Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten

Buchseite und Rezensionen zu 'Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten' von Axel Hacke
4.25
4.3 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
EAN:9783832168087

Rezensionen zu "Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten"

  1. 4
    18. Jul 2024 

    Von der Bedeutung der inneren Haltung...

    Pandemie, Klimakrise, Inflation, Kriege, persönliche Schicksalsschläge – all dies ist nicht lustig. Dennoch steckt in uns eine Sehnsucht nach Leichtigkeit, die stärker ist als alle Widrigkeiten. Weshalb ist das so? Was ist Heiterkeit eigentlich? Und warum ist sie so wichtig?

    Diesen Fragestellungen geht Axel Hacke auf den Grund, indem er quer durch die Jahrhunderte und anhand berühmter Persönlichkeiten wiedergibt, was schon alles zu diesem Thema geäußert wurde. Das lässt eine umfangreiche Recherchearbeit erahnen, die vielseitigen Essays zum Thema wirken für sich. Dazwischen streut Hacke immer auch Persönliches ein, was verdeutlicht, dass das Thema für ihn auch einen eigenen Stellenwert hat. Glücklicherweise versucht der Autor nicht auf Biegen und Brechen, sich selbst als das Nonplusultra des Humors darzustellen, aber eine heitere Note ist dem Text nicht abzusprechen - auch wenn es mal ernst wird.

    Überhaupt: der Ernst. Der wird hier keinesfalls negiert - er gehört zum Leben ebenso dazu wie der Humor. Der soll dem Ernst nur die Spitze nehmen, damit das Leben einen möglichst nicht erdrückt. Kleine Freuden und ein Hoffnungsschimmer sind oft das einzige, was in einer Krise bleibt - ansonsten würde es wohl zu traurig und niederschmetternd. Heiterkeit - ob nun alleine oder gemeinsam - ist das Salz in der Suppe, die einem das Leben zuweilen einbrockt. Aber auch sonst und eigentlich immer.

    Über jemanden oder etwas lachen, Selbstironie, Situationskomik, Satire oder gar Humor als Kunstform (ob nun als Karrikatur, Buch oder Film) gegen Hass und Propaganda - Hacke lässt hier keinen Bereich aus. Damit betont er zum einen die Vielseitigkeit des Themas, aber zum anderen eben auch die Bedeutung für das menschliche Leben, immer schon und wohl auch zukünftig.

    Letztlich macht der Autor deutlich, dass Heiterkeit mehr ist, als kurz über einen Witz zu lachen. Heiterkeit ist eine innere Haltung, die im Grunde aus einer Gelassenheit entspringt. Ein sicherlich wünschenswertes Ziel, aber nicht mit einem Fingerschnippen zu erreichen, sondern mitunter eine lebenslange Aufgabe, dies zu verinnerlichen. Wenn Schreckliches geschieht, kann man damit hadern und im Hadern verweilen - oder aber man versucht irgendwann Distanz zu gewinnen und auch mal über das zu lachen, was eben noch so schrecklich schien.

    Der Autor hat kein Patentrezept - und erklärt selbst, dass ihm diese gelassen Heiterkeit auch oft genug abhanden kommt. Aber ihm ist die Bedeutung klar - und dass es sich lohnt, danach zu streben. Auch wenn Krankenkassen mittlerweile Kurse wie Lach-Yoga finanzieren, gibt es Heiterkeit eben nicht auf Rezept. Dranbleiben heißt die Devise...

    © Parden

  1. 5
    17. Jan 2024 

    famose Ausführungen zur Heiterkeit

    Die Zeiten sind ernst. Vielfältige Krisen belasten unseren Alltag und unser Gemüt. Sollen und dürfen wir in diesen Zeiten heiter sein oder spricht der sogenannte Ernst des Lebens dagegen ?

    Dieser Frage widmet sich Axel Hacke in seinem Büchlein. Der Begriff der Heiterkeit wird historisch, philosophisch, religiös und literarisch beleuchtet. Der Autor führt den Leser über Zitate, Songtexte und Anekdoten aus dem Leben von Johnny Cash, Margarete Mitscherlich, Seneca und Epikur, Thomas Mann, Loriot und Werner Finck, um nur einige zu nennen, zu einem tiefgründigen Verständnis des Begriffs der Heiterkeit.

