Der Aufruhr unserer Herzen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Aufruhr unserer Herzen: Roman' von Ginevra Lamberti
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Aufruhr unserer Herzen: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:272
Verlag: Piper
EAN:9783492072304

Rezensionen zu "Der Aufruhr unserer Herzen: Roman"

  1. 4
    27. Aug 2024 

    Erst im Nachhinein erkenne ich die Qualität des Romans

    Klappentext:
    Ein entlegenes Tal in Venetien, eine Flucht in die wilden Siebziger, eine Liebe jenseits jeder Vernunft
    Das Tal, in dem Costanza aufwächst, scheint in der Zeit erstarrt, genau wie die Menschen mit ihren Regeln und Riten. Während der Krieg ihre Mutter Augusta noch nach Mailand verschlug, bevor sie in der Enge des Tals Halt fand, träumt die Tochter vom unbändigen, wahren Leben. Sie treibt sich herum, reißt aus und kehrt heim, bis sie Claudio kennenlernt – gemeinsam bricht das Paar auf und geht voller Hoffnung nach Rom. Doch Überschwang und Hedonismus, die Costanza zunächst anzogen, bringen bald ganz eigene Abgründe mit sich.

    Meine persönlichen Leseeindrücke
    Im neuen Roman von Ginevra Lamberti „Der Aufruhr unserer Herzen“ treffen drei Handlungsstränge aufeinander: in einem wird mit Leben abgerechnet, in einem zweiten wird über zerrütteten Beziehungen erzählt und im Dritten fügen sich unterschiedliche Schicksale langsam zu einem Gesamtbild zusammen. Hauptprotagonistin ist Costanza, deren Leben in zeitlich unordentlicher Reihenfolge in einzelnen Bildern erzählt wird, und dadurch die drei unterschiedlichen Handlungsstränge vereint.

    Die Lektüre ist eine fordernde Einladung, sich Costanzas Leben anzuschauen. Genauso wie das entlegene Tal wenig freundlich stimmt, gleicht die Familie, in der Costanza aufwächst, einer starren, alten Welt und der Wunsch auszubrechen, scheint umso verständlicher.

    Der Vater wollte einen Sohn, aber lieber von seinen verstorbenen ersten Frau, die Mutter eine Puppe. Unfähig miteinander zu kommunizieren, leben sie in einem gelben Haus im Tal, in dem alten bäuerliche Riten, Aberglaube, Dorfgerüchte regieren und alten Hexen wohnen. Costanza will hier nicht bleiben und sucht nichts anderes als nach einer Möglichkeit, woanders hin zu gelangen.

    Costanzas gnadenlos ungerechtes Leben ist der Erzählbogen, der von Aufbruch, Heimkehr, Freundschaft, Liebe und Scheitern handelt und in dem wenig Liebe und Zuneigung Platz haben, dafür aber Härte, Verirrung, Konflikte die Geschehnisse lenken. Das unbändige, wahre Leben hat Costanza nicht erlebt, es bleibt ihr am Ende nur die Fluch nach vorne.

    Anspruchsvoll ist die Geschichte, nicht nur wegen der dauernd wechselnden Zeitebenen, die mir das Lesen nicht unbedingt leichter gemacht haben, sondern auch wegen der vielen Namen (vier Generationen von 2 Familien!), die mich trotz der Namensliste am Ende des Romans mehr als einmal durcheinander gebracht haben. Zu keiner Zeit drangen die Figuren zu mir durch und immer wieder musste ich mich sammeln, verstehen wo ich bin und von wem ich gerade lese.

    Schade, denn jetzt im Nachhinein, das Buch habe ich vor ein paar Tagen zu Ende gelesen, erkenne ich Ginevra Lambertis Fähigkeit, durch ihre kontrollierte Sprache, die sich nicht scheut, mir Engagement und Scharfsinn abzuverlangen, Costanzas Schicksal zu erzählen.

    Fazit
    „Der Aufruhr unserer Herzen“ ist ein Roman über menschliche Beziehungen und über das Leben in einem abgeschiedenen Tal. Es ist die Geschichte von Costanza und ihren verzweifelten Versuch sich zu entwickeln, trotz der starken emotionalen Bindung zu einem Ort, von dem sie sich nicht lösen kann.