Inhaltsangabe zu "Die Mallorca-Therapie"
Eigentlich will Jo, seines Zeichens berühmter Sport-Therapeut, eine lange Auszeit antreten. Doch es kommt anders, als er genötigt wird, eine Tochter aus reichem Hause zu therapieren - und zwar auf Mallorca. Da dieses Setting ja durchaus seine Reize hat, verschiebt Jo seine Reise nach Island um einen Monat und lässt sich auf diese ungewöhnliche Privattherapie ein. Hätte er geahnt, dass ihn auf der Insel nicht nur ein verwöhntes Töchterchen erwartet, sondern auch eine unsympathische Künstlerin sowie zahlreiche amouröse Verwicklungen, wäre er vielleicht doch lieber in den kühlen Norden abgedampft...
Buchgedanken zur Mallorca-Therapie
Inhalt: ♥♥♥♥♥/♥♥♥♥♥
Jo Fechtmeister, Deutschlands bekanntester Psychologe, verdankt seinem — mehr oder weniger — Freund einen Fall: Er soll das Töchterchen eines wohlhabenden Geschäftsmannes theraphieren. Eigentlich wollte er jedoch ein Sabbatjahr, angefangen auf Island, machen, um seine Scheidung zu verarbeiten. Aber er nimmt den Fall an und verschiebt seine Auszeit um einen Monat. Das ist die Frist, die ihm der Geschäftsmann gesetzt hat.
Die Story ist an keinem Punkt vorhersehbar und auch, wenn ich etwas länger dafür gebraucht habe, ist es keinesfalls kurzweilig.
Cover und Titel: ♥/♥♥♥♥♥
Ganz ehrlich? Das Cover und der Titel haben mich davon abgeschreckt, dieses Buch zu lesen. Der Titel passt zwar, weckt aber in mir keinerlei Neugier. In Kombination mit dem Cover hat das Buch für mich den Eindruck erweckt, als wolle eine Frau sich selbst auf Mallorca therapieren. Daher nur ein Herzchen.
Die Figuren: ♥♥♥♥/♥♥♥♥♥
Die drei Hauptfiguren sind schön und vielschichtig gezeichnet. Leider schlägt eine Figur am Ende eine Wendung ein, die ich nicht erwartet hatte und mich ein wenig traurig gemacht hat. Trotzdem hat jede Figur seine eigenen Probleme, die nicht immer direkt ans Tageslicht gelangen. Dadurch wird auch die Handlung nicht vorhersehbar. Ein dicker Pluspunkt also ;)
Meine Lieblingsfigur: Leuchtmann
Ich musste gerade seinen Vornamen nachschlagen: Ingo Leuchtmann, ist wirklich eine herrliche Figur. Er ist in der Villa Brand angestellt und begleitet die drei Hauptpersonen bei Ausflügen über die Insel. Dabei weiß er so manch kurriose Geschichte zu erzählen.
