Das Papierhaus: Roman
Inhaltsangabe zu "Das Papierhaus: Roman"
Lesen und Buchverschlingen kann Leben retten. Es kann Schicksale lenken, Existenzen verändern, Leidenschaften wecken -- und es kann tödlich sein. So jedenfalls ist es nicht nur in Walter Moers‘ neuem Roman Die Stadt der träumenden Bücher: So ist es auch in der Erzählung Das Papierhaus von Carlos María Domínguez aus Buenos Aires. Domínguez zählt gleich ein paar dieser beeinflussten Lebenswege von Büchernarren auf. Wie der des Professors für klassische Philologie, Leonard Wood zum Beispiel, der in seiner Bibliothek durch die Encyclopedia Britannica gelähmt wurde. Oder wie der eines chilenischen Hundes, der sich an den Brüdern Karamasow von Dostojewskij überfraß.Eigentlich aber geht es um die Schicksale mehrerer Bibliophiler in Domínguez‘ Roman: fanatische Leserinnen und Leser, deren Lebensfäden durch die Lektüre teils zwar abgeschnitten, gleichzeitig aber auch verwoben werden. Die Literaturdozentin Bluma Lennon wird bei der Lektüre einer alten Ausgabe der Gedichte von Emily Dickinson beim zweiten Sonett von einem Auto erfasst. Nach ihrem Tod erhält ein argentinischer Kollege ein an Bluma adressiertes Päckchen mit einem zerlesenen Roman Joseph Conrads, der auch eine rätselhafte Widmung der Überfahrenen enthält. Der Argentinier macht sich auf die Suche, um die Widmung zu entschlüsseln -- und muss im Laufe seiner abenteuerlichen Recherche feststellen, dass auch Bücher Biografien haben können.
Seit dem Überraschungs-Bestseller Der Schatten des Windes von Carlos Ruiz Zafon ist Das Papierhaus sicher die faszinierendste Geschichte über die geheime Macht der Bücher und die fast schon besessene Leidenschaft fürs Lesen. Sicher eine der Entdeckungen des Büchersommers. --Isa Gerck
Für besessene Bibliophile :-)
Ich hatte gerade den ersten Satz gelesen, als ich laut loslachen musste. Was für ein Beginn für ein Buch!!! Zum besseren Verständnis:
'Im Frühjahr 1998 kaufte Bluma Lennon in einer Buchhandlung von Soho eine alte Ausgabe der Gedichte von Emiliy Dickinson und wurde an der ersten Straßenecke, als sie gerade beim zweiten Gedicht angelangt war, von einem Auto überfahren.'
Welch ein Tod für Bücherwürmer ;-) Doch nicht jedes Buch führt zu solch radikalen Konsequenzen, aber in doch vielen Fällen zu durchaus markanten Einschnitten im Leben der Lesenden. Davon handelt diese Erzählung: welchen Einfluss Bücher haben, wie sie nach und nach das Leben eines Menschen in Besitz nehmen können bis kaum noch etwas anderes Raum einnimmt. Wie es auf unerklärliche Weise immer mehr werden, jedes Regal zu klein wird und über kurz oder lang keine freie Wand mehr vorhanden ist.
Das Ganze ist verpackt in eine stimmungsvolle, poetisch erzählte Geschichte über die Suche nach der Herkunft eines Buches, die nach Uruguay führt und in deren Verlauf man Personen kennenlernt, deren Bücherverrücktheit kaum Grenzen zu kennen scheint. Für die weniger Bücherbesessenen mag dies eher phantastisch klingen, alle anderen aber werden diese Erzählung vermutlich realistischer sehen und wahrscheinlich gewisse Ähnlichkeiten mit der eigenen Person feststellen. Mir ist es zumindest so ergangen ;-)