Gegen alle Regeln

Buchseite und Rezensionen zu 'Gegen alle Regeln' von Steve Cavanagh
4.35
4.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Gegen alle Regeln"

Format:Taschenbuch
Seiten:576
EAN:9783442494064

Rezensionen zu "Gegen alle Regeln"

  1. 4
    11. Nov 2024 

    Oberstes Ziel: Überleben!

    Als David Child wegen Mordes verhaftet wird, wendet sich das FBI an Strafverteidiger Eddie Flynn: Er soll Child vertreten und dazu bringen, als Zeuge gegen eine skrupellose Anwaltskanzlei auszusagen, die im Verdacht steht, an einem globalen Betrug beteiligt zu sein. Eddie bleibt keine Wahl, denn das FBI erpresst ihn mit belastenden Unterlagen über seine Ehefrau Christine, die ihre Unterschrift ahnungslos unter ein brisantes Dokument gesetzt hatte. Als er Child zum ersten Mal trifft, weiß er, dass der Mann unschuldig ist, auch wenn die Beweise gegen ihn überwältigend scheinen. Er muss einen Weg finden, Childs Unschuld zu beweisen und gleichzeitig seine Frau zu schützen – nicht nur vor dem FBI, sondern auch vor der Firma. (Verlagsbeschreibung)

    In Eddies Büro wartet eine unangenehme Überraschung auf ihn: das FBI. Und mit der Behörde ein neuer Auftrag, der nicht nur dubios klingt, sondern den Eddie auch nicht ablehnen kann. Das FBI präsentiert dem Anwalt Beweise, die seine Frau hinter Gitter bringen würden, sollte dies erforderlich sein - und es liegt nun an Eddie, dies zu verhindern. Sein Auftrag: der Milliardär David Child soll seine Freundin umgebracht haben - und Eddie soll ihn nicht etwa frei bekommen, sondern für ein Geständnis sorgen und Child zur Mitarbeit bewegen - gewünscht wird seine Aussage gegen eine renommierte Anwaltskanzlei, die der Geldwäsche in großem Stil verdächtig ist.

    Dumm nur, dass Eddie bereits bei der ersten Begegnung mit seinem neuen Mandaten klar ist, dass dieser unschuldig ist. Der Anwalt steckt in einer Zwickmühle - will er seine Frau Christine vor dem Gefängnis bewahren, muss er David Child zu einem falschen Geständnis bewegen. Dabei hat Eddie sich geschworen, nur noch Fälle zu übernehmen, die er mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Und so muss er das Unmögliche vollbringen: Christine retten und gleichzeitig Childs Unschuld beweisen - und trotzdem dem FBI liefern, was erforderlich ist. Schon bald stellt sich heraus, dass das nicht nur ein hoffnungsloses Unterfangen ist, sondern dass plötzlich das reine Überleben das oberste Ziel ist...

    Nach dem Motto "unmöglich gibt es nicht" macht sich Eddie also ans Werk und greift dafür tief in die Trickkiste. Vor Gericht macht es Spaß, ihn bei seinen Finten zu beobachten, bangt aber gleichzeitig mit ihm, wie das alles zu bewerkstelligen sein soll. Dabei kommt Eddie seine Vergangenheit zugute - er hat einfach besondere Fähigkeiten, von denen er profitiert, und auch seine zahlreichen Bekanntschaften sind für ihn wieder von Nutzen. Ein Typ namens "Eidechse" mutiert dabei allmählich zu meinem heimlichen Liebling - begegen möchte ich ihm allerdings nie.

    Zugegeben: nicht alles, was hier erzählt wird, befindet sich im Rahmen des Vorstellbaren. Aber: es wird überaus unterhaltsam und rasant geschildert. Steve Cavanagh schreibt den Leser geradezu schwindelig - ich hatte zwischendurch erneut das Gefühl, einen Actionfilm zu lesen... Tatsächlich haben mich die vereinzelten unglaubhaften Szenen hier kaum gestört, irgendwie kommt man kaum dazu, über das Gelesene nachzudenken, weil Cavanagh einen gemeinsam mit Eddie immer weiter treibt. Und ich mag den gewitzten Strafverteidiger, der immer für eine Überraschung gut ist und auch vor Gericht zu verblüffen weiß. Auch seine Seitenhiebe auf das amerikanische Rechtswesen haben mir gefallen:

    "...die Wahrheit ist nicht das Ziel des Verfahrens. Der Urteilsspruch ist das Ziel. Die Wahrheit hat in einem Prozess nichts verloren, denn niemand ist daran interessiert, sie aufzudecken, am wenigsten die Anwälte und der Richter."

    Rasantes Tempo, wahnwitzige Plottwists, staunenswerte Gerichtsszenen - Band drei wird sicher folgen!

    © Parden

  1. 4
    03. Nov 2024 

    Der unschuldige Mörder

    Als das FBI an den Anwalt Eddy Flynn herantritt, weil er einen mutmaßlichen Mörder dazu bringen soll, gegen eine korrupte Anwaltskanzlei auszusagen, ist Flynn nicht angetan. Doch das FBI argumentiert, es habe belastendes Material gegen Flinns Ehefrau Christine. Eddy sieht sich gezwungen, die Sache zu übernehmen. Ein erstes Gespräch mit seinem Mandanten leitet ihn allerdings zu der Überzeugung, dass dieser unschuldig ist, trotz der erdrückenden Beweise. Eddy Flynn steht also vor der nahezu unlösbaren Aufgabe gleichzeitig die Unschuld seines Mandanten zu beweisen und seiner Frau aus einer bedrohlichen Klemme zu helfen.

