Inhaltsangabe zu "Der Bücherprinz"
In Erwartung des ihm ärztlich beschiedenen Tods bringt ein Mann die Geschichte seines Lebens zu Papier: »Der Bücherprinz« schildert schonungslos ehrlich, wie ein Hippie Deutschlands verrücktester Verleger wurde. Der Autor, der seinen ersten Joint mit Jimi Hendrix rauchte, wirft dabei ein gleißendes Licht auf die 68er-Studentenzeit. Mit Leidenschaft und Idealismus, pfiffigen Ideen und coolen Konzepten veröffentlichte der Business-Punk die Werke von rund zehntausend Autoren, die ihn dafür zum »Bücherprinz« krönten. Im Selfpublishing gehörte er später zu den Vordenkern des neuen, verlagsfreien Veröffentlichens. Herzerwärmend aufrichtig zeichnet der Autor seinen Lebensweg vom unangepassten Schüler, langhaarigen Beatles-Fan, trampenden Blumenkind, experimentierfreudigen Chefredakteur und Hofnarr der Kulturszene bis zum innovativen Verlagsgründer. Ruprecht Frieling wurde Deutschlands schillerndster Verleger und verführt den Leser, dem eigenen Stern zu folgen und sich dabei selbst treu zu bleiben.
Spannend, interessant, klug, lesenswert
„Ein jeder von uns steht eines Tages am Kreuzweg des Lebens und entscheidet, welche Richtung er einschlägt. Mich zog es ins Land Phantasia, und diesem Weg bin ich konsequent und freudig gefolgt.“ (Zitat Seite 27)
Thema und Inhalt
Lebensabschnittsgeschichte nennt der 1952 geborene Journalist, Fotograf, Autor, Verleger und in jedem dieser Bereiche auch überzeugte und überzeugende Künstler Ruprecht Frieling, für Freunde Prinz Rupi, seine Autobiografie. Aufgewachsen in Oelde, ist schon für den sehr jungen Frieling klar, dort kann er nicht bleiben, die 1968er Jahre mit dem besonderen Lebensgefühl rufen ganz laut und er zieht nach Westberlin, auf der Suche nach seinem eigenen Stern. Phantasie und ein hohes Kreativitätspotential mit einer Fülle von Ideen sind sein lebenslanger Motor, gebremst wird seine Durchsetzungskraft in jungen Jahren, so schreibt er, durch rasche Langeweile. Dies ändert sich, als er seinen Stern findet und, erst dreißig Jahre alt, seinen eigenen Verlag gründet, auch hier mit innovativen, neuen Geschäftsideen. „Meinen Stern hatte ich im Planetensystem der Bücher gefunden. Ihm folgte ich mit voller Kraft.“ (Zitat Seite 307)
Umsetzung
Auf 377 Seiten folgen wir einem bunten, verrückten, eigenwilligen Menschenleben mit seinen Höhen und auch Tiefen, denn Frieling schreibt offen, mit humorvoller Nachsicht, über seine wilden Jahre, seiner persönliche und künstlerische Entwicklung vom fotografierenden Schreiberling, über den Leiter eines kleinen Redaktionsteams bis zum erfolgreichen Verlagsleiter und lässt auch Rückschläge, die zu neuen Erfahrungen führen, nicht aus. Nichts davon wirkt aufgesetzt, die bekannten Künstler, die er zu seinen Freunden zählt, werden nicht präsentiert, sondern einfach begründet, wie diese Freundschaften durch Zusammenarbeit entstanden sind. Doch Frieling teilt wesentlich mehr mit uns, als nur seinen besonderen Lebenslauf, seine berufliche und künstlerische Entwicklung und die damit verbundenen Anliegen, Beweggründe und Ideen. Er führt uns durch die 1968er Bewegung, durch das geteilte Berlin, wo er zwischen West und Ost pendelt, durch die dem Mauerfall folgenden Jahre, und nimmt uns mit auf einen Weg der sich entwickelnden Technik von der Schreibmaschine zum modernen Selfpublishing. Seine Sprache macht das Lesevergnügen komplett.
Fazit
Wer diese wilden 1968er und den damit verbundenen Auf- und Umbruch erlebt hat, das geteilte Deutschland, die Geschichte der neuen Literatur, der Verlage, die technischen Veränderungen ab den ersten Computern, wird beim Lesen wohl bejahend nicken und gleichzeitig in eigene Erlebnisse, Erfahrungen und Erinnerungen zurückversetzt. Für jüngere Leser und Leserinnen ist ein eine Reise durch die jüngere Zeitgeschichte, durch Jugendkultur und gesellschaftliche Veränderungen. Für uns alle ist dieses Buch eine Anregung, über unsere eigenen Wünsche und Träume nachzudenken und unserem ganz persönlichen Stern zu folgen.