Chopinhof-Blues: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Chopinhof-Blues: Roman' von Anna Silber
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Chopinhof-Blues: Roman"

Die Geschwister Katja und Tilo verbindet ihre Kindheit im Heim. Nun, als Erwachsene, nagt die Vergangenheit in Form ihrer komplizierten Beziehungen an ihnen. Die Krisenjournalistin Esra bereist die gefährlichsten Orte der Welt in der Hoffnung, mit ihren Reportagen aufzurütteln. Bei ihrem letzten Einsatz in Honduras gerät sie selbst in die Abgründe der alltäglichen Gewalt, die sie nach ihrer Rückkehr nach Berlin nicht loslassen. Und Ádám, ein studierter Philosoph aus Budapest, hat gemeinsam mit seiner Frau Aniko Ungarn verlassen, um in Wien ein besseres Leben zu führen. Doch das entwickelt sich anders, als die beiden es sich vorgestellt haben. Als Ádáms Freund Daniel zu einer Geburtstagsfeier in den Chopinhof, einen schmucklosen Gemeindebau in Wien lädt, treffen alle aufeinander

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:248
Verlag: Picus Verlag
EAN:9783711721174

Rezensionen zu "Chopinhof-Blues: Roman"

  1. Starke Einzelgeschichten ohne überzeugende Zusammenführung

    Es fällt mir ausgesprochen schwer, den Debütroman von Anna Silber zu bewerten. In seiner Struktur folgt „Chopinhof-Blues“ zunächst drei Erzählsträngen, die sich am Ende vereinen, weil die Protagonist:innen anlässlich einer Geburtstagsfeier in Wien aufeinandertreffen.

    Katja hatte eine schwere Kindheit. Von der Mutter massiv vernachlässigt, wuchs sie mit ihrem Bruder Thilo in einem Kinderheim auf. Trotz widriger Umstände bestand sie das Abitur, zog nach Berlin, studierte und fand eine Arbeit im Finanzbereich. Anna Silber beleuchtet vor allem die komplizierte Beziehung Katjas zu ihrem Bruder, aber auch zu ihrer Mutter und ihrem Chef.
    Ádám lebt mit seiner Frau Aniko in Wien. Sie stammen aus Ungarn und verließen gemeinsam Budapest in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch seit einiger Zeit stecken die beiden mitten in einer Beziehungskrise.
    Esra hat als Krisenjournalistin bereits viele gefährliche Orte aufgesucht, unendlich viel Leid gesehen und dokumentiert. Auf ihrem Einsatz in Honduras erlebt sie plötzlich selbst Gewalt. Zutiefst erschüttert kehrt sie nach Berlin zurück und versucht, ihre Erlebnisse einzuordnen und zu verarbeiten. Doch nichts ist wie zuvor.

    Alle Hauptprotagonist:innen wirken auf ihre eigene Art verloren, sind nicht in der Lage das auszusprechen, was notwendig wäre. Es geht um Verantwortung, Schuld, Angst, Zuneigung, Liebe, Familie und Freundschaft. Anna Silber skizziert das alltägliche Leben der sehr unterschiedlichen Protagonist:innen und lässt uns auf eine leise, melancholische Art an ihren Sorgen, Gedanken, Verletzlichkeiten und eingefahrenen Handlungsmustern teilhaben. Durch zahlreiche Dialoge liest sich der Roman leicht und lebendig. Jeder Erzählstrang hat mich bewegt, die Charaktere sind lebendig gezeichnet, die Sorgen, Nöte und Blockaden haben sich beim Lesen gut vermittelt. Ich hadere allerdings mit dem Gesamtkonzept, vor allem mit der Zusammenführung der Erzählstränge. Die Verbindungen der Protagonist:innen sind durchaus vorstellbar, das Aufeinandertreffen auch im Rahmen des Möglichen. Allerdings weiß ich nicht, warum das wichtig für den Roman sein soll. Für Katja scheint am Ende alles auf einen Befreiungsschlag hinauszulaufen. Der Roman endet sehr abrupt und an einem Punkt, an dem ich gerne mehr über die weitere Entwicklung der Charaktere erfahren hätte. Jeder Erzählstrang für sich hätte wunderbar als einzelne Kurzgeschichte funktioniert. Die Zusammenführung fühlt sich nicht rund an, weshalb mich der Roman trotz der gut ausgearbeiteten, interessanten Einzelgeschichten irgendwie unzufrieden zurücklässt.

  1. neue Generationen

    „Chopinhof-Blues“ ist ein Roman, welcher von jungen Menschen erzählt, und ihrem Weg zu ihrem Lebensziel - bzw. ihrer Reise zu ihrem richtigen Weg.
    Wunderbar finde ich, dass so viele verschiedene Dinge im Erzählstrang hineingeflochten werden: von den Orten spielt es hauptsächlich in Wien und Berlin, aber auch von Budapest liest man immer wieder; verschiedene Ethnien sind in die Erzählungen mitaufgenommen; die unterschiedlichsten Hoffnungen miteinander verwoben.
    Zentrum der Erzählung ist aber ein Wiener Gemeindebau.
    Inhaltlich ist die Ausgangsbasis sehr bunt - man hat die Möglichkeit in die neue Generation einzutauchen.
    Mit den Charakteren bin ich jedoch nicht so leicht warm geworden - auch der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Das Buch hätte noch mehr Potential gehabt, welches leider nicht vollkommen ausgeschöpft werden konnte. Aber inhaltlich hat mich der Roman auf jeden Fall überzeugt. Aber inhaltlich hat mich der Roman auf jeden Fall überzeugt.

  1. Blues in pastell

    Gleich vor Beginn des Lesens habe ich mich erst einmal kundig gemacht, was, wie und wo der Chopinhof ist. Dabei handelt es sich um Gemeindewohnungen der Stadt Wien, vergleichbar mit Sozialwohnungen vermutlich.
    Dabei ist erst einmal sehr ungewöhnlich die Farbgebung des Covers. Das einzig realistisch colorierte ist der grüne Mittelpunkt, der Park , bzw der Wald, der zwischen den Hochhäusern zu wachsen scheint.
    Der Titel ist genauso ambivalent, was hätte Chopin mit Blues am Hut gehabt.
    Nun zum Inhalt. Geschichten verschiedener Lebenswege, die sich an einem Ort kreuzen ist ein Szenario, das oft in Büchern verwendet wird. Meist treffen sich die Lebensstränge in einem Hotel oder kreuzen sich ganz zufällig. Hier ist es ein Kindergeburtstag. In den Geschwistern Katja und Tilo, ehemaligen Heimkindern, Esra, der weltgewandten Journalistin und dem emigrierten Philosophen Adam nebst Frau sind nur die Hauptstränge der Lebenswege vertreten. Unterschiedlicher könnten Herkunft, Bildungshintergrund und Lebensziele kaum sein.
    Das Buch liest sich flüssig, es hat jetzt für mich keine Highlights, eher Stringenz. Ich wünschte mir ein anderes Ende, wie ein eintauchen in das Grün des Covers vielleicht, aber das Buch hat doch eher etwas von einem Blues der eigentlich nichts anderes als eine melancholische musikalische Erzählform ist.