Im Verborgenen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Im Verborgenen: Roman' von Ljuba Arnautović
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Inhaltsangabe zu "Im Verborgenen: Roman"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:201
EAN:

Rezensionen zu "Im Verborgenen: Roman"

  1. Der Heldenmut einer vom Leben gebeutelten Frau

    Erschütterndes, mitreißend erzähltes Schicksal von GenofEVA und ihrer Familie, hauptsächlich im Nationalsozialismus in Wien

    Wien zur Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs - Es fängt düster-stimmungsvoll an: eine Frau nachts an der Donau. Was macht sie da? Später finden Streifenbeamte Kleidung und Abschiedsbrief eines jüdischen Selbstmörders, der sich auf diese Weise der Vorladung entziehen wollte. Wirklich? Das ist Walter, der von der etwas über 40-jährigen Genofeva versteckt wird. Sie arbeitet in einer Einrichtung der Evangelischen Kirche und hat in der weitläufigen Kanzlei die Möglichkeit, gefährdete Juden unterzubringen. Dabei hilft ihr ein Freund, Pfarrer Rieger. Eva – wie sie sich später nur noch nennt - 'schmeißt nicht nur den Laden' als Sekretärin, sondern setzt auch ihre schauspielerischen Fähigkeiten ein, um bestimmte Dinge zu erreichen, z.B. den Hausbesorger – eine Art Nazi-Blockwart - abzulenken, wenn ein zu Versteckender heimlich ins Haus kommt. Das wird alles sehr spannend und eindringlich geschildert.

    Eva ist allerdings eine äußerst zurückhaltende Person, die niemanden an sich heranlässt. Sie scheint einige Geheimnisse zu haben, die sie mit niemandem teilen will. Nach und nach erfahren wir in aller Ausführlichkeit in zeitlichen Vor- und Rücksprüngen alles über ihr und Walters Leben und das ihrer Familien, was aber hier nicht verraten werden soll. Das geschieht teils gerafft, teils in ergreifenden erzählerischen Episoden. Auch der politische und geschichtliche Hintergrund spielt eine Rolle und man erfährt eine Menge über das 'Rote Wien', das Erstarken des Nationalsozialismus u.v.m. Im Gegensatz zu ihrem gerade neu erschienenen dritten Band dieser Familiengeschichte ist aber alles organisch miteinander verwoben, klingt nicht wie abgeschriebene Geschichtsbuch-Passagen und ist im Wesentlichen auf Eva fokussiert.

    Man mag kritisieren, dass es zu viele chronologische Sprünge gibt. Mich haben sie nicht gestört, aber es macht das Lesen anstrengend und fordernd. Allerdings wird das in meinen Augen wettgemacht durch die dramatischen Erzählszenen, z.B. als Eva im Gefängnis ist oder als einer der Versteckten stirbt.

    Am Ende kann man nur sagen, dass sie ein schweres unglückliches Leben hatte, sich aber nie hat unterkriegen lassen und sich am Ende noch einen lebenslangen Traum erfüllt hat.

    Wer anspruchsvolles Lesen nicht scheut, wer Zeitgeschichte gut verpackt lesen möchte, dem kann ich das Buch nur empfehlen. Ich werde auf jeden Fall Band 2 'Junischnee' lesen, der von Evas Sohn Karl handelt – so viel darf verraten werden.