Meine Lieblingstextstellen:
“Der gesamte Untergrund, auf dem wir hier stehen, ist ausgehölt.” “Nicht wahr!”, rief Elouise aus. “Ich schwöre es.” Leuchtmann zeigte mit beiden Zeigefingern auf den Kanaldeckel, auf dem er stand. “Denn diese Häuser sind mit Steinen errichtet worden, die direkt dem Untergrund entnommen wurden. Warum? Weil den Juden und ihren bekehrten Nachfahren nicht erlaubt war, außerhalb von Palma Land zu erwerben und Steinbrüche zu betreiben. Die normale Bevölkerung verkaufte die Steine an die Juden dermaßen teuer, dass diese zur Selbsthilfe griffen und praktisch den gesamten Stadtkern aushöhlten. Die Schikane gegen die Juden wurde damit zum Bumerang, denn nicht nur holten die nun den Stein heimlich und vollkommen gratis aus dem Boden, sondern sie schufen damit auch unterirdische Hohlräume, in denen sie ihr jüdisches Doppelleben weiterführten, während sie oben ihren Nachbarn eine katholische Komödie vorspielten. Wir stehen hier”, Leuchtmanns Stimme wurde rau vor Emotion, “direkt über der einzigen unterirdischen Synagogenstadt der Welt.” — S. 202-203
Sybille Steinweber war die kleinste Hochspringerin Deutschlands, die es je zur Staatsmeisterin brachte. Doch bevor sie den Meistertitel und danach mehrere Medaillen bei internationalen Meetings und einer Europameisterschaft holte, verfiel sie in eine Depression, die beinahe ihre Karriere beendete. “Und wie, glaubst du, habe ich Sybille buchstäblich wieder hochgebracht?” “Mit Psychologiiiiiie!”, rief Conny aus und reckte ihre Faust durch das geöffnete Seitenfenster. “Eben nicht”, erwiederte Jo [...] “Wie dann?”, fragte Conny. “Bist du auch Hochsprungtrainer?” “Quatsch. Natürlich wurde ich als Psychologe hinzugezogen, aber erst nachdem alle Behandlungsmethoden wirkungslos verpufft waren. Sybille hatte sieben Kilo zugenommen und sah den ganzen Tag nur noch fern. Ihr Trainer jagte die Psychologen, Psychotherapeuten und Psychoesoteriker, die sich vor mir an die Behandlung rantrauten, nach wenigen Wochen davon. Alles wurde an Sybille ausporbiert [...] Nichts wirkte. Was also tat der Trainer, der übrigens im Nebenberuf der Vater der heruntergekommenen Hochspringerin war? [...] Ich habe sie also bequatscht und fragte mich: Welche Blockaden waren im Hirn aktiv? Sie wollte von mir nichts wissen, weil sie müde von den Therapien war [...] Am fünften Tag dachte ich: Lassen wir Kindheitstraumata und all den Psychokram beiseite und packen wir die Sache von der technischen Seite her an. Lassen wir sie über den Bewegunsablaub beim Hochsprung reden. [...] Und sie redete. Mein Gott, wie sie redete. [...] Also fragte ich sie, ob sie in der Phase der Verschlechterung oder den Monaten oder meinetwegen Jahren davor eine einschneidende Veränderung in ihrer Technik vorgenommen hatte. Sie sagte Nein. [...] Dann erinnerte ich mich an ihre Schilderung eines gelegentlich wiederkehrenden Albtraumes. Dabei wird ihr rechter Fuß, der ihr Sprungfuß ist, in allen möglichen Situationen zertrümmert, zermalmt, abgesprengt … furchtbar. An diesem Traum haben sich alle meine Vorgänger in eine Sackgasse therapiert. [...] Ich hab mit dem Trainer gesprochen. Nein, gesprochen ist schwach ausgedrückt. Ich habe ihn regelrecht verhört. Fast wie bei der Kriminalpolizei [...] Ergebnis: Der Trainer verstand die Welt nicht mehr, denn endlich hatte er Sybilles Sprungtechnik vervollkommnet, das heißt, ihr eine technische Unreinheit im Absprung ausgetrieben, die sie angeblich Hubkraft und somit einige Zentimeter Sprunghöhe kosteten. [...] Wir kamen überein, ihren Sprungfuß von einem Physiker und einem Anatomen gemeinsam analysieren zu lassen. Ergebnis: Die Unreinheit in ihrer Absprungtechnik war in Wahrheit ein Trick, den sich ihr Körper ausgedacht hatte, um auf eine Anomalie ihres Fußes zu reagieren[...]” — S. 243-246
Das ist zwar eine ziemlich lange Textstelle, jedoch eine, die verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass jeder die Dinge, die er liebt, auf seine eigene Art machen sollte ;)
Erwartungen und Ergebnis: ♥♥♥♥/♥♥♥♥♥
An dieses Buch hatte ich praktisch keine Erwartungen. Es wurde mir empfohlen, also habe ich angefangen, es halbherzig zu lesen. Jedoch gefiel mir das Buch immer besser.
Fazit: Das Buch bekommt von mir dreieinhalb, also aufgerundet doch ♥♥♥♥/♥♥♥♥♥ (4/5 Herzchen)