Der Weg der Wünsche

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Weg der Wünsche' von Patrick Rothfuss
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4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Weg der Wünsche"

Bast liebt Tauschgeschäfte. Gibst du mir, so geb ich dir — das ist ihm so vertraut wie das Ein- und Ausatmen; und ihm bei solchen Verhandlungen zuzusehen, ist, als würde man einem Künstler beim Malen zuschauen. Doch selbst einem Meister kann einmal der Pinsel verrutschen. Als Bast eine Gabe ohne Gegengabe annimmt, gerät seine ganze Welt aus den Fugen. Folgen Sie dem charmantesten Fae der Königsmörder-Chronik einen ganzen Tag lang, von der Morgendämmerung bis nach Mitternacht, während er Ränke schmiedet und umherschleicht, sich tänzelnd in Schwierigkeiten begibt — und sich mit geradezu unheimlicher Anmut wieder daraus befreit. Der Weg der Wünsche ist Basts Geschichte. Er wandelt darin auf den alten Wegen des Erschaffens und Zerstörens und folgt selbst dann noch seinem Herzen, wenn sein Verstand ihm etwas anderes rät. Denn was nützt alle Vorsicht, wenn sie ihn zwar vor den Gefahren, aber auch vor den Freuden des Lebens bewahrt?

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:197
Verlag: Klett-Cotta
EAN:

Rezensionen zu "Der Weg der Wünsche"

  1. 4
    24. Mär 2024 

    Ein ereignisreicher Tag aus dem Leben eines Fae

    „Der Weg der Wünsche“ ist eine weitere, großartige Novelle aus der Königsmörder-Chronik, geschrieben von Patrick Rothfuss.

    In diesem Band geht es um den Fae Bast, eine Figur, die bereits aus den vorherigen Büchern bekannt ist. Man erlebt einen ganzen Tag, von der Morgendämmerung bis zur Mitternachtsstunde, aus dem Leben von Bast. Dadurch ist man stets hautnah dabei, wenn er die kleinen und größeren Abenteuer und Aufgaben meistert, die seinen Tag schmücken.

    Bereits die ersten Bände dieser Chronik „Der Name des Windes“ und „Die Furcht der Weisen I+II“ haben mich unheimlich begeistert und so wurde ich schon vor einigen Jahren von den Schreibkünsten des Autors und seiner nie endenden Fantasie überzeugt. Wie P. Rothfuss in seinem Nachwort von diesem Werk über Bast jedoch anmerkt, passiert in diesem kleinen Buch vergleichsweise wenig. Versteht mich nicht falsch, dieser eine Tag aus dem Leben von Bast ist wirklich sehr ereignisreich. Anders als man es vielleicht aus anderen Fantasy-Romanen gewohnt ist, kommt es in dieser Novelle jedoch nicht zu solch komplexen Handlungssträngen. Da ich dies bereits im Voraus wusste, konnte ich jede einzelne Seite dieses Buches gleichwohl genießen. Wer auch die andere Novelle dieser Chronik über Auri „Die Musik der Stille“ kennt, kann vielleicht ein wenig nachvollziehen, was ich meine. Tatsächlich mochte ich den Einblick in Basts Alltag sogar noch mehr als die kurze Geschichte über Auri.

    Es fällt einem so wunderbar leicht, wieder in diese fantastische Welt einzutauchen – eine mystische Welt voller Geheimnisse, von denen noch unsagbar viele nicht gelüftet sind, trotz der umfassenden ersten Königsmörder-Romane. Durch die Erzählungen des Autors wirkt der Charakter von Bast hier regelrecht wie ein kleiner Junge. Allerdings wird im Verlauf des Buches immer wieder betont, dass Bast ja schon volljährig ist. Durch den wundervollen, mitreißenden Schreibstil von Patrick Rothfuss gelingt ihm so eine fabelhafte und nur allzu realistische Illusion. Geht es nicht vielen Erwachsenen so, dass sie sich im Inneren eigentlich noch ganz jung fühlen? Diese Erkenntnis, in Kombination mit einer herausragend eingearbeiteten Menschenkenntnis, macht die Lektüre zu einem echten Leseerlebnis, wodurch man nur so über die Seiten fliegt.

    Während dieses Werk für Neulinge dieser fantasievollen Welt vielleicht nicht unbedingt geeignet ist, kann ich Basts Kurzgeschichte jedoch allen Fans der Königsmörder-Chroniken wärmstens empfehlen! Nun bleibt nur zu hoffen, dass wir den nächsten Band dieser Reihe auch bald lesen können! Ich kann ihn schon jetzt kaum erwarten.

  1. 4
    24. Nov 2023 

    Gefallen um Gefallen

    Bast wirkt wie ein rechter Taugenichts. Soll er seine Lektionen lernen, macht er das oder nicht. Soll er für seinen Meister, den Gastwirt Reshi, etwas besorgen, denkt er daran oder nicht. Am Morgen schleicht er sich aus dem Haus, um zum Blitzbaum zu gelangen. Dort warten manchmal Kinder, die einen Gefallen von ihm zu wünschen. Und natürlich gibt es einen Gefallen nur im Austausch gegen einen anderen Gefallen oder ein Geschenk. Über den Tag trifft er mehrere Kinder, die ihre Wünsche offenbaren. Gewitzt sieht Bast dabei zu, dass er sich nicht zu sehr verpflichtet und dass ein Tausch für ihn recht günstig wird.

