Verbrannte Gnade
Als ihre Klosterschule Ziel eines Brandanschlags wird und der Hausmeister Jack tot aufgefunden wird, stürzen die Schwestern und die umliegende Gemeinde ins Chaos. Unzufrieden mit den Ermittlungen der Behörden ist die eigensinnige Schwester Holiday, die gerne Punkrock hört und Kette raucht, entschlossen, den Täter selbst zu finden. Ihre Ermittlungen führen sie in der schwülen Hitze von New Orleans auf einen verschlungenen Pfad voller Verdächtigungen und Geheimnisse, der sie gegen ihre Mitschwestern aufbringt. Aber Schwester Holiday ist keine Heilige. Um den Fall zu lösen, muss sie sich mit den Sünden ihrer Vergangenheit auseinandersetzen... (Verlagsbeschreibung)
Trotz der schwülen Hitze in New Orleans muss Schwester Holiday neben ihrem Habit ein Tuch um ihren Hals tragen sowie Handschuhe, was ihren zahllosen Tattoos zu verdanken ist, die sich für eine Ordensschwester wohl nicht gehören. "Lost" steht beispielsweise auf einem Handrücken, "Soul" auf dem anderen. Dies lässt auf eine äußerst bewegte Vergangenheit schließen, und wie sich im Verlauf des Romans herausstellt, ist dem auch so. Eine queere, saufende, rauchende, gewaltbereite, tätowierte Punkrock-Nonne - das ist schon eine außergewöhnliche Protagonistin. Aus ihrer Ich-Perspektive heraus wird das Geschehen denn auch erzählt, so dass man beim Lesen nie mehr weiß als sie und alles genauso wahrnimmt wie sie.
"Ich hatte natürlich kein Geld für Zigaretten, aber zu rauchen, was ich von meinen Schülern konfiszierte, ging in Ordnung. (...) Und Schwester Honor sagt, Verschwendung sei eine Sünde." (S. 14)
Als in der Klosterschule, in der Holiday Musik unterrichtet, ein Brand ausbricht und der Hausmeister dabei zu Tode kommt, gerät die Novizin selbst unter Verdacht. Weil sie den Polizisten nicht traut und sich mit deren halbherzigen Ermittlungen nicht anfreunden kann, beschließt Holiday selbst zu ermitteln. Schließlich kennt sie alle Personen im Kloster sowie in der Schule, und sie hat Zugang zu allen Örtlichkeiten. Sie hält sich jedenfalls für eine begnadete Ermittlerin und wird auch nicht müde, dies immer wieder zu betonen. Allerdings... Jedem seine Wahrnehmung - aber wenn die Leserschaft nicht überzeugt werden kann, stimmt offenbar etwas nicht. Das Talent von Holiday habe ich jedenfalls bis zum Schluss vermisst. Zufälle und sich aufdrängende Erkenntnisse führen hier letztendlich ans Ziel. Bis auf das turbulente und abrupte Ende hält sich die Spannung denn auch in Maßen.
"Die Schüler und Eltern der Saint Sebastian's hatten scheinbar vergessen, dass die Schwestern vom Erhabenen Blut ein moderner Orden waren. Schwester Augustine hatte öfter Handschellen getragen als ich..." (S. 221)
Ein wenig kommt es mir so vor, als hätte Margot Douaihy versucht, eine hardboiled detective novel in "modern" zu kreieren. Statt eines typischen Lonesome Cowboy als Detektiv tritt hier besagte schräge Nonne an, die ebenso einsam ist. Allerdings verwischt der Eindruck der toughen Ermittlerin gleich wieder, weil hier viel auf Holidays Vergangenheit eingegangen wird, wodurch sich klärt, weshalb sie überhaupt auf die Idee kam, eine Nonne zu werden. Mit sich selbst ist sie jedenfalls alles andere als im Reinen. Gleichzeitig werden viele andere Themen angerissen, die der Autorin offenbar auf den Nägeln brennen: die verlogene Rolle der katholischen Kirche (alte weiße Männer, Bereicherung um jeden Preis, Patriarchat), die korrupte Polizei (unfähig, machtgierig, desinteressiert, geldgeil), das Gerichtswesen (wer die beste Performance abliefert, gewinnt den Prozess - um Gerechtigkeit geht es hier kein bisschen), Queerness und die damit verbundenen gesellschaftlichen wie persönlichen Probleme, Freundschaft und Verrat, die Rolle des Glaubens in der heutigen Zeit, Alkohol-/Drogen-/Medikamentenmissbrauch, Umgang mit Schuld u.v.m. In der Summe doch eher ein bunter Eintopf denn ein Krimi.
"Die Luft war dick und staubig, als wäre sie auf eine Schlägerei aus." (S. 5)
Der Schreibstil ist dazu noch - gewöhnungsbedürftig. Die Autorin unterrichtet selbst kreatives Schreiben an einem amerikanischen College und hat bisher Poetry (Dichtung) veröffentlicht. Das ist dem Roman anzumerken, wobei ich v.a. die zahllosen Sprachbilder/Metaphern/Vergleiche oft als sehr bemüht und eher holprig als eingängig empfand. Ob das an der Übersetzung liegt oder eine besondere Note der Autorin ist, kann ich natürlich nicht sagen. So war das Lesen aber doch etwas anstrengend. Gefallen hat mir dagegen der oft etwas zynisch-bittere Humor, der das ansonsten meist eher ernste Geschehen ein wenig auflockerte.