    Das zu lesen ist sehr erhellend und hat mich in einen Zustand der Wohlgemutheit und Gemütsruhe versetzt. "Die Heiterkeit ist einfach eine komische Art, ernst zu sein" ( Peter Ustinov ) und "die wahre Heiterkeit ist eine ernste Sache" und hilft "nicht über den lähmenden Einfluss der Furcht in Starrheit zu verfallen" ( frei nach Seneca ). Das sind Sätze, die sich einprägen.

    Hacke arbeitet heraus, dass es nicht darum geht, mit einem Dauergrinsen a la "denke positiv" durchs Leben zu gehen. Nein ! Heiterkeit oder die "Durchheiterung" unseres Daseins ( frei nach Thomas Mann ) ist eine Haltung. Sie kann unseren Alltag in seiner oft empfundenen Schwere, seiner Ernsthaftigkeit aber auch in seiner Schönheit und in seiner in Augenblicken der Selbstvergessenheit erlebbaren Leichtigkeit, lebenswert machen. Allen globalen Krisen und persönlichen Erschütterungen zum Trotz. Sehr beeindruckt hat mich die Schilderung des Lebens des Kabarettisten Werner Finck ( 1902 - 1978, "Ich habe in meinem Leben sehr viel gehalten, aber nicht den Mund" ).

    Ein sehr schönes Büchlein über die Heiterkeit, die Apokalypse, die Angst vor dem Tod und den Ernst des Lebens und wie das alles unglaublicherweise zusammen hängt. Sehr zu empfehlen. Ich vergebe 5 Sterne.

  1. 5
    25. Okt 2023 

    Plädoyer für mehr Heiterkeit und Gelassenheit

    Der bekannte Kolumnist und Schriftsteller Axel Hacke hat vor einigen Jahren ein sehr erfolgreiches Buch über "Den Anstand in schwierigen Zeiten" geschrieben. Nun widmet er sich hier dem Begriff der "Heiterkeit".
    Eigentlich sollte daraus nur ein kurzer Artikel werden, um den ihn ein befreundeter Kollege bat. Aber bald merkte Axel Hacke, dass ihn dieses Thema auch persönlich berührte, war doch die aktuelle Situation bei ihm alles andere als heiter. Schicksalsschläge im näheren Umfeld, dazu die Pandemie und die damit verbundenen Probleme boten keinerlei Anlass zu Frohgestimmtheit. Kann und darf man angesichts der vielen Krisen und Bedrohungen überhaupt noch heiter sein? Um diese Frage zu beantworten, unternimmt der Autor einen philosophischen Streifzug durch die Kulturgeschichte.
    Er geht zurück zu den großen Philosophen der Antike, die von der Unsicherheit und Unvollkommenheit der Welt wissen und deshalb zu Gelassenheit raten. Er findet Kluges bei Schiller ( " Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.") und Goethe. Sogar Kleist und Nietzsche, die man wohl eher nicht mit dem Thema in Verbindung bringen würde, werden zitiert. Für Thomas Mann war "Heiterkeit keine oberflächliche Stimmung, sondern Teil seiner Kunstauffassung, ... , eine Art der Distanzierung vom Leben." In einem Brief spricht Thomas Mann von der " Durchheiterung", die eine Geschichte bedarf, um genießbar zu sein."
    Aber nicht nur Geistesgrößen der Philosophie und Literatur werden zu Rate gezogen. Axel Hacke nennt andere, die vorbildhaft in ihrer Kunst das Prinzip der Heiterkeit vertreten. So z. B. der französische Zeichner Sempe, dessen Bilder immer von großer Menschenliebe zeugen. Sempe, der selbst eine sehr schreckliche Kindheit hatte, wusste, dass ohne Heiterkeit das Leben eine sehr traurige Angelegenheit wäre. Oder Loriot, der wie kaum ein anderer die Deutschen in seinen Sketchen persifliert hat. Und Hacke erinnert an den großen Kabarettisten Werner Finck, dem nicht einmal die Nazis seinen Humor verbieten konnten.
    Aber auch aus persönlichen Erfahrungen gewinnt Hacke Erkenntnisse zum Thema, die er in kleinen unterhaltsamen Anekdoten präsentiert . Nach einem eher peinlichen Kurs in Lach-Yoga weiß Hacke, wie schwierig und albern Lachen auf Befehl sein kann, doch grundlos lächeln kann sich und andere heiter stimmen. Und er rät mal öfter die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten oder über sich selbst zu lachen.
    So begleitet der Leser Hacke auf seinen Assoziationen zum Thema, die er im Plauderton zum Besten gibt. Und man kommt mit ihm zum Schluss, dass es gerade in schlimmen Zeiten ( Wann waren die Zeiten mal nicht schlimm?) unbedingt geboten ist, der Welt heiter gegenüberzutreten. Das bedeutet nämlich keineswegs den Ernst des Lebens zu ignorieren, sondern sich davon nicht unterkriegen zu lassen. " Heiterkeit hat etwas tief Tröstliches, vor allem, wenn sie in Verbindung mit dem Ernst des Lebens steht, wenn sie mit ihm umgeht und zeigt, wie man ihm entkommen kann." " Es bedeutet nicht, das Schwere zu ignorieren, sondern es in etwas Leichtes zu verwandeln. Es jedenfalls zu versuchen."
    Genau diesen Versuch zu unternehmen, immer und immer wieder, das ist mein Vorsatz, nachdem ich dieses kluge und gleichermaßen unterhaltsame Buch gelesen habe. Dass das nicht immer leicht ist, weiß auch Axel Hacke. Doch " Heiterkeit ist eine Möglichkeit", die jedem offen steht.

