Paris Requiem

Buchseite und Rezensionen zu 'Paris Requiem' von Thomas Wörtche
4.6
4.6 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Paris Requiem"

Paris, September 1940. Nach drei Monaten unter Nazi-Besatzung kann Inspecteur Eddie Giral eigentlich nicht mehr viel schocken. Denkt er zumindest, bis er auf ein Mordopfer trifft, das eigentlich im Gefängnis sitzen sollte. Giral weiß das deswegen so genau, weil er ihn erst kürzlich selbst eingebuchtet hat … Dieser Tote ist weder der erste noch der letzte Kriminelle, der aus dem Gefängnis und auf die Straße gelassen wird. Aber wer zieht die Fäden, und warum? Diese Fragen führen Giral von Jazzclubs zu Opernsälen, von alten Flammen zu neuen Freunden, von den Lichtern von Paris zu den dunkelsten Landstrichen und zu der höchst beunruhigenden Erkenntnis, dass man, um das Richtige zu tun, sich manchmal auf die falsche Seite schlagen muss.

Format:Broschiert
Seiten:446
EAN:9783518473733

Rezensionen zu "Paris Requiem"

  1. Eddie Girals zweiter Fall

    Cover:
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    Das Titelbild empfand ich als sehr stimmungsvoll. Der Eiffelturm als Pariser Wahrzeichen in düsteren Tönen sowie die alte Straßenlaterne im Vordergrund verbreiten historischen Flair.

    Inhalt:
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    Wir schreiben das Jahr 1940, Paris ist seit 3 Monaten von den Deutschen besetzt.Inspecteur Eddie Giral wird zu einem Mord gerufen: Der Tote wurde in einem geschlossenen Nachtclub gefunden. Besonders markant: Dem Opfer wurde der Mund zugenäht. Und Eddie kennt den toten Mann. Er hatte ihn selbst ins Gefängnis gebracht und er hätte eigentlich noch nicht entlassen sein dürfen. Bei seinen Ermittlungen stößt Eddie zunehmend auf Ungereimtheiten, wird von der Gestapo, Verbrechern und Anderen verfolgt und gerät dabei immer mehr in die Zwickmühle, wem er trauen kann und auf welche Seite er sich schlagen muss. Denn nicht nur sein Leben, sondern auch das seines Sohnes ist in Gefahr.

    Mein Eindruck:
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    Dieser Krimi ist der zweite Fall von Inspecteur Giral, aber für mich war es der erste. Zwar werden einige Dinge aus dem ersten Teil aufgegriffen, aber die Beziehungsverflechtungen werden gut innerhalb der Handlung erläutert, sodass ich keine Probleme hatte, dem Geschehen zu folgen. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Giral erzählt. Vom Stil her hat es mich ein wenig an die Philip Marlowe-Reihe erinnert und das gefiel mir gut. Der Fall ist sehr spannend, da es viele Ungereimtheiten und viele unterschiedliche Parteien gibt, die eine Rolle spielen. Erst ganz am Ende werden die Zusammenhänge deutlich. Nebenher bekommt man auch gute Einblicke in das Leben der Pariser zur damaligen Zeit: die Denunziation von Juden, die Knappheit der Lebensmittel, das zwiespältige Verhältnis der Pariser zu den Deutschen und das der deutschen Truppen untereinander sowie die Rolle von dunkelhäutigen Menschen zu dieser Zeit. Der historische Flair ist hier sehr gut eingefangen worden.

    Eddie war mir trotz seiner ehemaligen Drogenabhängigkeit und dem schwierigen Verhältnis zu Frauen durch seine ironische Denkweise sehr sympathisch. Aber ich mochte auch seinen Partner Boniface, der sein Dasein als Frauenheld und Charmeur gut dazu nutzt, um an Informationen zu kommen. Der Fall war anfangs sehr undurchschaubar und von vielen Wendungen durchzogen, was dazu führte, dass ich den Roman kaum aus der Hand legen konnte. Ich wollte außerdem ungern Abschied von Eddie nehmen. Dennoch gebe ich einen Punkt Abzug, weil ich das Gefühl hatte, man hätte die Handlung etwas mehr straffen können, die Ermittlungen kamen an einigen Stellen nur schleppend voran. Das ist zwar realistischer als eine schnelle Falllösung, hat stellenweise aber auch meine Geduld strapaziert.

