La Louisiane

Buchseite und Rezensionen zu 'La Louisiane' von Julia Malye
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4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "La Louisiane"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:528
EAN:9783989410121

Rezensionen zu "La Louisiane"

  1. enttäuschend

    Dieses Buch war leider eine große Enttäuschung für mich, ich konnte es nur mit Mühe und viel gutem Willen bis zur Hälfte lesen. Ich hoffe, dass es viele Leser mit einer anderen Sichtweise gibt, denen das Buch gefällt, denn die Autorin Julia Malye hat sehr viel Mühe für ihr Werk aufgewendet. "Sie recherchierte zehn Jahre für La Louisiane und schrieb den Roman zwei Mal:
    erst auf Englisch und dann noch einmal auf Französisch." Es wäre senchade, wenn sich diese enorme Arbeit nicht auszahlen würde. Sie unterrichtet Kreatives Schreiben an der State University sowie an der Universität La Sorbonne Nouvelle und Sciences Po Paris. Trotz dieser guten Voraussetzungen konnte mich ihr Buch nicht in seinen Bann ziehen, weshalb das so ist, kann ich gar nicht recht definieren, weil das Thema an sich, viel Stoff für einen großen Wurf bietet. Eine Deutschlehrerin sagte einmal zu mir, dass man spätestens nach fünzig Seiten eines Buches darin sein sollte, einen eine gewisse Spannung gepackt haben sollte. Dieses Buch habe ich bis S.168
    gelesen.

  1. Bewegendes Historienepos mit herausragenden Charakteren

    Paris, 1720. Marguérite muss sich entscheiden. 92 Frauennamen muss die Leiterin des Hospitals La Salpêtrière auf die Liste schreiben, die über das weitere Schicksal ihrer Schützlinge bestimmt. Hier, in diesem Sammelbecken von Waisenkindern, Gefangenen, psychisch Kranken und weiteren gesellschaftlichen Außenseiterinnen. 92 Frauen, "Freiwillige", die in Kürze eine mehrmonatige Reise über den Ozean antreten müssen. Ihr Ziel: die französische Kolonie La Louisiane, deren Fortbestand aufgrund fehlenden Nachwuchses ansonsten nicht gewährleistet wäre...

    "La Louisiane" ist der neue Roman von Julia Malye, der in der Übersetzung aus dem Französischen von Sina de Malafosse beim neuen Gutkind Verlag erschienen ist. Malye, die ihren ersten Roman im Alter von 15 Jahren veröffentlichte, erscheint damit erstmals auf Deutsch. Für "La Louisiane", den sie auf Englisch und Französisch schrieb, recherchierte sie sage und schreibe zehn Jahre. Eine Arbeit, die dem Roman von vorn bis hinten anzumerken ist, denn "La Louisiane" ist ein mehr als 520 Seiten starkes Epos geworden, das nicht nur mit historischen Details glänzt, sondern auch mit einer plastisch-poetischen Sprache und herausragenden Frauenfiguren.

    Und so verwundert es auch nicht, dass der französische Artikel "La" im Titel so präsent ist, denn "La Louisiane" zeichnet sich vor allem durch unbändige weibliche Energie aus. Im Mittelpunkt stehen die drei Protagonistinnen Geneviève, eine homosexuelle "Engelmacherin", die zu Beginn zwölfjährige Waisin Charlotte und die naive und durch ein Muttermal entstellte Pétronille. Über 14 Jahre begleiten die Leser:innen diese Hauptfiguren durch wenig Freud und viel Leid, und es ist erstaunlich, wie viel Tiefe Julia Malye ihnen schenkt. Die Ängste und Sorgen der Mädchen und Frauen müssen dabei gar nicht explizit ausgesprochen werden, es reichen Gesten und Andeutungen.

    Sprachlich stark sind die Beschreibungen der Schauplätze und der Naturphänomene, die diese begleiten. Seien es die peitschenden Stürme auf der Überfahrt nach La Louisiane, seien es die Geräusche und Gerüche in der überdimensionierten Salpêtrière oder später die Sümpfe in La Louisiane - Julia Malye schreibt so plastisch, dass man als Leser:in eine unmittelbare Vorstellung der Settings erhält und diese fast zu riechen oder hören scheint. Hoch anzurechnen ist der Autorin zudem, dass sie mit "La Louisiane" eine fast vergessene Episode der französischen Geschichte zum Leben erweckt. Unglaublich scheint es aus heutiger Sicht, dass Frauen und Mädchen - überwiegend gegen ihren Willen - auf einen meilenweit entfernten Kontinent verschifft werden konnten, ohne zu wissen, was sie dort erwartet. Und natürlich ohne ein wirkliches Mitspracherecht in Bezug auf ihre auserwählten Bräutigame zu haben.