  1. 3 gute Sterne hierfür

    Klappentext:

    „Ein Plädoyer gegen das Verzagen und für die Heiterkeit

    »Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst«, schrieb Friedrich Schiller. Doch was ist Heiterkeit eigentlich? Und wie bekommen wir sie in unser ernstes Leben zurück? In Zeiten, in denen uns im Angesicht globaler Krisen intuitiv erst einmal anders zumute ist, macht sich Axel Hacke auf die Suche nach einem fast vergessenen Gemüts-zustand, nach einer Haltung dem Leben gegenüber, in der wir seltsam ungeübt geworden sind. Unterhaltsam, klug und persönlich erforscht er die Ursprünge des Begriffs, erklärt, was die Heiterkeit vom Witz und von der Fröhlichkeit unterscheidet und warum sie ohne den Ernst des Lebens nicht zu haben ist.

    »Ein heiterer Mensch zu sein, bedeutet nicht, das Schwere zu ignorieren, sondern es in etwas Leichtes zu verwandeln.«“

    Als immer wieder begeisterter Leser von Axel Hackes Büchern war die Neugier auf diesen Neuling groß! Es geht also um die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und wie man aus dem Schlechten auch etwas positives abgewinnen kann…Wir lesen hier ein Plädoyer Axel Hackes und es ist immer schwierig dies zu beurteilen bzw. zu bewerten. Hacke bezieht sich auf die aktuelle Zeit und somit ist dieses Buch mehr als zeitnah und aktuell. Die Krisen ebben nicht ab, die Kriege mehren sich, die Gedanken der Menschen werden immer trüber, die Welt verändert sich…Eine depressive und negative Grundstimmung lässt sich aktuell wohl bei jedem finden der mit offenen Augen durch die Welt geht. Hacke will die Menschen aber aufrütteln und ihnen zeigen das man auch daraus etwas Positives abgewinnen kann. Vieles war wirklich typisch Hacke in diesem Buch und einerseits lehrreich, annehmbar und vielleicht auch umsetzbar aber dieses Mal verzettelte sich Hacke für meine Begriffe in zu vielen Themen. Der Fokus geht irgendwann verloren bzw. nimmt zu viele Themen ein, die man irgendwann nicht mehr genau unterscheiden kann. Seine Sprache ist wie immer offen und direkt. Seine Ideen, wie zumeist in seinen Büchern, eben nur Ideen und keine Maßgabe. Fazit bei diesem Buch: Jeder muss selbst für sich kämpfen und mit all den Dingen in dieser Welt versuchen klar zu kommen, ob einem dabei dieses Buch hilft, wird jeder für sich selber sehen. 3 gute Sterne hierfür!