Das Dorf der acht Gräber

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Dorf der acht Gräber' von Seishi Yokomizo
4.35
4.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Dorf der acht Gräber"

Das tief in den nebelverhangenen Bergen gelegene Dorf der acht Gräber verdankt seinen Namen einer blutigen Legende: Im sechzehnten Jahrhundert wurden acht Samurai, die dort mit einem geheimen Schatz Zuflucht gesucht hatten, von den Bewohnern ermordet, was einen schrecklichen Fluch über ihr Dorf brachte. Jahrhunderte später kommt ein mysteriöser junger Mann namens Tatsuya in die Stadt und hat eine Reihe von tödlichen Giftmischungen im Gepäck. Der unnachahmlich verschrobene und brillante Kosuke Kindaichi nimmt die Ermittlungen auf. »Kosuke Kindaichi, der verschrobene Ermittler, hat mehr als nur eine flüchtige Ähnlichkeit mit Columbo, der 1971 sein Fernsehdebüt gab – was zufällig der Zeitpunkt ist, an dem dieser amüsante Roman in Japan zum ersten Mal veröffentlicht wurde.« The Sunday Times Crime Club

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:399
Verlag: Blumenbar
EAN:9783351051204

Rezensionen zu "Das Dorf der acht Gräber"

  1. Acht tote Samurai, ein verschollener Schatz und ein verfluchtes

    Gestaltung:
    ---------------
    Optisch passt dieser Band sehr gut zur Reihe. Die Schriftart sowie der helle Kreis mit einem passenden Motiv in der Mitte sind auch hier vorzufinden. Wie bei den anderen Bänden befindet sich ein Personenregister am Anfang sowie eine Beschreibung der wichtigsten japanischen Begriffe aus der Geschichte am Ende des Buches. Als Hardcover ist dem Verlag wieder eine sehr wertige und schön gestaltete Ausgabe gelungen.

    Inhalt:
    ---------------
    Tatsuya Terada hat nur eine verschwommene Erinnerung an seine Kindheit, aber nach dem Tod seiner Mutter erfährt er nicht nur, dass sein Vater nicht sein leiblicher ist, sondern auch, dass seine ursprüngliche Familie väterlicherseits durch einen Anwalt nach ihm suchen lässt. Er soll in seinem Geburtsdorf "Das Dorf der acht Gräber" sein Erbe antreten. Doch dieses Dorf steht unter einem Fluch und er erhält Drohungen, dass Schlimmes passiert, sollte er dorthin zurückkehren. Bereits auf seinem Weg geschieht der erste Mord, bei dem er zunächst als Hauptverdächtiger gilt. Im Dorf wird er zwar von seiner Familie mit offenen Armen empfangen, doch die Dorfbewohner beobachten ihn misstrauisch. Tatsuya weiß nicht, wem er trauen kann und welche Geheimnisse seine Familie vor ihm verbirgt. Und es folgen weitere Tote... Er ermittelt auf eigene Faust und erhält dabei unerwartet Unterstützung durch den Privatermittler Kosuke Kindaichi.

    Mein Eindruck:
    ---------------

    "Dass ich heute nicht nur lebe und gesund bin, sondern mich in einer glücklicheren Lage befinde, als ich es mir je hätte träumen lassen, verdanke ich einem Mann namens
    Kosuke Kindaichi. Wäre dieser kauzige kleine Detektiv mit den zotteligen Haaren, dem unansehnlichen Äußeren und dem Hang zum Stottern nicht aufgetaucht, hätte mein Leben ein vorzeitiges Ende gefunden." (S. 23)

    Ich hatte die ersten beiden Bände mit Genuss verschlungen und war auf Kindaichis dritten Fall gespannt. Leider muss ich sagen, dass der Klappentext eine falsche Erwartung dahingehend geweckt hat, dass ich annahm, dass Kindaichi wie bisher im Mittelpunkt des Geschehens steht. Aber diesmal wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Tatsuya erzählt. Erzählerisch ein guter Trick, da der Leser aus Sicht des Betroffenen Tatsuya alles erlebt und am Ende die Ausführungen zur endgültigen Falllösung von Kindaichi plausibel sind, denn dieser kann unbemerkt seinen Ermittlungen nachgehen.
    Die Handlung begann anfangs mit dem Aufbau eines großen Spannungsbogens, in dem der Fluch beschrieben wird und der erste Mord geschieht. Im weiteren Verlauf fiel mir die Konzentration jedoch an einigen Stellen schwer, da Aspekte wie die Suche nach dem Schatz oder die Beziehungen zwischen Tatsuya und den Frauen für meinen Geschmack etwas zu ausführlich beleuchtet wurden. Und Kosuke kommt bis zum Schluss leider nur sporadisch vor. Doch der Fall selbst ist gut gestaltet, es gibt viele Verdächtige und gegen Ende steigern sich die Ereignisse bis zu einem fulminanten Showdown mit einer überraschenden, aber schlüssigen Auflösung. Man erfährt auch in diesem Fall wieder ein Stück Zeitgeschichte Japans und erhält Einblicke in die damalige japanische Kultur. Mir hat der dritte Fall gut gefallen, aber er konnte mit den Vorgängern nicht ganz mithalten. Ich hoffe und freue mich darauf, dass im vierten Fall Kindaichi wieder mehr in den Fokus rückt.

    Fazit:
    ---------------
    Auch der dritte Teil konnte mich überzeugen, auch wenn Kindaichi diesmal nur im Hintergrund ermittelt.