Ich kann auch nicht sagen, dass mir der Roman gar nicht gefallen hätte. Es gab interessante Ansätze sowie eine außergewöhnliche Protagonistin, und letztlich wurde der Fall auch geklärt. Aber Erwartungen wie "Krimi" oder etwas à la "Sister Act" werden hier halt enttäuscht. Dennoch würde mich interessieren, wie es mit Schwester Holiday weitergeht, in den USA ist der zweite Band auch bereits erschienen.
Mal was anderes - in der Umsetzung aber mit Luft nach oben...
© Parden
Ihr Leben verlief nicht immer geradlinig, das hat ihr einige Tattoos eingebracht und einen besonderen Musikgeschmack. Von ihrer Liebe zu Frauen hat sie sich eine Auszeit verschrieben. Sister Holiday ist in ein Kloster in New Orleans eingetreten und unterrichtet in einer katholischen Schule, die zum Kloster gehört. Lehrer und Schüler sind gleichermaßen entsetzt als es in der Schule brennt. Doch Sister Holiday ist es, die es so eben schafft, zwei Schüler zu retten. Leider jedoch kann Jack, der Hausmeister, nur tot geborgen werden. Alles deutet auf Brandstiftung hin und Sister Holiday will herausfinden, wer einen Grund hatte der Schule zu schaden.
Mit diesem ersten Band einer neuen Reihe startet eine Amateur-Detektivin mit ihren Ermittlungen, die überrascht. Sie ist nicht mit Pater Brown zu vergleichen. Sister Holiday hat ihren eigenen Charme. In ihrer Jugend hat sie nichts ausgelassen, doch als ihre Freundin Nina einen Mann heiratet, ist sie verzweifelt. Nicht nur das, aber auch das veranlasst sie, sich vom weltlichen zurückzuziehen und im Kloster ein anderes Leben zu suchen. Sister Holiday merkt jedoch bald, dass sie immer noch nah am Leben dran ist. Nach der Brandstiftung unternimmt sie deshalb alles, um den Täter zu finden. Dabei hilft sie der Feuerwehrinspektorin Magnolia Riveaux.
Noch ist die Detektei Erlösung nicht geboren, aber dennoch stellen die beiden Frauen jede auf ihre Art Nachforschungen an. Das tun sie auf spannende Weise. Es ist nicht so einfach, dieses Rätsel zu entschlüsseln. Schließlich ist es kaum zu fassen, eine Brandstiftung in einer Schule und es wird in Kauf genommen, dass Menschen zu Schaden kommen. Kann es ein Schüler gewesen sein oder gar eine der Schwestern, jemand vom Personal oder jemand von außen. Auch als Leser oder Hörer beginnt man mitzurätseln und ist dann doch überrascht, ob des ein wenig abgehobenen Finales. Sister Holiday ist eine Ermittlerin, die neugierig macht und viel Sympathie weckt. Eine Reihe, die sich sicher noch entwickeln kann, die man sich dennoch gerne merkt.
Das Hörbuch wird hervorragend vorgetragen von Gisa Flake, die den handelnden Personen auf eine Art eine Stimme verleiht, dass man glaubt, man könne sie sich richtig vorstellen.
Was einen aber wirklich auf das Buch aufmerksam macht ist das psychedelisch farbenfrohe Cover, welches einem das Besondere an Sister Holiday nahebringt.
3,5 Sterne
Enttäuschend
Schwester Holiday gönnt sich gerade hinter dem Kloster eine Zigarette, als es einen Brandanschlag gibt und der Hausmeister brennend aus dem zweiten Stock fällt. Da sie mit der Ermittlungsarbeit der Polizei unzufrieden ist, nimmt Holy ihre eigenen Ermittlungen auf. Was sie dabei herausfindet, bringt sie in Gefahr.
Der Klappentext des Buches versprach einen Krimi mit einer ungewöhnlichen Hauptfigur und hörte sich vielversprechend an, aber leider wurde ich enttäuscht. Nun, es ist eine außergewöhnliche Ermittlerin, die hier auf eigene Faust die Sache klären will. Holy ist Novizin im Kloster und kein unbeschriebenes Blatt. Sie hat es nicht leicht im Kloster, denn sie ist queer, tätowiert, raucht Kette und hört Punkrock. Außerdem ist sie eigensinnig und rebellisch. Sie hat sich ins Kloster zurückgezogen und unterrichtet die Schüler in der Klosterschule in Musik.
Ich hatte aber ständig den Eindruck, dass es mehr um Schwester Holiday geht als um den Fall. Mir wäre es liebe gewesen, wenn der Kriminalfall im Vordergrund gestanden hätte. Zwischendurch gibt es Indizien, die den Verdacht sogar auf Schwester Holiday lenken.
Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, lässt sich aber gut lesen, doch zwischendurch gab es auch immer wieder Längen. Die Spannung hielt sich in Grenzen. In Rückblenden erfahren wir vom Vorleben Holys. Die anderen Charaktere sind nicht besonders interessant ausgearbeitet.
Das Ende kam etwas abrupt und hat mich nicht überzeugt.
Mich hat dieser Roman nicht gepackt und ich denke, dass ich die Reihe nicht weiter verfolgen werde.