    Bei seinem zweiten Auftritt muss der Anwalt Eddy Flynn wieder das Unmögliche möglich machen. Sein Mandant David Child wird beschuldigt, seine Freundin getötet zu haben. Die Beweise sind mehr als eindeutig. Und doch nach seinem ganzen Wesen wirkt David einfach glaubhaft, er hat nichts getan. Und er hat Flynn überzeugt. Doch die Bedingungen des FBI, seine Frau von irgendwelchen Anschuldigungen freizustellen, gehen nicht in Richtung, verteidige den Mandanten wie es sich gehört, sondern bringe den Mandanten dazu, in unserem Sinne zu handeln. Ein echtes Dilemma, das unlösbar scheint. Doch Eddy Flynn ist nicht einer, der schnell aufgibt oder sich fügt. Er muss einfach beides schaffen.

    Ein typischer Thriller amerikanischer Art, ein Spiel mit dem Rechtssystem, in dem alles anders sein kann. Nichts ist so wie es scheint, beim Lesen fängt man an, jedem zu misstrauen. Man verdächtigt beinahe alle beteiligten Personen und bastelt sich die wildesten Lösungsansätze zurecht. Und doch erlebt man immer wieder Überraschungen und immer neue Ermittlungsergebnisse führen in unerwartete Richtungen. Natürlich kann es sein, dass man mit den Vermutungen auch mal richtig liegt, das ändert jedoch nichts an der außerordentlichen Anspannung, unter der man während des Lesens steht. Der Autor peitscht einen förmlich durch das rasante Geschehen. In diesem packenden Thriller ist hauptsächlich einer unschuldig, nämlich der Mörder.

  1. Liebe, Verlust, Hoffnung

    Cover und Gestaltung:
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    Pink als Farbe des Titels auf orangem Hintergrund lässt das Buch eher wie ein Kitschroman aus den 70ern aussehen als nach einer seriösen Biographie. Im Laden hätte ich das Buch wohl stehen lassen und damit leider einiges verpasst! Zwar passen diese Farben zum Geburtsjahr der Autorin und irgendwie passt diese verboten aussehende Farbkombination auch zu ihrem Leben, aber meinen Geschmack trifft das Ganze nicht. Immerhin ist das Buch ein Hardcover mit Schutzumschlag und macht so einen hochwertigen Eindruck.

    Inhalt:
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    Die Autorin Ariel Levy beschreibt ihr Leben, angefangen von ihrer Kindheit, ihrer (auch sexuellen) Selbstfindung sowie der Suche nach Liebe und Partnerschaft. Sie schreibt aber auch darüber, wie es sich anfühlt, die Liebe zu verlieren und wie es schaffte, die Trauer um ihren Sohn zu verarbeiten, der kurz nach seiner Geburt in ihren Armen starb.

    Mein Eindruck:
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    "Seit ich ein kleines Mädchen war, hat man mir gesagt, dass ich zu leidenschaftlich bin, zu energisch, zu viel. Ich hatte angenommen, dass ich meine unbändige Kraft, Gier und Liebe in ein Leben gepackt hatte, das dem standhalten konnte. Doch es ist explodiert." (S. 9)

    Ich gestehe, dass ich aufgrund von Titel und Klappentext keine so genial verfasste Autobiographie erwartet hatte. Gleich mit dem ersten Satz bin ich eingetaucht in die gefühlvolle Welt der Autorin, konnte mich sofort in ihre Welt hinein begeben und mich stückweise auch mit ihr identifizieren. Ohne Verschnörkelung, ohne Selbstmitleid schreibt sie von ihrer Situation und nimmt den Leser mit an die Hand.
    Ariel ist von vorneherein irgendwie "anders", zu viel und ihr Leben verläuft "gegen alle Regeln", wie der Titel schön beschreibt. Das äußert sich darin, dass sie schwer Freunde findet, sexuell zunächst nicht weiß, wie sie sich orientieren soll und auch beruflich ihre Bestimmung nicht einordnen kann. In ihrem Buch beschreibt sie sehr treffend und eindringlich, mal traurig mal komisch, von ihrer Suche nach dem richtigen Weg für sie. Man bekommt dabei sehr tiefe Eindrücke ihrer Gefühle und Gedanken, aber auch Einblicke in ihre Arbeit als Journalistin, was ich persönlich als besonders spannend empfand.
    Beim Lesen habe ich jeden einzelnen Satz genossen, da die Autorin es meisterhaft versteht, Metaphern für die Ereignisse ihres Lebens zu finden, die alles viel verständlicher erscheinen lassen, so z. B.

    "Beim Schreiben kann man das Ende stets ändern oder ein Kapitel löschen, das nicht funktioniert. Das Leben aber kommt dir nicht entgegen, es ist unparteiisch und unanfechtbar." (S. 235)

    Die Geschichte ihrer Partnerschaft und vor allem deren Verlust sowie der Verlust ihres Sohnes haben mich oft schlucken lassen. Gleichermaßen war ich beeindruckt von ihrer Art, ihre Trauer zu verarbeiten.

    "Eigentümlicherweise aber tröstet mich gerade die Wahrheit. Der Tod wird dich holen. Du kriegst zehn Minuten auf dieser Welt oder achtzig Jahre, niemand aber kommt lebend davon. Dieses Gesetz zu akzeptieren schenkt mir einen überraschenden Anflug von innere Frieden." (S. 227)

    Insgesamt hat mich das Buch durch seine Schreibweise von Anfang bis Ende gefesselt und ich habe mir viele treffende Zitate markiert.

    Fazit:
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    Gefühlvolle Biographie in außergewöhnlicher Sprache formuliert: Die Suche nach Liebe und wie man ihren Verlust bewältigt