    Tatsächlich ist "La Louisiane" weit mehr als ein gewöhnlicher "Historien-Schmöker". Wer dies erwartet, dürfte vielleicht enttäuscht sein. Dafür ist Malyes Sprache zu literarisch, das Erzähltempo zu langsam, dafür sind die Beschreibungen zu kleinteilig. Vielmehr verbindet der Roman viele Themen, die nicht an Aktualität verloren haben. Ob Heimat oder Sprache, ob queere Liebe oder Feminismus, ob Kolonialismus oder Rassismus - mit Sensibilität und sprachlicher Eleganz verknüpft Julia Malye all dies zu diesen mächtigen Epos, das "La Louisiane" letztlich geworden ist.

    Am Ende unbedingt hervorzuheben ist noch das zehnte Kapitel, das in dem Roman eine bemerkenswerte Sonderstellung einnimmt. Es ist nach dem Auftaktkapitel das einzige, das nicht aus der Perspektive einer der drei Hauptfiguren erzählt wird, sondern aus Sicht der indigenen Jugendlichen Utu'wv Ecoko'nesel. Das Mädchen soll Pétronille Kenntnisse über die heilenden Kräfte der Pflanzen vermitteln und gerät dabei in mehrere Konflikte, denen Julia Malye mit herausragender Empathie begegnet. Das Kapitel ist sowohl auf der Spannungsskala als auch in Sachen Emotionalität der unbestrittene Höhepunkt eines insgesamt begeisternden Historischen Romans.

  1. Fakten und Fiktion über das französische Louisiane zu Beginn des

    In drei Teilen geht es um Frauen, die nach Louisiane geschickt wurden als Bräute, an Bord von Schiffen wie La Baleine, Der Pelikan vor jedem Romanabschnitt ist das Symboltier Louisianes, heute auch bekannt als »Pelican State«. Die Szenerie spielt zunächst in Paris, 1720. Im Hôpital de la Salpêtrière verbringt Marguerite Pancatelin 54 Jahre als Leiterin wie ein Gefängnis in der Größe einer Stadt, die Bleibe der Armen, Kranken und Waisen. Auf Geheiß von Gouverneur Bienville in Louisiane erstellt sie eine Liste von etwa neunzig Frauen, zukünftigen fähigen Müttern für diese französische Kolonie am Missisippi. Vier Frauen und ihre Lebensgeschichte folgen: Geneviève Menu, 22, Engelmacherin, in Isolationshaft
    Pétronille Béranger, junge Aristokratin, mit Hautfleck im Gesicht Charlotte 5. Waisenkind mit Freundin Étiennette Janson, 9, auf der Suche nach ihrer Schwester Marceline Unter der Aufsicht von Nonnen treten sie die wochenlange Reise über Lorient zum Atlantischen Ozean an, gefolgt von einem Halt in Saint-Domingue (Haiti) und einem Piratenüberfall.
    In Teil Zwei erfolgt das baldige Übersetzen aufs Festland nach Biloxi und ihrer Ankunft in einem Lagerhaus, wo sie zügig verheiratet werden mit Étiennette als Erste. Von Krankheit und Hunger bedroht folgen die Frauen ihren Ehemännern nach Fort Saint-Pierre, Fort Rosalie/ Natchez, Nouvelle-Orléans, Land der Illinois, Prairie du Rocher, Mobile. Man erfährt einiges über die Konflikte zwischen den Natchez und Gouverneur Bienville, auch über die Illinois und ihre kulturellen Riten und Gebräuche. Nouvelle-Orléans, einem Moor am Fluss, wird von einem Sturm hinweggefegt, begleitet von gewaltigen Überschwemmungen.
    Im dritten Teil geht es in Zeitsprüngen um Charlotte in Nouvelle-Orléans als neunzehnjährige Witwe, die ins Ursulinenkloster wechselt und dort Lesen und Rechnen lernt. Das Wirken der katholischen Kirche um 1727 wird vorgestellt. Die Lebensbedingungen von Afrikanern auf den Tabakplantagen, von der Compagnie des Indes versklavt, werden tangiert. Der Code Noir, von Gouverneur Bienville hier verabschiedet, wird leider nur punktuell angerissen. 1729 befreundet sich Pétronille mit Utu’wv Ecoko’nesel, einer Indianerin, die ihr vieles beibringt, was sie über Pflanzen und ihre heilenden Kräfte weiß, in der Hoffnung, die Spannungen zwischen ihrem Indianerstamm und den Franzosen abzubauen. Sie und ihre zwei Kinder werden von der Indianerin vor dem Massaker der Natchez auf die benachbarten Franzosen gerettet. Daraufhin lebt sie bei Geneviève in Nouvelle-Orléans, in unruhigen Zeiten unter dem königlichen Dekret, Ländereien der Compagnie des Indes an den König zurück zu geben. Geneviève, mittlerweile 36, mit geerbter Indigofärberei nach dem Tod ihres dritten Ehemannes, überfordert bei fünf Kindern, lebt 1734 zusammen mit Charlotte als Lehrerin. Nur Pétronille weiß von ihrer Seidenraupenzucht. Ihre Indigofärberei existiert nicht mehr nach einem Orkan. Daher wird Geneviève nicht weiterhin von Monsieur Rachard und der Berater des Gouverneurs bedrängt, erneut zu heiraten. Nun ist sie endlich frei in ihren Entscheidungen.
    Sehr informativ, anregend zum weiteren Googeln.