Bald sind wir wieder zu Hause

Buchseite und Rezensionen zu 'Bald sind wir wieder zu Hause' von Jessica Bab Bonde
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Bald sind wir wieder zu Hause"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:108
Verlag:
EAN:9783966581783

Rezensionen zu "Bald sind wir wieder zu Hause"

  1. Nie vergessen

    Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth: Sie waren Kinder, als die Nationalsozialisten mit ihrer unmenschlichen Vernichtungsstrategie gegen die jüdische Bevölkerung vorgingen.

    Die Autorin Jessica Bab Bonde und der schwedische Zeichner Peter Bergting haben anhand der Kindheitserinnerungen dieser sechs Überlebenden den Comic „Bald sind wir wieder zuhause“ gestaltet. Das Medium ist prädestiniert für die junge Generation und richtet sich in kindgerechter Sprache und mit schlichten, aber eindrucksvollen Bildern auch an diese. Jüngere Kinder sollten dieses Buch jedenfalls unter Begleitung von Erwachsenen lesen.

    Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth waren ganz normale Kinder, mit einer Familie - Eltern, Großeltern, Geschwistern – mit Freunden, einem Zuhause. Sie haben die Schule besucht und gespielt wie alle Kinder. Bis eines Tages andere Menschen kamen, denen ihr Leben nichts wert war. Die sie und ihre Familie aus ihrem Heim vertrieben, in Lager verschleppte, sie zur Arbeit zwangen, selektierten und tausend und abertausende Menschen töteten.

    Der Kindheit, der Familie, dem Zuhause beraubt haben Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth überlebt. Es sind wichtige Zeitzeugen, von denen es immer weniger gibt, und die mit ihren Berichten dazu mithelfen, dass ihre Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Auch wenn nichts und niemand diesen Menschen zurückgeben kann, was sie verloren haben, behielten Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth ihren Lebensmut, konnten eigene Familien gründen und tragen aktiv dazu bei, die Geschichte, wach zu halten.

    Gerade heute am 9. November jährt sich der Tag der Novemberpogrome zum 82. Mal, gerade jetzt, wo Rassismus, Ausgrenzung, nationalistisches und rechtsradikales Denken wieder Fuß fasst, ist es umso wichtiger auch junge Menschen und die Generation längst Nachgeborener immer und immer wieder zu erinnern.

    Dieses Buch leistet einen wertvollen Beitrag dazu, dass die Shoah niemals vergessen werden darf!

  1. Die Zukunft liegt in deiner Hand

    "Überleben kann eine Bürde sein, wie ich von Überlebenden weiß. Denn der Schrecken hörte mit dem Ende der Gewaltherrschaft und der Befreiung aus den Konzentrationslagern nicht auf." (Martin Schulz)
    Nachdem in letzter Zeit erneut der Antisemitismus und der Rechtsextremismus wieder zunimmt, ist es wichtiger den je das wir die Geschichte des Holocaust immer wieder ins Gedächtnis rufen. Dieser Horror der über 6 Millionen Menschen das Leben gekostet und viele Familien vollkommen ausgelöscht hat, darf sich nie wieder wiederholen. In "Bald sind wir wieder zu Hause" schildern sechs Überlebende auf Basis eines Interviews ihre Erlebnisse. Ob es die Trennung von der Familie, das Berauben ihrer Menschenwürde, wenn sie sich nackt vor die Soldaten stellen musste oder die Haare abrasiert wurden. Ob es die Angst war, die sie in den Gettos durchleben mussten. Sie litten entsetzlichen Hunger, der ihre Körper ausgemergelt hat, sodass sie kaum mehr Laufen geschweige den arbeiten konnten. Zudem mussten sie mitansehen, wie ihre Angehörigen in den Gaskammern in den Tod liefen, um anschließend in Rauch aufzugehen. Ich denke, so was kann man nicht verstehen, wenn man es nicht selbst gesehen oder miterlebt hat. Trotz allem möchte uns dieses Buch einen Einblick geben in die Grausamkeiten dieser persönlichen Erlebnisse. Damit ältere Kinder und Teenager diese Geschichte verstehen können, wurde hier dieses beeindruckende Graphic Novel ausgearbeitet. Mit eindrucksvollen Bildern die, die Tragweite dieser Erlebnisse in Kürze aufzeigt. Am meisten hat mich die Darstellung Mengeles beeindruckt und erschreckt. Halb Totenkopf, halb Gesicht, zeigt die Karikatur, wie grausam dieser Mensch war und wie er über Leben und Tod entscheiden konnte. Alles in allem sind die Bilder recht düster. Jedoch wie soll man eine solche Zeit auch hell gestalten, wenn sie nun einmal düster und grausam war? Die sechs Geschichten handeln von:
    Tolek (später Tobias) aus Lodz ist, der nur überlebte, weil seine Eltern ihn älter machten und er dadurch ins Arbeitslager und nicht in die Gaskammer kam. Livia, die dank ihrer Schwester Hédi und der Cousine das KZ überlebt hat. Selma, die schon vor ihrer Deportation den Bruder verliert, als er anderen Juden helfen möchte und dabei erschossen wird. Susanna und ihre Familie hatten Glück, das sie sehr lange zusammenbleiben konnten. Erst die Arbeit auf einem Bauernhof, jedoch die Deportation nach Bergen-Belsen mit den Strapazen und dem Hunger haben beide Eltern nicht überlebt. Selbst Susanna musste noch nach der Befreiung noch um ihr Leben kämpfen. Emerich musste fünf Konzentrationslager durchleben, um dann wie durch ein Wunder zu erfahren, dass seine Schwester lebt. Elisabeths Geschichte dagegen ist recht kurz und prägnant. Emotional hat mich dieses Buch nicht so stark ergriffen, wie andere Berichte die ich bisher gelesen habe, sicherlich da es zu kurze Geschichten waren. Trotzdem finde ich es ein bemerkenswertes Buch, das den geschichtlichen Hintergrund gerade durch die ausdrucksvollen Bilder noch drastischer darstellt. Von daher könnte es gut für den Geschichtsunterricht geeignet sein. Durch die einfachen Texte von Jessica Bab Bonde sind sie sehr verständlich. Wie das schöne Cover sind auch die anderen Bilder von Peter Bergting sehr ausdrucksvoller und anschaulicher für den Leser gestaltet. Beeindruckt hat mich außerdem, die informative Zeittafel und das Glossar am Ende des Buchs. Ebenso die Karte im Innenteil des Covers, mit der Ländereinteilung, den Heimatorten der sechs Überlebenden und den Konzentrationslagern, in denen sie damals gewesen sind. Für mich ein eindrucksvoller Comic für junge Menschen, mit der Botschaft des nicht Vergessens, dem ich gerne 5 von 5 Sterne gebe.