Max, Mischa und die Tet-Offensive
Inhaltsangabe zu "Max, Mischa und die Tet-Offensive"
Gebundenes BuchMax Hansen wächst in Norwegen auf. Genauer: im Stavanger der 80er Jahre, wo die Väter für Monate auf Ölplattformen verschwinden, während die Kinder im Märchenwald Vietnamkrieg spielen. Ein Idyll - bis Max' Familie in die USA emigriert.
Während der Vater nun von Long Island aus um die ganze Welt fliegt und so selten zu Hause ist, dass die Ehe der Eltern daran zu zerbrechen droht, rücken Max und seine ebenso einsame Mutter näher zusammen. Bis Mordecai kommt, der zunächst Max' bester Freund und später ein bekannter Schauspieler wird. Er macht ihn auch mit Mischa bekannt, einer sieben Jahre älteren bildenden Künstlerin. Max und Mischa verlieben sich ineinander. Sie ist es auch, die Max anstiftet, sich auf die Suche nach seinem geheimnisvollen Onkel zu machen, einem Vietnam-Kriegsveteranen, mit dem sein Vater vor langer Zeit gebrochen hat. Sie finden ihn im Apthorp-Building in Manhattan und ziehen schon bald bei ihm ein. Die unkonventionelle WG, in der man einander mit Großmut und Verständnis begegnet, wird zum Epizentrum des Lebens von Max, Mischa, Mordecai und Onkel Owen. Für einen Moment scheint es, als hätte Max ein Zuhause gefunden...
"Max, Mischa und die Tet-Offensive" ist ein weltumspannender Roman darüber, dass Heimat vor allem in uns ist und Familie eine Frage der Interpretation. Vor allem aber erzählt Johan Harstad eine Geschichte über Haltung, Aufrichtigkeit, Freundschaft und Mädchen, die der Schauspielerin Shelley Duvall ähneln - und wie sehr man sie lieben kann.
500 Seiten mehr als veröffentlicht
Was ein Mammutbuch - und das bezieht sich nicht nur auf die Seitenzahl. Es ist fast unmöglich, diesem Buch in einer Rezension auch nur annähernd gerecht zu werden. Daher werde ich einen etwas anderen Zugang versuchen:
Letzten Oktober hatte ich das Vergnügen, Johan Harstad selber in "meiner" Buchhandlung zu erleben und konnte nun das, was er damals über das Buch sagte, selber nachvollziehen. Es ist vor allem ein Roman über Verlust - der Verlust von Heimat, Zuhause, Liebe, Beziehungen, Job, Famile, Freundschaften, Gesundheit, Leben, Lebenslust, Bezugspunkte... Und es gibt keine Person in dem Roman, die nicht etwas verliert. Und das überzeugt am meisten an dem Buch. Alle Personen wirken echt, alles könnte genau so passiert sein und immer wieder wird ein (Lebens)gefühl beschrieben, bei dem jemand sagen wird: Das kenne ich, da finde ich mich wieder! Die Tet-Offensive spielt zwar auch inhaltlich eine Rolle, es gibt aber auch einen starken formalen Bezug: Erzählt ist der Roman wie die Tet-Offensive ablief, es werden Dutzende von Geschichten gleichzeitig erzählt.
Johan Harstad hat außerdem gesagt, dass alle Personen in seinem Buch einsam
sind (das bestätigt sich beim Lesen) - ihm das aber selbst während des Schreibens nicht aufgefallen sei. Und dann kam der Lacher des Abends: "Mein" Buchhändler fragte den Autor, warum es ihm denn z.B. wichtig war zu erzählen, dass eine Flasche Bier geklaut wurde. Antwort (mit leichter Entrüstung): Alles in dem Roman ist wichtig! Johann Harstad hat über 500 Seiten gekürzt, was dann noch übrig blieb, muss wichtig sein!
Die Bilder Mischas, die der Autor so intenstiv beschreibt, sind übrigens eine reine Erfindung von ihm. Erst Jahre nach Erscheinen des Romans hat ein Maler die Beschreibungen in echte Bilder umgesetzt (in der deutschen Ausgabe sieht man einige der "Ausstellungsplakate" innen im Einband).
Das Buch mag manchem zu lange, zu detailliert vorkommen. Unabhängig, dass Johan Harstad selber dem widersprechen würde, gewinnt das Buch gerade dadurch, alle Details dienen der Geschichte. Es gelingt nicht vielen Autoren, episch so breit zu erzählen ohne zu langweilen, Johan Harstad kann das!