  1. Eine Mordserie in einem verfluchten Dorf

    Der vorliegende Roman ist der dritte aus einer Serie von 77 um Privatdetektiv Kosuke Kindaichi. Tatsuya Terada, 28 kommt auf Einladung seines Großvaters in ein kleines japanisches Dorf, weil dieser ihn zum Erben einsetzen möchte. Dieses Dorf hat eine bemerkenswerte Geschichte. Jahrhunderte zuvor wurden acht Samurai, die hier Schutz gesucht hatten, von den Dorfbewohnern ermordet, weil diese ihren Goldschatz an sich bringen wollten. Seitdem liegt ein Fluch über dem Dorf. 27 Jahre vor dem Einsetzen der Romanhandlung ereignete sich erneut ein Blutbad. Tatsuyas Vater Yozo aus der Tajimi-Familie tötete mehr als 30 Dorfbewohner. Sein vom Stiefvater aufgezogener Sohn Tatsuya ist deshalb nicht willkommen, weil man eine Wiederholung der furchtbaren Ereignisse befürchtet. Diese Furcht scheint nicht unbegründet, denn Tatsuyas Großvater stirbt durch Gift in der Gegenwart des Enkels, danach noch weitere Familienmitglieder, außerdem zwei Nonnen und ein Arzt. Die örtliche Polizei ermittelt, außerdem Privatdetektiv Kosuke Kindaichi. Auch Tatsuya versucht herauszufinden, wer hinter den Taten steckt. Er ist gleichzeitig der Hauptverdächtige. Der Leser verfolgt diese Ermittlungen mit unzähligen falschen Fährten und begleitet den jungen Mann durch unterirdische Gänge und Höhlen, wo er nicht nur Gold findet, sondern auch eine mumifizierte Leiche.

    Die Geschichte ist wegen der unübersichtlichen Handlung und der ungeheuren Personenvielfalt nicht leicht zu lesen. Ich habe streckenweise den Überblick verloren. Bedauerlicherweise spielt Privatdetektiv Kosuke Kindaichi keine wesentliche Rolle in der Handlung. Er bleibt eine Nebenfigur. Dennoch hat mir der Roman insgesamt gefallen, und ich habe vor, weitere Titel der Serie zu lesen, wenn auch vielleicht nicht alle 77.

  1. Spannend und bunt!

    Mein Hör-Eindruck:

    Ein junger Mann, Tatsuya, erfährt, dass er der einzige Erbe einer reichen Familie auf dem Lande ist und reist ins Gebirge in das Dorf Acht Gräber, um sein Erbe zu übernehmen. Hinter dem ungewöhnlichen Namen des Dorfes versteckt sich eine blutige und gruselige Geschichte um ermordete Samurais und einen Fluch, den sie über das Dorf verhängt hatten.

    Tatsuya trifft auf ein abgelegenes Dorf, wo seine Familie in einem mächtigen Anwesen residiert. Als Leser bzw. Hörer taucht man ein in die fremde Welt des vorindustriellen ländlichen Japan und lernt die Sitten und Gebräuche dieser Welt kennen. Das Dorf ist geprägt durch traditionelle Sozial- und Besitzstrukturen, die nicht hinterfragt werden und daher unangetastet bleiben. Und es ist geprägt durch religiöse bzw. abergläubische Vorstellungen, durch Vorurteile und Ängste einer einfachen Bevölkerung, die in Zusammenhang mit der legendenhaften Vorgeschichte der Samurais und eines weiteren Massakers stehen.

    Tatsuya gerät nun in eine neue Mordserie, in der er selber bald der Verdächtige ist. Stück für Stück entdeckt er seine eigene grausame Familiengeschichte und die unheilvolle Verflechtung mit den Morden. Bei der Aufdeckung der Morde greift der Autor tief in die Wunderkiste mit märchenhaften Motiven: da gibt es ein geheimnisvolles Amulett, es gibt verrätselte Karten, ein unterirdisches Höhlensystem, Giftkapseln, Familienaltäre, einen vergrabenen Schatz, eine Falltüre, Geheimgänge, versteckte Briefe und so fort – und aus all diesen Zutaten webt der Autor einen bunten und spannenden Roman, bei dem der Leser zusammen mit Tatsuya immer wieder auf falsche Fährten gelockt wird, aber letzten Endes doch den Bösewicht entlarvt. Der schrullige und geniale Ermittler Kosuke Kondaichi taucht erst gegen Schluss auf und fügt die vielen Einzelteile zu einem stimmigen Ergebnis zusammen.

    Bei spannenden Stellen macht es sich der Autor leicht: da greift er in seine Kiste mit den Stereotypen. Da klappern die Zähne, die Haare stehen zu Berge, der Schweiß bricht aus wahlweise im Nacken oder am Rücken, die Zunge ist gelähmt, die Nackenhaare sträuben sich etc. Diese Stereotypen sind Versatzstücke, die in wechselnden Kombinationen verwendet werden, und gerade weil ihre Verwendung so durchsichtig ist, wirken sie eher erheiternd als langweilig.

    Der Sprecher Dennis Moschitto trägt die Geschichte mit einer immer unaufgeregten Stimme vor, die sehr gut zur japanischen Mentalität des Gleichmutes passt. Trotzdem hatte man als Hörer keine Probleme, in Dialogen die verschiedenen Sprecher zu unterscheiden. Moschitto liest zügig und sinnbetont; ein Vergnügen!

    4,5/5*