Die Autorin versetzt ihre Leser in das Buchenheimer Tal, eines der isolierten Bergtäler der nördlichen Alpen, in denen sich die Sprachgruppen der Ladiner bis heute erhalten konnte. Es ist der Autorin ein sichtbares Anliegen, nicht nur ein Zeitzeugnis zu erstellen, sondern v. a. auch die Kultur der Ladiner in diesem Buch zu verewigen. So flicht sie ein ladinisches Kinderlied in ihren Text ein, und man erfährt einiges über die Mythologie des ladinischen Raumes.
Im Mittelpunkt steht aber der Weg der Maddalena Decassian, die sich aus der Enge und Aussichtslosigkeit einer streng patriarchalisch geprägten Gesellschaft aus eigener Kraft lösen kann. Das Leben im Buchenheimer Tal, in das Maddalena hineingeboren wird, ist geprägt von täglicher harter körperlicher Arbeit, von Entbehrungen, Kargheit, Armut und ständigem Hunger. Aber auch von Kirchenhörigkeit und Kinderreichtum, sodass die Ankunft eines Neugeborenen oft dazu führt, dass eines der älteren Kinder weggegeben werden muss. Das Leben der Frauen ist, so die Autorin grundsätzlich fremdbestimmt durch Mann bzw. Ehemann; der Wert einer Frau bemisst sich in ihrer Arbeitskraft, und sie ist Übergriffen jedweder Art hilf- und rechtlos ausgesetzt. Hier und auch an anderen Stellen setzt die Autorin auf kräftige schwarz-weiße Kontraste; ein differenzierteres Bild hätte mir besser gefallen.
Maddalena hatte sich eine Ausbildung zur Hebamme am Klinikum Innsbruck erkämpft und wandert nun, viele Jahre später dorthin zurück. Auf diesem Weg erfahren wir Stück ihr Stück ihre Lebensgeschichte. Sehr schön und geschmeidig gelingt es der Autorin aber, Maddalenas Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden, bis sich die beiden Zeitebenen schließlich verbinden und der eigentliche Sinn der Wanderung deutlich wird. Zugleich nutzt die Autorin die Gelegenheit, die Entmündigung der Frauen durch eine männlich dominierte Medizin oder auch, sehr deutlich, die oft prekäre Lage der weggegebenen Kinder darzustellen.
Die Geschichte der Maddalena fließt ruhig vor sich hin, so wie sie beim Wandern ihre Füße bedächtig einen vor den anderen setzt. Die Liebe der Autorin zu ihrer Herkunft zeigt sich nicht nur in den ladinischen Zitaten, sondern auch in den schönen Naturbeschreibungen des Buchenheimer Tals und der Dolomiten. Es bleibt allerdings unklar, wieso der Schriftsatz auf die üblichen Kennzeichen der wörtlichen Rede verzichtet und damit den Lesefluss immer wieder erschwert bzw. unterbricht.
Ein ladinisches Glossar beschließt den Text. Ein kleiner Ausblick auf das Leben der historischen Maddalena hätte den Roman sehr schön abgerundet!
Ein ladinisches Leben um 1900
Die Autorin versetzt ihre Leser in das Buchenheimer Tal, eines der isolierten Bergtäler der nördlichen Alpen, in denen sich die Sprachgruppen der Ladiner bis heute erhalten konnte. Es ist der Autorin ein sichtbares Anliegen, nicht nur ein Zeitzeugnis zu erstellen, sondern v. a. auch die Kultur der Ladiner in diesem Buch zu verewigen. So flicht sie ein ladinisches Kinderlied in ihren Text ein, und man erfährt einiges über die Mythologie des ladinischen Raumes.
Im Mittelpunkt steht aber der Weg der Maddalena Decassian, die sich aus der Enge und Aussichtslosigkeit einer streng patriarchalisch geprägten Gesellschaft aus eigener Kraft lösen kann. Das Leben im Buchenheimer Tal, in das Maddalena hineingeboren wird, ist geprägt von täglicher harter körperlicher Arbeit, von Entbehrungen, Kargheit, Armut und ständigem Hunger. Aber auch von Kirchenhörigkeit und Kinderreichtum, sodass die Ankunft eines Neugeborenen oft dazu führt, dass eines der älteren Kinder weggegeben werden muss. Das Leben der Frauen ist, so die Autorin grundsätzlich fremdbestimmt durch Mann bzw. Ehemann; der Wert einer Frau bemisst sich in ihrer Arbeitskraft, und sie ist Übergriffen jedweder Art hilf- und rechtlos ausgesetzt. Hier und auch an anderen Stellen setzt die Autorin auf kräftige schwarz-weiße Kontraste; ein differenzierteres Bild hätte mir besser gefallen.
Maddalena hatte sich eine Ausbildung zur Hebamme am Klinikum Innsbruck erkämpft und wandert nun, viele Jahre später dorthin zurück. Auf diesem Weg erfahren wir Stück ihr Stück ihre Lebensgeschichte. Sehr schön und geschmeidig gelingt es der Autorin aber, Maddalenas Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden, bis sich die beiden Zeitebenen schließlich verbinden und der eigentliche Sinn der Wanderung deutlich wird. Zugleich nutzt die Autorin die Gelegenheit, die Entmündigung der Frauen durch eine männlich dominierte Medizin oder auch, sehr deutlich, die oft prekäre Lage der weggegebenen Kinder darzustellen.
Die Geschichte der Maddalena fließt ruhig vor sich hin, so wie sie beim Wandern ihre Füße bedächtig einen vor den anderen setzt. Die Liebe der Autorin zu ihrer Herkunft zeigt sich nicht nur in den ladinischen Zitaten, sondern auch in den schönen Naturbeschreibungen des Buchenheimer Tals und der Dolomiten. Es bleibt allerdings unklar, wieso der Schriftsatz auf die üblichen Kennzeichen der wörtlichen Rede verzichtet und damit den Lesefluss immer wieder erschwert bzw. unterbricht.
Ein ladinisches Glossar beschließt den Text. Ein kleiner Ausblick auf das Leben der historischen Maddalena hätte den Roman sehr schön abgerundet!