Judith Hermann (* 15. Mai 1970 in Berlin) ist eine deutsche Schriftstellerin.
Judith Hermann wurde 1970 in Berlin-Tempelhof geboren. Sie begann ein Germanistik- und Philosophie-Studium mit der Absicht, als Journalistin zu arbeiten. Sie brach dieses ab und entschied sich für ein Praktikum in New York. Zuvor besuchte sie die Berliner Journalistenschule. 1997 nahm sie an der Autorenwerkstatt Prosa im Literarischen Colloquium Berlin teil; im selben Jahr erhielt sie das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste in Berlin. In Amerika schrieb sie ihre ersten literarischen Texte und entdeckte bald die Kurzgeschichte als ihr liebstes Genre. 1998 veröffentlichte sie schließlich ihren ersten Prosaband Sommerhaus, später.
Nach ihrem ersten Erfolg verstrichen mehrere Jahre, in denen sie – nach eigener Aussage – lernen musste, mit dem Druck umzugehen, der durch Verlage, Medien und Öffentlichkeit auf sie ausgeübt wurde. 2003 folgte der zweite Erzählungsband Nichts als Gespenster. 2014 wurde mit Aller Liebe Anfang Hermanns erster Roman publiziert.
Judith Hermanns Werke wurden unter anderem ins Chinesische, Dänische, Englische, Französische, Griechische, Isländische, Italienische, Japanische, Lettische, Niederländische, Norwegische, Persische, Polnische, Russische, Schwedische, Serbokroatische, Slowenische, Spanische, Tschechische, Türkische und Ukrainische übersetzt.
Sie ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
Hermann gelang der literarische Durchbruch mit ihrem ersten Buch, dem Erzählungsband Sommerhaus, später. Gelobt wurden von der Kritik ihre in kurzen Sätzen gehaltenen, trotzdem unschlüssig bleibenden Schilderungen alltäglicher und scheinbar alltäglicher Begebenheiten. Hermann skizziert in ihren melancholisch gefärbten kurzen Erzählungen die Stimmungen der Personen und die feinen Nuancen in wenigen Worten. Beeinflusst ist Hermann dabei von Raymond Carver, auf den sie sich in Interviews und Preisreden auch immer wieder bezogen hat.
Sommerhaus, später wurde von der Kritik meist positiv aufgenommen. Vor allem zeigte sie sich davon begeistert, dass es Hermann gelang, in ihren Erzählungen das Lebensgefühl ihrer Generation, der Ende der 1990er in Berlin lebenden Künstler-Studenten-Arbeitslosen-Bohème, darzustellen. Für Hellmuth Karasek verkörpern Hermanns Erzählungen den „Sound einer neuen Generation“. Neben diesem Generationen-Effekt wurde ebenfalls konstatiert, dass Hermann eine Schriftstellerin sei, die Frauen aus ihrer Welt heraus erzählen lasse, ohne dass dies als emanzipatorische oder gender-kämpferische Literatur verstanden werde. Hermann wurde zur Galionsfigur einer „Fräuleinwunder“-Literatur gemacht, zu der auch Erzählerinnen wie Jenny Erpenbeck, Felicitas Hoppe, Zoë Jenny, Juli Zeh oder Julia Franck gezählt wurden.