennt die Schwester von Sub-Inspektorin Rosado, dass Lost das Asperger-Syndrom hat - und dass der Beinschuss auf Esteves für ihn eine rein pragmatische Lösung war. Begeistert ist trotzdem niemand, aber alle beginnen zu erkennen, dass hinter den merkwürdigen Verhaltensweisen von Lost ein grundehrlicher Kerl steckt, der zudem noch verblüffende Fähigkeiten hat. So verfügt er beispielsweise über ein eidetisches Gedächtnis: kurze visuelle Eindrücke genügen, damit sich Leander Lost komplexe Szenen detailgenau merken kann. Dies bringt letztlich auch die Ermittlungen um den toten Privatdetektiv voran, der schmutzigen Machenschaften eines Wasserversorgers auf der Spur war...
Bei diesem ersten Fall von Leander Lost handelt es sich um einen beschaulichen Krimi, was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass hier die Charaktere erstmals vorgestellt werden, ebenso wie die Örtlichkeiten und spezifische Merkmale der portugiesischen Algarve. Manche Schilderungen ziehen sich vielleicht etwas in die Länge, einiges erscheint womöglich recht klischeehaft, und doch hat mir der Krimi insgesamt außerordentlich gut gefallen. Ernste Themen ranken um den eigentlichen Kriminalfall, das beschauliche Lebenstempo Portugals spiegelt sich im Geschehen, die Charaktere erscheinen glaubhaft und authentisch.
Besonders gefallen hat mir dabei, dass trotz etlicher witzig-schräger Szenen, bei denen ich teilweise Tränen gelacht habe, Leander Lost nicht der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Im Gegenteil: Gil Ribeiro bemüht sich, einen Blick hinter die Fassade zu werfen, und da zeigt sich eben auch die Verletzlichkeit des Hamburger Polizisten, der eben auch nicht frei von Ängsten und Sehnsüchten ist. Vor allem möchte er einfach mal irgendwo dazugehören und verzweifelt doch nahezu an dieser Aufgabe. So kommt es stellenweise unerwartet auch zu berührenden Situationen.
Andreas Pietschmann liest die ungekürzte Hörbuchfassung (10 Stunden und 13 Minuten) dem Geschehen entsprechend ruhig und mit angenehmer Stimme. Auch die portugiesischen Namen und Begriffe spricht er versiert aus.
Alles in allem ein spannender, atmosphärischer und unterhaltsamer Einstieg in eine Krimireihe, die bereits verfilmt wurde, wie ich gesehen habe. Band zwei wird sicher folgen!
© Parden