Die Entflammten
Die Kunsthistorikerin Gina stößt auf die Geschichte der Johanna van Gogh-Bonger, die sie nicht loslässt. Sie möchte ein Buch über diese Frau schreiben. Dazu kommt sie bei ihrem Vater, der von seiner Familie getrennt ist, in einem kleinen Haus am Meer unter. Ginas Vater ist Schriftsteller, hat einen Roman veröffentlicht und versucht nun seit über zwanzig Jahren erfolglos ein weiteres Buch zu schreiben.
Jo Bonger lernt durch ihren Bruder den Kunsthändler Theo van Gogh kennen. Doch sie ist nicht frei. Dennoch schreibt ihr Theo über ein Jahr täglich Briefe und am Ende erhört sie ihn. Sie ist glücklich mit Theo. Doch da ist Theos Bruder Vincent van Gogh, der finanziell unterstützt werden muss und Zuspruch braucht. Theo kümmert sich intensiv um Vincent und der gibt ihm seine Bilder, die wohl sonst niemand will. Kurz nachdem sich Vincent erschossen hat, stirb auch Theo. Jo steht mit einem Baby und hunderten Gemälden von Vincent van Gogh alleine da. Sie beschließt, Vincent und seine Bilder weltberühmt zu machen.
Über Vincent van Gogh wusste ich schon einiges, doch Jo van Gogh-Bonger war mir bisher kein Begriff. Ich fand es interessant, diesen Roman zu lesen, doch so richtig packen konnte er mich nicht. Simone Meier erzählt in einer klaren Sprache, der aber die Farbe und Lebendigkeit dieses künstlerischen Umfeldes fehlt. Die Charaktere sind gut und tiefgründig dargestellt. Bei ihrer Arbeit an dem Buch setzt sich Gina nicht nur mit Jo auseinander, sondern auch mit ihrer eigenen Familiengeschichte. Leider habe ich zu keiner der Personen eine Beziehung aufbauen können.
Das Cover gefällt mir gut und ist sehr passend.
Eine informative und unterhaltsame Geschichte im Umfeld der Kunst.
Ich bin absolut keine Kunstkennerin, aber ich finde die Geschichte hinter Kunstwerken und den jeweiligen Personen immer sehr faszinierend. Daher sprach mich der Klappentext hier auch sofort an. Leider konnte mich das Buch letztendlich nur bedingt überzeugen.
Die Idee, die Geschichte von Johanna van Gogh-Bonger zu erzählen, die die Gemälde ihres Schwagers Vincent zu Weltruhm bringt, finde ich toll. Ein für mich bis dato völlig unbekannter Aspekt.
Parallel dazu wird die Geschichte der jungen Kunsthistorikerin Gina erzählt. Für eine Uni-Arbeit schreibt sie über Jo van Gogh-Bonger. Während ihrer Recherchen setzt sie sich auch vermehrt mit ihrer eigenen Familie und vor allem sich selbst auseinander.
Es wird sehr viel über Jos Zeit vor der Hochzeit mit Theo van Gogh erzählt. Die vielen Briefe der beiden, die lange Werbungszeit, das enge Verhältnis der beiden Brüder. Hier wird schnell klar, dass Jo eigentlich zwei Männer geheiratet hat, denn den einen gibt es nicht ohne den anderen. Jo ist keine klassische Frau ihrer Zeit. Sie ist eher in der Welt der Bücher und der Philosophie zu Hause, weniger Dingen wie Haushaltsführung. Das führt bei Jo zu einer fast schon verzweifelten Zerrissenheit, die ihrem Theo einerseits die von ihm gewünschte Ehefrau sein möchte, andererseits aber feststellen muss, dass sie ihre Träume begraben muss.
Dieser Part hat sehr viel Platz eingenommen und wurde mit der Zeit doch etwas langatmig. Jos zweite Karriere als Verwalterin des Familienerbes dagegen eher recht kurz abgehandelt. Für meinen Geschmack zu kurz. Hier hätte ich mir vieles auserzählter gewünscht. Leider verliert man ab hier als Leser auch ziemlich viele Sympathien für Jo. Sie erscheint besessen, herrisch, hart, getrieben. All das wird sicherlich irgendwo auch begründet liegen - man erfährt als Leser nur leider nicht so recht, warum.
Der Gegenwartspart hat mich eher weniger berührt und ich fand die surreale Vermischung aus Jos und Ginas Geschichte nicht bereichernd. Ginas Geschichte allein war für mich leider auch relativ langweilig, ich habe weder zu ihr noch zu ihrem Vater eine Beziehung aufbauen können.
Das Buch liefert durchaus interessante Einblicke in die Gesellschaft um die Jahrhundertwende, die Zeit der Jahrhundertausstellung in Paris, allgemein in die Arbeit van Goghs und in die Schaffensgeschichte anderer bekannter Künstler dieser Zeit. Es gibt ein paar interessante Anstöße, bei denen es sich mit Sicherheit lohnt sich weitere Literatur zu besorgen. Das Buch war nur leider nicht ganz das, was ich mir erwartet hatte.
Geschichte hinter der Geschichte
"Was meinst du, ist es mit Familien nicht so wie mit der Kunst, immer will sich die neue Generation von der alten abheben und absondern und sie stürzen und baut gerade deshalb auf ihr auf?"
Jo van Gogh-Bogner ist die Schwägern von Vincent van Gogh. Nach dem frühen Tod ihres Ehemanns will sie sein Anliegen fortsetzen und den damals noch unbekannten Maler berühmt machen. Wie wir wissen, ist ihr das auch gelungen.
Über hundert Jahre später begibt sich Gina auf die Spurensuche und entdeckt dabei viel über sich, ihre Familie und Jo.
Der Roman von Simone Meier ist in zwei Zeitebenen aufgebaut, die langsam miteinander zu verschmelzen scheinen. Das Leben von Jo wird sehr anschaulich und einfühlsam beschrieben. Der Autorin gelingt es auf anhieb, dass man die junge Frau ins Herze schließt und Anteil an ihrem Schicksal nimmt. Auch das Leben von Gina und ihrem Vater wird unter die Lupe genommen. Mir persönlich hat aber der historische Teil ein klein wenig besser gefallen, weil ich das Leben von Theo und Vincent sehr interessant finde. Trotzdem verbindet der Roman die Zeitebenen sehr gut miteinander und gibt einen guten Einblick hinter die Kulissen. Familiengeschichte ist nicht immer einfach und manchmal muss man sie aufarbeiten um damit seinen Frieden schließen zu können. Das macht dieses Buch sehr deutlich.
Ich finde es ist eine sehr interessante und aufschlussreiche Lektüre.