Summerwater (English Edition)

Buchseite und Rezensionen zu 'Summerwater (English Edition)' von Sarah Moss
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Inhaltsangabe zu "Summerwater (English Edition)"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:209
Verlag: Picador
EAN:

Rezensionen zu "Summerwater (English Edition)"

  1. Regen in Schottland

    Kurzmeinung: Das Ende irritiert - manche mögen gerade das Ende.

    Auch Sarah Moss skizziert, genau wie Rachel Cusk in „Outline“ es tut, das ich zum Vergleich heranziehe. Beide Autorinnen schreiben auf literarisch hohem Niveau und beide betten die Lebenskizzen ihrer Protagonisten in einen ansprechenden Rahmen.
    Während „Outline“ im heißen Stadtgetöse Athens spielt, verbringen wir die Sommerferien bei Sarah Moss "Summerwater" in Schottland. Es regnet, es schüttet, es regnet Katzen und Hunde, es regnet wie aus Eimern gegossen, es regnet Bindfäden und das ununterbrochen. Die Laune der Urlauber nähert sich einem Tiefpunkt.
    Die Protagonisten haben jeweils eine Sommerhütte am Loch Lomond gemietet, der Name wird nicht erwähnt, aber es heißt, es sei das größte Loch Schottlands und Loch Lomond ist das größte Loch in Schottland.
    Jedes Kapitel dieses kleinen Romans ist den Bewohnern einer der Hütten gewidmet, aus deren Sicht sieht man hinaus in den Regen oder begibt sich sogar in das „Sauwetter“ hinaus, sei es, dass ein mürrischer Jugendlicher mit dem Kajak das Loch überquert und den Wind unterschätzt, der bei dem Wetter aufkommt oder dass ein altes Ehepaar einen umständlichen Ausflug ins nächste Lokal macht oder einfach nur die Nachbarn durch die großen französischen Fenster beobachtet, eine depressive Jugendliche im Anorak ihres Bruders mit Suizidgedanken spielt, ein kleines Mädchen ein anders schikaniert oder eine Mutter sich fragt, wie erstrebenswert es wäre, von den Kindern in Ruhe gelassen zu werden; ein sexbesessenes Päärchen bekommt Hunger und müsste dringend einkaufen und eine Frau mit obsessivem Bewegungsdrang trotzt jedem Wetter und joggt.
    Die Leser schauen bei „Summerwater“ in das Innere von Moss Figuren. Das ist das Reizvolle in den nur lose zusammenhängenden Stories. Wenn man sich erstmal eingelesen hat, will man ein Handtuch holen, um sich abzutrocknen und das Dach neu decken lassen. Oder einen Urlaub in der Sonne buchen! Die Darstellung des depressiv machenden unaufhörlichen Regens ist plastisch.

    Das letzte Kapitel des Romans passt für mich nicht richtig. Eine Katastrophe wird nicht erklärt, wenngleich seine Entstehung angedeutet wird, und baumelt lose in der Luft. Keine Aufarbeitung, kein Gar nichts.

    Fazit: Kunstfertige Innenansichten in einem verregneten Urlaub. Sehr naturnah. Bis auf das Ende habe ich den Roman sehr gemocht.

    Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
    Verlag: Picador, 2020