    Eine neu geschriebene Novelle aus der Welt der der „Königsmörder-Chroniken“ legt der Autor vor. Der schlitzohrige Bast hat seinen Auftritt. Leichtfüßig springt er durch den Tag, handelt Tauschgeschäfte mit den Kindern aus, die ihn darum bitten. Und meist geht er so gewitzt vor, dass den Kindern die Wünsche erfüllt werden können, ohne dass irgendwer zu Schaden kommt. Bast ist schon anders, das soll aber keiner merken. Und meist fügt er sich ganz gut ein. Insgeheim freut er sich, wenn er die Ergebnisse seiner Tauschgeschäfte sieht und schließlich denkt er auch an seine Aufträge, manchmal.

    Wenn man den Namen Patrick Rothfuss liest, denkt man natürlich sofort an die Kingkiller-Trilogie, die seit Jahren eine Duologie ist. Man kann nicht sagen, ob man noch auf die Veröffentlichung des dritten Bandes wartet. Man kann aber, wenn es eine neu geschriebene ältere Geschichte aus Kvothes Universum gibt, diese Worte nicht vermeiden. Nachdem diese wehmütigen Gedanken abgehakt sind, kann man sich mit Freude dieser Novelle widmen, die einem die tolle Weise, wie der Autor die Feder führt, sofort wieder nahebringt. Die liebenswerte Art seiner Figuren, schlitzohrig und sympathisch, erwärmt das Herz ebenso wie die Weisheit und Offenheit der Kinder. Nicht alle vermeintlich Fiesen sind tatsächlich so fies, wofür einem die Gedanken geöffnet werden. Und die wirklich Unangenehmen Personen kriegen ihr fett weg, ohne dass sie allzu viele Grausamkeiten erleiden. Mit seinem Zauber hilft Bast quasi unter der Hand, so dass es kaum bemerkt wird. Er ist und bleibt ein liebenswerter Bruder Leichtfuß, der doch mehr Tiefgang hat, als er zeigen möchte. Ein wunderbare Geschichte, die so gut in diese unschöne Zeit passt, weil sie den Blick auf etwas Besseres öffnet.

    4,5 Sterne

  1. 4
    28. Sep 2017 

    Der Weg in die Freiheit ist kein leichter

    Und noch ein Flüchtlingsbuch, allerdings aus einer Zeit, in der Flüchtlinge aus dem Osten noch eher selten waren. Es ist 1980, Ungarn hat eine autoritäre kommunistische Regierung, die durch die Sowjetunion gesteuert wird, wobei im Vergleich zu seinen Nachbarstaaten Polen, Tschechoslowakei usw. in vielen Bereichen eine gewisse Liberalität Einzug gehalten hat. Doch Ungarinnen und Ungarn, die sich weigern, Mitglied der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei zu werden und/oder nicht mit deren Meinung übereinstimmen, haben es schwer in ihrem Leben. Sie und ihre Familien müssen sich mit schlechten Wohnverhältnissen zufriedengeben, werden im Berufsleben benachteiligt und laufen Gefahr, überall drangsaliert zu werden. Teréz und Károly halten dies nicht mehr aus, vor allem Teréz will dieses Land, das sie trotz allem liebt, mit ihrem Mann und den beiden Kindern verlassen. Im Sommer ist es soweit: Offiziell brechen sie zum Plattensee auf, um dort Ferien zu machen. Doch ihre Fahrt geht weiter: nach Jugoslawien, um von dort die Grenze nach Italien zu überqueren und weiter nach Deutschland zu fahren.
    Für Jemanden, der sein Leben lang ein Heim hatte, ist es schwer nachvollziehbar, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein. Am Beispiel der Familie Kallay schildert Akos Doma überzeugend, welche Hoffnungen, aber auch wieviel Druck und und Angst dieser Exodus mit sich bringt. Die Freude auf ein Leben in Freiheit und ohne Bespitzelung; auf eine gerechte Behandlung ohne Furcht vor Wilkür. Aber auch die Last des untätigen Wartens auf die erlösenden Papiere; die zunehmende Besorgnis was werden soll, wenn die Papiere nicht kommen. Das Paar Kallay mag bemerkenswert naiv wirken in ihrem Glauben an das Gelingen ihrer Flucht, doch ihre jeweiligen Vergangenheiten, die als Erinnerungen oder Erzählungen immer wieder in die laufende Geschichte eingeschoben sind, machen klar, dass es keine Naivität ist, die sie so hoffnungsvoll sein lässt. Beide haben sich den Optimismus und die innere Überzeugung an das Gute im Menschen und im Leben bewahrt, sodass sie trotz ungeahnter Schwierigkeiten im gelobten Westen, weitermachen. Ungeachtet diverser Rückschläge und obwohl der Schluss des Buches das Ende der Reise offen lässt, bin ich mir sicher: Es wird gelingen; ihre Reise und ihr Ankommen in einem neuen Leben.
    Ein schönes Buch, doch ein bisschen wundert es mich schon, dass es auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2015 zu finden ist. Aber da habe ich mich ja schon ein paar Mal gewundert ;-)