Das weiße Haus: Roman
![Buchseite und Rezensionen zu 'Das weiße Haus: Roman' von Wolfgang Mueller](https://m.media-amazon.com/images/I/31gWTcxEQBL._SL500_.jpg)
Eine lange Zeit war Elisabeth leidlich glücklich mit dem Beamten Anton. Zurzeit ist Elisabeth dabei für ihr Buchprojekt ungewöhnliche Bücher im Umland Berlins zu finden, zu fotografieren und die Eigentümer zu befragen. Anton unterstützt sie dabei, zu seiner trockenen beruflichen Tätigkeit ist das eine willkommene Abwechslung. In der Nähe seiner Arbeitsstätte hat er ein ungewöhnliches weißes Haus im Bauhausstil entdeckt. Gemeinsam fahren Anton und Elisabeth dorthin. Der Besitzer, ein Schönheitschirurg namens Hanif, gibt bereitwillig Auskunft. Doch er scheint einen Narren an Elisabeth gefressen haben. Und damit brechen die kleinen Unstimmigkeiten auf, die auch vorher schon zwischen Anton und Elisabeth bestanden.
Eine Beziehung, die in Auflösung begriffen zu sein scheint. Hat Elisabeth nur darauf gewartet? Oder ist es eher Anton, der unzufrieden sowohl mit seinem beruflichen Fortkommen als auch mit der Beziehung ist? Er wollte schließlich nie heiraten, das war ihm zu spießig. Und ist es nur das Interesse an seinem Haus, was Hanif dazu bewegt, weiter Kontakt mit Elisabeth zu suchen? Durchaus bekannt ist, dass Menschen in den Vierzigern machmal ihr Leben nochmal komplett neu aufstellen. Und da kann es natürlich sein, dass einfach vier, Hanif ist verheiratet, aufeinander treffen, für die der Moment eines Neuanfangs gekommen ist.
Mit seinem vorherigen Roman „Der Freund von früher“ hat der Autor überzeugt, entsprechend gespannt ist man auf das neue Buch. Die Idee der Recherche über Architektenhäuser ist erstmal sehr ansprechend, wenn man gerne mal besondere Häuser anschaut, sei es im Netz oder beim Fahren durch die Gegend. Leider hält das Buch nicht ganz, was die Umstände versprechen. Man wünscht sich schon, dass wenigstens eine der handelnden Personen sympathisch wäre. Aber eine Frau, die ihr eigenes Projekt überfordert, ein Mann, der mit seinem Beruf hadert, aber so lange nicht den Mut hat, sich anders aufzustellen, bis es zu spät ist und es damit richtig knallt und ein weiterer Mann, der mehr viel mehr zu sein scheint als er ist. Diese Leserin gesteht zu ihrem Bedauern, dieser Roman war so leider nicht das Wahre. Lediglich die überraschende Auflösung zum Schluss kann durchaus gefallen.
Rasant
Ganz nah an der Oder, kurz vor der polnischen Grenze, steht ein extravaganter Bau. Ein weisses Haus, das dort mit seiner modernität eigentlich gar nicht hin passt. Glasklare Linien, Beton, weiße Fassade, Stahl und Chrom zeichnen dieses Haus aus. Genau solche Häuser sucht Elisabeth. Denn sie schreibt ein Buch über außergewöhnliche Architektur. Ihr Lebensgefährte Anton ist ebenfalls immer auf der Suche nach solchen Kunstwerken. Er ist es auch, der Elisabeth von diesem weissen Haus erzählt. Zusammen fahren sie von Berlin an die Oder, um den Hausbesitzer darum zu bitten, dass Elisabeth sein Haus in ihrem Buch veröffentlichen kann. Der Eigentümer Hanif Amid, ist ein auffälliger, eleganter und selbstverliebter Schönheitschirurg. Er betreibt eine stadtbekannte Schönheits-Klinik in der Mitte Berlins.
Seltsam wird es erst, als Amid Elisabeth Nachrichten schickt und die mittelalte Frau dazu bringt, sich mit ihm zu verabreden. Zuerst ist Elisabeth zurückhaltend, ja fast böse. Doch dann lässt sie sich auf eine Verabredung ein. Daraus entsteht eine fast hörige Liebe. Elisabeth schmeißt ihr eigenes Leben über den Haufen und opfert sogar ihre Tochter und den Lebensgefährten für diese aufregende Liebe. Doch ist sie genug für den extravagant Amid? Ist sie ihm nicht zu alt, zu faltig?
Rasant und unterhaltend
Der Roman liest sich sehr schnell. Die Story ist recht rasant geschrieben und die Protagonistin Elisabeth voller Zweifel. Ihr ganzes Leben scheint ein einziges Theater zu sein. Irgendetwas steckt hinter dem ganzen Schauspiel. Der Leser bleibt dabei immer im Dunkeln und jedes mal, wenn man denkt, jetzt habe ich es kapiert, nimmt die Geschichte einen neuen Lauf. Immer mehr verstrickt sich die Hauptfigur Elisabeth in Vermutungen. Und am Ende...
Der Autor vermittelt ein chaotisches und unzufriedenes Leben seiner Hauptdarsteller. Seine Protagonisten sind alle miteinander verbunden und stoßen sich gleichzeitig ab. Wie ein Tisch voller magnetischer Kugeln. Wolfgang Mueller bedient in seinem Roman alle Klischees. Sex, Mord, Intrigen, nichts bleibt aus. Aber wer hält am Ende alle Fäden in der Hand? Wer ist der wahre Strippenzieher?
Wolfgang Mueller lebt in Berlin. Mueller ist nicht nur Schriftsteller, er produziert in Amerika auch preisgekrönte Filme und Serien. Unter dem Namen Oscar Heym, hat er schon mehrere Bücher herausgegeben. Das weisse Haus könnte genauso gut ein Manuskript für einen guten Film sein. Gut durchdacht und immer für eine Überraschung gut.