    Fazit:
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    Spannender Krimi zur Zeit des Zweiten Weltkriegs mit viel historischem Flair und einem sympathischen Ermittler

  1. Mordfälle in Paris während der Besatzung

    Nachdem mir der Vorgängerband „Die Toten vom Gare d’Austerlitz“ ausnehmend gut gefallen hat, musste ich diesen Roman natürlich auch lesen. Chris Lloyd ist es gelungen, Historisches mit einem spannenden Kriminalfall zu verknüpfen. Der Schreibstil ist anspruchsvoll, aber dennoch angenehm zu lesen. Die bedrückende und düstere Atmosphäre des damaligen Paris ist gut zu spüren.
    Inspector Eddie Giral bekommt es 1940 mit einem merkwürdigen Fall zu tun. In einem geschlossenem Nachtclub wurde die Leiche von Julot le Bavard gefunden und dessen Lippen sind zugenäht. Doch der müsste eigentlich im Gefängnis sein, denn Giral selbst hat ihn dorthin gebracht. Bei seinen Ermittlungen findet Giral heraus, dass es weitere Häftlinge gibt, die aus dem Gefängnis freigelassen wurden. Wer steckt dahinter und warum geschieht das? Niemand scheint etwas zu wissen.
    In Paris herrscht unter der deutschen Besatzung viel Misstrauen, was man gut nachvollziehen kann. Das bekommt auch Giral immer wieder zu spüren. Er hat im 1. Weltkrieg Grauenhaftes erlebt, was seine Spuren hinterlassen hat. Er ist ein Polizist mit Ecken und Kanten und sehr intelligent. Ich konnte gut mit ihm fühlen, auch wenn er mir durch seine Art nicht auf Anhieb sympathisch war. Er ist sehr direkt und tut seine Meinung kund, auch wenn er damit aneckt. Die Zusammenarbeit mit den Besatzern gestaltet sich nicht immer einfach, zumal Eddie oft stur ist und unkonventionelle Wege geht, um seine Fälle aufzuklären. Sein Kollege Boniface ergänzt ihn gut, auch wenn er manchmal den Eindruck macht, nicht besonders engagiert zu sein. Aber auch die anderen Charaktere sind gut und glaubhaft dargestellt.
    Es ist ein spannender historischer Kriminalroman, der mich wirklich gefesselt hat. Ich kann ihn nur empfehlen.

  1. 5
    29. Jan 2024 

    Fesselnder historischer Kriminalroman

    Im Jazz Chaud, einem von Besatzern geschlossenen Pariser Jazzclub, findet man eine übel zugerichtete Leiche eines Mannes. Der Täter hat das Opfer an einen Sessel gefesselt und ihm den Mund mit groben Stichen zugenäht. Inspecteur Giral, der die Ermittlungen übernimmt, kennt den Toten. Es ist ein Krimineller, der eigentlich noch vier Jahre im Gefängnis sitzen sollte. Bald stellt sich heraus, dass viele anderen Insassen aus dem Gefängnis vorzeitig entlassen wurden; es bleibt rätselhalft, wer dies angeordnet hat.

    Bei seinen Ermittlungen taucht Eddie Giral in die Welt der Kriminellen ein, die mit Drogen und Lebensmitteln illegal handeln, besucht Jazzclubs, in denen sowohl die illegalen Händler wie auch die Besatzer gerne verweilen, trifft auf beiden Seiten auf alte Bekannte und lernt neue Gesichter kennen. Er gerät dabei mehrmals in Gefahr und kommt nur knapp mit dem Leben davon.
    Er versucht auch die zerbrochenen Freundschaften wieder aufleben zu lassen und seine Fehler aus der Vergangenheit wieder gut zu machen.

    Eddie Giral ist mir bereits im ersten Roman „Die Toten vom Gare d`Austerlitz“ ans Herz gewachsen. Von den Erfahrungen als Soldat im Esten Weltkrieg und später als Kriegsgefangener der Deutschen gezeichnet, kann er die Unterordnung der französischen Polizei dem deutschen Besatzer nicht wirklich akzeptieren. Das hat zur Folge, dass er ständig in Konflikt mit Wehrmacht und Gestapo gerät, auch die geheime Feldpolizei ist ihm auf den Fersen. Und diesmal hat er auch die organisierten Pariser Kleinkriminellen gegen sich, die scheinbar gemeinsame Geschäfte mit den Deutschen machen.

    Sehr spannend, mit vielen Gänsehautszenen, verläuft die aktionsreiche Handlung des Romans. Meisterhaft vermittelt Chris Lloyd die bedrückende Atmosphäre im besetzten Paris, stellt die schwierigen Lebensumstände, Hunger, Angst und Verzweiflung der Menschen glaubwürdig dar. Auch viele von den im Roman enthaltenen Ereignisse sind tatsächlich geschehen; gekonnt wurden sie mit der fiktiven Handlung verwoben.

    Es freut mich sehr, dass es eine Fortsetzung der Reihe mit Eddie Giral geben wird (Anmerkungen des Autors S.442). Für das erste Buch aus der Reihe mit dem Titel „Die Toten vom Gare d`Austerlitz“ hat der Autor den Historical Writers` Association Gold Crown Award für den besten historischen Roman des Jahres gewonnen.

    „Paris Requiem“ von Chris Lloyd ist ein fesselnder historischer Kriminalroman, interessant und lesenswert! Wärmstens zu empfehlen!

