Anderer Leute Leichen

Buchseite und Rezensionen zu 'Anderer Leute Leichen' von Jutta Wannenmacher
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Inhaltsangabe zu "Anderer Leute Leichen"

Format:Taschenbuch
Seiten:144
EAN:9783499424366

Rezensionen zu "Anderer Leute Leichen"

  1. Gelungenes Frühwerk von MacDonald mit hartgesottenem Lew Archer

    Gelungenes Frühwerk von MacDonald mit hartgesottenem Lew Archer
    Ross MacDonald, eigentlich Kenneth Millar, der nicht mit seiner erfolgreichen Frau und Krimiautorin verwechselt werden wollte, erschuf mit Lew Archer einen Prototypen des ausgekochten Privatdetektivs, der in die Fußstapfen eines Philip Marlowe trat. "Find a Victim" oder ins Deutsche mit dem Titel "Anderer Leute Leichen" verlegt, handelt von einem filmreifen Bühnenstück, in dem Archer das Opfer vor die Füßen bzw. die Reifen seines Fahrzeugs fällt. Schnell stellt sich heraus, dass der lebensgefährlich verletzte und bald darauf verstorbene Anhalter von jemandem umgebracht wurde. Die Schlinge um den oder die Täter zieht sich immer enger, während Archer die Familie des Arbeitgebers und der Freundin sowie das Beziehungsgeflecht des Sheriffs unter die Lupe nimmt. Dabei gerät Archer selbst in lebensbedrohliche Situationen der halbseidenen Gesellschaft einer Amerikanischen Westküste Mitte des 20. Jahrhunderts. Am Ende zählt er zwei Mal drei Leichen und kann die Lösung des Falls für sich verbuchen.

    Meisterhaft arbeitet MacDonald mit metaphorischen Sätzen wie "Der Summer öffnete mir die Tür, und ich stieg über gummibelegte Stufen in die Anonymität des Apartmenthauses hinauf. Auf dem Treppenabsatz brannte eine Wandlampe. Mein Schatten ging die Wände hoch und brach sich am Geländer das Genick." und "Als ich die Stadt verließ, flammten die ersten Lichter auf. Im Zwielicht hockten die Berge vor dem hellgrünen Horizont wie gewaltige vermummte Marktweiber. Am Saum der sinkenden Nacht funkelten die ersten Sterne." Solche Sätze sind tatsächlich Sternstunden des literarischen Kunsthandwerks. Die Story ist durchweg spannend und muss im Lichte der damaligen Zeit betrachtet werden. Was damals skandalös war, ist heute kaum anstößig. Dennoch fängt der Roman die Stimmung ein, wenn Archer sich durch die feinen Kreise oder das piefige Rotlichtmilieu schlägt. Im Gegensatz zu seinen späteren Fällen hält MacDonald es hier noch recht einfach und opfert den gehobenen Schreibstil einer simplen Spannungskurve, die den Leser aber bei Laune hält. Vieles wirkt aus heutiger Sicht antiquiert, aber dennoch sind die Figuren sehr lebendig gestaltet, die Landschaft vortrefflich geschildert und die Lösung aufschlussreich. Insgesamt also ein gelungener Krimi alter Schule. Wenn man die Art Krimis mag - was will man mehr?