  1. 5
    21. Jan 2024 

    Paris unter deutscher Besatzung

    Chris Lloyds zweiter Roman um den Ermittler Eddie Giral spielt im von den Deutschen besetzten Paris Ende 1940. In einem heruntergekommenen Jazzclub wird ein Toter gefunden, der auf grausame Weise umgekommen ist. Man hat ihm den Mund mit Nadel und Garn zugenäht. Giral kennt das Mordopfer, das er selbst seiner Bestrafung zugeführt hat. Er wird entdecken, dass insgesamt mehr als 30 Straftäter aus dem Gefängnis in Fresnes entlassen wurden, ohne dass sich aufklären lässt, wer diese Maßnahme autorisiert hat. Giral stößt auf eine Mauer des Schweigens und findet zunächst nicht viel heraus. Dann passieren weitere Verbrechen, und Giral selbst gerät in Lebensgefahr.
    Im Lauf der spannenden Geschichte werden mehrere Handlungsstränge verfolgt und andere Themen behandelt. Eddie versucht seinen Sohn aufzuspüren und möglichst zu retten, zu dem er seit der Trennung von dessen Mutter keinen Kontakt mehr hatte. Weitere Mütter suchen nach ihren Söhnen und bitten Eddie um Hilfe. Viel kann er nicht ausrichten, muss stattdessen vorsichtig lavieren, um sich nicht mit dem eigenen Vorgesetzten und den zahlreichen mächtigen Vertretern der Besatzungsmacht anzulegen und sein Leben zu riskieren.
    Der Autor schafft es in dieser gelungenen Mischung aus Krimi und historischem Roman, ein sehr anschauliches Zeitporträt zu schaffen, in dem deutlich wird, wie das Leben der Franzosen mit der allgegenwärtigen Bedrohung, dem Hunger, der Rationierung von Lebensmitteln und der Knappheit von allen Arten von Gebrauchsgütern Ende 1940 aussah, als die Menschen mit allen Mitteln versuchten, das eigene Überleben zu sichern. Auch Eddie muss Kompromisse eingehen, zur Kooperation bereit sein, ohne sich korrumpieren zu lassen. Dem Autor sind mit Eddie Giral und seinem Kollegen Boniface sehr sympathische Protagonisten gelungen. Ein empfehlenswerter Roman.

  1. 4
    18. Jan 2024 

    Totengesang

    Im besetzten Paris des Jahres 1940 wird Inspecteur Eddie Giral zu einem Mordfall gerufen. In einer geschlossenen Bar wurde ein kleiner Gauner, der eigentlich im Gefängnis sitzen sollte, grausam umgebracht. Motiv und Täter sind völlig ungewiss. Giral versucht zunächst zu klären, wieso der Tote überhaupt auf freiem Fu8 war. In der Haftanstalt erfährt er, dass eine ganze Reihe von Verbrechern freigelassen wurden. Allerdings nicht von offizieller Seite. Das ist doch höchst mysteriös. Zumal niemand aus den eigenen Behörden Informationen weitergeben will. Die Ermittlungen gestalten sich nicht nur aus diesem Grund schwierig. Auch über den Toten will niemand reden.

    In seinem zweiten Fall muss Inspecteur Eddie Giral seine Nachforschungen weiterhin unter der Beobachtung diverser Überwachungsdienste der Nazi-Besatzer durchführen. Das fühlt sich für ihn wie der Weg durch ein Minenfeld an, schließlich darf er keinem auf die Füße treten und soll gleichzeitig seinem Chef von Ermittlungsergebnissen berichten. Auch seinen Sohn, dem er eine sichere Flucht ermöglichen möchte, hat Giral immer in seinen Gedanken. Da treten die kleinen Schwierigkeiten mit seinem Kollegen Boniface, der manchmal etwas leutselig daherkommt, doch eher in den Hintergrund. Rätselhaft ist natürlich dieser Todesfall und die Umstände. Die Mauer des Schweigens lässt sich nur schwer durchbrechen.

    Sehr eindrücklich schildert der Autor das widersinnige und umabschätzbare Vorgehen der Besatzer. Sie lassen die Pariser Polizisten arbeiten, weil sie sie für die Erledigung von Kleinigkeiten brauchen. Gleichzeitig bespitzeln sie alles, um bei Bedarf mit Strafen zu drohen. Welche Zwickmühle für Giral, der seinen Sohn und einige alte Freunde, denen er wieder begegnete, schützen will. Der Kriminalfall tritt dabei ein wenig in den Hintergrund, was die Lektüre aber nicht beeinträchtigt. Will man unter einer derartigen kriegerischen Besatzung leben? Eine beklemmende und bedrückende Vorstellung. Eine Lage, die man einfach nicht einschätzen kann, die unwägbare Gefahren für Leib und Leben mit sich bringt, so ein Leben wünscht man sich nicht. Zur richtigen Einschätzung der erzählten Geschichte dienen auch einige Anmerkungen des Autors, die das Verhalten der Nazi-Besatzer in einem klaren Licht darstellen. Dieser Kriminalroman besticht mit seiner historischen Genauigkeit und den eindringlichen Schilderungen, wobei das Cover die düstere Stimmung während der Tages des zweiten Weltkriegs sehr deutlich wird.